Herzen im Feuer
sich darüber?«
»Daß Nicholas Beaumarais gekauft hat? Aber natürlic h, meine Liebe, denn das bedeutet, daß ich nicht hinausgeworfen werde. Wenn Amaryllis den Besitz erworben hätte, wäre das unweigerlich gesche- hen«, sagte er mit offenkundiger Erleichterung.
Mara erwiderte sein Grinsen mit einem Lächeln und schaute sich in seinem Salon um. Es war ein geschmackvoll eingerichteter Raum, dessen elegante Möbel, Gemälde und Kunstgegenstände, die Etienne auf seinen langen Reisen gesammelt hatte, in allen Farben leuchteten. Ein gefirnißter Ebenholzsekretär, eine mit Intarsien verzierte Kom- mode aus Atlas- und Rosenholz, deren brauner Lack Wärme aus- strahlte, ein Barocktisch mit vier Beinen in Form von Bronzestatuen und eine mit Blattgold belegte Konsole buhlten um die Aufmerksam- keit des Betrachters, während die schweren roten Vorhänge vor den Fenstern an Farbenpracht mit dem juwelengleichen Rot und Blau des Perserteppichs wetteiferten. Aber dann fiel Maras Blick auf einen zierli-
chen Lehnstuhl, dessen geschnitztes Gestell mit demselben Motiv be- malt war, das auch die Stickerei der Bezüge zeigte.
»Als ich diesen armen kleinen Stuhl kaufte, versicherte man mir, er habe einst Marie-Antoinette gehört«, erläuterte Etienne, als er Maras Interesse gewahr wurde.
»Er ist atemberaubend schön, Etienne«, erklärte Mara voller Bewun- derung und Ehrfurcht.
»Merci. Ich wünschte, Sie könnten den Rest meiner Sammlung in Paris sehen. Dort besitze ich ein kleines Haus, in dem ich die meisten meiner Schätze aufbewahre.« Maras Bewunderung erfüllte Etienne mit Stolz.
»Heißt das, Sie besitzen noch mehr?« fragte Mara fassungslos. Ihr Blick schweifte über die Glasvitrinen, in denen sich geschnitzte Elfen- beinfiguren, reichverzierte orientalische Vasen und Drucke, zahllose Schachteln, Krüge, Schalen und Kerzenständer ein Stelldichein gaben.
»Meine Liebe, ich besitze so viel, daß ich das gesamte Haupthaus in Anspruch nehmen müßte, um alles aufzustellen«, lachte Etienne.
Mara lächelte. Etienne war wie ein kleiner Junge, der seinen Freun- den seine Lieblingsspielzeuge vorführt.
»Ein andermal werde ich Ihnen auch noch meine Fächersammlung zeigen«, versprach Etienne. »Ich habe erst kürzlich einen erworben, der Katharina der Großen gehört hat«, vertraute er ihr an. »Kann ich Ihnen wirklich keinen Tee anbieten?«
»Nein, vielen Dank. Eigentlich war ich ja auf der Suche nach meinem Neffen Paddy. Er sollte in seinem Zimmer spielen, aber er ist einfach verschwunden«, antwortete ihm Mara. »Ich muß ihn suchen, vor allem, da es so aussieht, als würde es bald regnen.«
»Vielleicht kann ich Ihnen ja dabei helfen. Sollen wir einmal in den Stallungen nachsehen?« schlug Etienne vor und holte seinen Stock und seine Handschuhe. Er setzte sich den schwarzen Seidenzylinder auf und führte sie hinaus.
Paddy war tatsächlich im Stall. Mara hörte ihn kichern und fröhlich schwatzen. Sie folgten dem Geräusch und entdeckten ihn in der Ecke einer leeren Box. Alain lehnte an der Tür. Als sich Mara mit raschelnden Röcken näherte, drehte er sich um, schaute sie nachdenklich an und schüttelte den Kopf.
»Man könnte glauben, der Junge hat noch nie eine Hündin mit ihren Welpen gesehen«, bemerkte er verwundert.
»Das hat er wahrscheinlich auch nicht«, bestätigte Mara seine Ver- mutung. »Wir haben immer in der Stadt gelebt, und da wir soviel gereist sind, hat Paddy nie ein Haustier gehabt.«
Alain nickte verständnisvoll. »Rühr sie nicht an«, riet er Paddy, denn ein mißtrauisches Knurren tönte von unten herauf, »sonst beißt sie dir den Finger ab.«
Paddy machte einen Satz, als hätte die Hündin ihn tatsächlich gebis- sen. Seine dunklen Augen rundeten sich. »Ich wollte doch nur die kleinen Babys streicheln«, beschwerte er sich.
»Sie wacht eifersüchtig über ihren Wurf, und sie versteht nicht, daß du ihnen nichts Böses tun willst«, erklärte Alain. »Vielleicht möchtest du gern eine friedfertigere Mutter kennenlernen«, schlug er dann vor und führte sie durch den Stall bis zu einer sanftmütigen Stute und ihrem neugeborenen Fohlen. Alain hob Paddy hoch und setzte ihn auf den Rand der Box, so daß er, außer Reichweite von allen Hufen, hinein- schauen konnte.
»Mara hat mir eben berichtet, daß heute morgen Besuch auf Beauma- rais war«, sagte Etienne mit einem spröden Lächeln zu seinem Sohn.
»Madame Saint Laurens von Sandrose«, vermutete Alain richtig. Sein Blick
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