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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Kutsche schweifen. Dann seufzte er und nahm den Faden wieder auf.
    »Philippe bat mich um Hilfe. Aber ich möchte klarstellen, daß ich keineswegs so selbstlos war, wie es scheinen mag. Ich übernahm die Verantwortung für Olivia und Alain. Auf diese Weise wurden Daniel- les Befürchtungen vollkommen zerstreut, und Alain bekam einen Va- ter. Für mich war das kein großes Opfer, denn ich hatte Olivia schon immer geliebt«, gestand Etienne. »Doch Philippe war ihr zuerst begeg- net, und, nun, neben seiner einnehmenden Erscheinung, kam ich nicht zur Geltung. Olivia hatte immer nur Augen für Philippe gehabt.«
    »Françoise?« fragte Nicholas leise. »Ist sie auch meine Schwester?«
    Etienne schüttelte den Kopf. »Nein, Françoise ist meine Tochter. Ich glaube, ich machte Olivia glücklich, und ich glaube auch, daß sie mich irgendwann liebgewann. Trotzdem konnte ich Philippes Platz in ihrem Herzen niemals einnehmen. Er war dir sehr ähnlich, Nicholas. Ich glaube, wenn dir eine Frau einmal ihr Herz geschenkt hat, wird es ihr nie wieder gehören. So war es auch mit Olivia. Trotzdem war ich dankbar, wenigstens ein kleines Plätzchen in ihrem Herzen erobert zu haben, und sie war immer gut und aufrichtig zu mir.«
    »Und Alain erfuhr nie, daß Philippe sein Vater war?« fragte Nicho- las, den Etiennes Geständnis sehr berührte.
    »Nein, er war zu jung, um sich noch an Philippe zu erinnern. Und später war ich immer in der Nähe. So wurde ich sein Vater«, erklärte Etienne. »Nachdem Danielle gestorben war, gab es keinen Grund, das Geheimnis zu lüften, denn inzwischen war er schon erwachsen. Und inzwischen wart ihr, François und du, Philippes Söhne. Verzeih mir, Nicholas«, bat Etienne unglücklich, »daß ich dich des Mordes an François für schuldig hielt. Die Wahrheit hätte ich mir niemals vorstel- len können.« Er legte sein Gesicht in die Hände, rieb sich die Tränen aus den Augen und schaute verzweifelt wieder auf. »Ich hätte nie glauben können, daß Alain zu so etwas fähig ist. Mon Dieu, ich hatte keine Ahnung, daß er wußte, wer sein leiblicher Vater ist. Vielleicht habe ich ihn nicht genug geliebt... Ich weiß es nicht, aber vermutlich sah ich ihn immer als Philippes Sohn. Vielleicht habe ich ihn, ohne es zu merken, abgelehnt. All die Jahre hat er es gewußt - und gewartet. Wie muß er sich gefühlt haben, als Celeste einen Sohn gebar und alles, wofür er gearbeitet hatte, ihm unter den Händen zerrann. Er muß verzweifelt gewesen sein. Deshalb unternahm er einen letzten Versuch.«

»Glaubt er wirklich, er ist Herr über Beaumarais?« fragte Nicholas.
    Etienne zuckte mit den Achseln. Verzweiflung stand auf sein Gesicht geschrieben. »Er weiß nicht, was er tut, Nicholas. Diese Krankheit plagt ihn schon seit Jahren. Damit leben zu müssen, seinen Bruder ermordet zu haben«, sagte Etienne, hielt dann aber abrupt inne. »Ver- zeih mir, Nicholas, auch du mußtest ja all die Jahre damit leben.
    Aber Alain wußte, daß er sich schuldig gemacht hatte. Jahrelang hatte er gehofft, Beaumarais zu erben, aber als Philippe die Wahrheit herausfand, schnitt er Alain aus seinem Leben, wie man ein brandiges Bein amputiert. Das war zuviel für Alain. Wahrscheinlich ist er darauf- hin verrückt geworden. Der Arme. Ich habe Mitleid mit ihm, ja«, sagte Etienne fest, denn er sah die Kälte in Nicholas' Blick, »ich habe immer noch das Herz, für ihn zu empfinden, denn er war mir wie ein eigener Sohn.«
    »Verlang das nicht von mir, Etienne«, erklärte Nicholas ihm, »Er hat meine Familie zerstört. Er hat Beaumarais zerstört und mein Leben. Das werde ich ihm nie verzeihen können«, sagte er kalt. Mara spürte instinktiv, daß Nicholas Alain noch einmal aufsuchen würde. Und nur einer von beiden würde Beaumarais lebend verlassen.
    Mara wurde gewahr, daß die Kutsche immer langsamer wurde und sich nur noch ruckweise über die Straße schob. Nicholas schaute aus dem Fenster und sah den dicken Schlamm, durch den sich die Kut- schenräder wühlten, und die dicken Schmutzkrusten an den Speichen. Schließlich blieben die Pferde stehen. Nicholas öffnete die Tür, sprang hinaus und versank bis zu den Knien in hellrotem Schlamm.
    »Ist alles in Ordnung, meine Liebe?« fragte Etienne leise und schaute sie besorgt an.
    Mara lächelte schwach und mit zitternden Lippen, aber sie tätschelte seine blaugeäderte Hand. »Mit mir ist alles in Ordnung, aber ich mache mir Sorgen um Sie, Etienne. Für Sie war es viel schmerzlicher als

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