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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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eigene Verletzung vollkommen vergessen hatte. Aufmerksam fühlte sie seinen Puls, der in rasendem Tempo in seiner Halsschlagader schlug.
    Amaryllis erwartete die merkwürdige Prozession bereits auf der Treppe. Als sie Nicholas bewußtlos in Maras Armen liegen sah, erteilte sie umgehend die nötigen Befehle, und ein paar kräftige Sklaven brach- ten Nicholas in Sicherheit.
    Nicholas war mehrere Tage lang bettlägerig, in denen der Sturm unab- lässig tobte. Sogar Sandrose geriet in Bedrängnis, denn die Flut stieg höher und höher. Doch die hohen Stützpfeiler bewahrten das Haus vor größeren Schäden. Niemand wußte, was aus Beaumarais und Alain geworden war, und nur Etienne machte sich Gedanken über seinen Stiefsohn.

Mara starrte in die Flammen eines wärmenden Feuers, das im Salon brannte. Es war ungewöhnlich ruhig. Sandrose beherbergte immer noch Gäste, die zu dieser frühen Stunde aber noch nicht auf waren. Das Haus war still und friedlich.
    Mara ging zu den hell lodernd en Scheiten hinüber und rieb sich die Hände in der aufsteigenden Hitze. Ihre braune Samtjacke nahm die Wärme dankbar auf. Die Flammen warfen tanzende Schatten auf ihr bleiches Gesicht, als sie schweigend ins Feuer blickte und an Nicholas dachte, der einsam in seinem Zimmer lag. Sie hatte ihn nur einmal zu Gesicht bekommen, spätnachts, als alle schliefen und Amaryllis' Wache kurzfristig unaufmerksam gewesen war. Denn Amaryllis hatte strikte Anweisung gegeben, Nicholas nicht zu stören, und niemand außer ihr durfte sein Zimmer betreten.
    Mara hatte den Augenblick sorgfältig gewählt und war auf Zehen- spitzen in den Raum geschlichen, um die schlafende Dienerin nicht aufzuwecken, die neben dem Bett auf einem Stuhl saß. Von tiefer Liebe erfüllt hatte sie in sein Gesicht geblickt. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt, es zu streicheln, aber sie mußte sich damit zufriedengeben, neben seinem Bett zu stehen und diese paar wertvollen Minuten schweigend zu genießen. Nicholas würde sich wieder erholen. Er war kräftig genug und hatte die Reste des gefährlichen Gifts ausgeschieden. Jetzt brauchte er vor allem Ruhe.
    »Mademoiselle O’Flynn.«
    Erschrocken drehte Mara sich um. Sie knetete nervös die Hände, als Amaryllis ins Zimmer kam.
    »Sie sind früh auf, Mademoiselle«, eröffnete ihre Gastgeberin das Gespräch und bedeutete der nachfolgenden Dienerin mit herrischer Geste, das Tablett mit dem Tee neben dem Sofa abzustellen.
    Amaryllis sah Mara freundlich an. Ein warmes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus, das sie unglaublich schön machte. Sie trug ein hellblaues Morgenkleid mit tiefem, spitzenverziertem Ausschnitt. Ihre goldenen Locken wurden von zwei juwelenbesetzten Kämmen gehal- ten.
    »Da Sie Irin sind«, begann sie, ohne daß Mara ihr herablassender Tonfall entgangen wäre, »dachte ich, Sie würden vielleicht gern eine Tasse Tee mit mir trinken. Mara nahm einen kleinen Schluck aus der Tasse, die Amaryllis ihr reichte, und ihre Augen glänzten merkwürdig, als sie höflich bemerkte: »Ein bißchen schwach, aber ganz annehmbar.«

Das leichte Lächeln, das um ihre Lippen lag, verbreiterte sich leicht, als sie registrierte, daß sie Amaryllis für einen kurzen Augenblick in Verlegenheit gebracht hatte. Brendan wäre stolz auf mich gewesen, dachte Mara erheitert. Sie nahm noch einen Schluck und erwiderte scheinbar ungerührt Amaryllis' Blick.
    Amaryllis' blaue Augen wurden schmal, und ihre Lippen verzogen sich zu einem angestrengten, aber entschlossenen Lächeln. Ich hatte gehofft, ich könnte Ihnen diese peinliche Situation ersparen, Made- moiselle O’Flynn«, begann sie zögernd, als wäre ihr sehr unangenehm, was sie jetzt sagen mußte, aber so leicht ließ Mara sich nicht hinters Licht führen. Amaryllis war eine miserable Schauspielerin. »Doch wenn ein Gast allzulange bleibt, ist es die Pflicht des Gastgebers, ihn darauf hinzuweisen.«
    Mara ließ sich ihre Überraschung in keiner Weise anmerken. »Ich verstehe. Ich muß Sie um Verzeihung bitten, denn mir war nicht bewußt, daß ich Ihnen zur Last falle. Außerdem konnte ich nicht einfach abreisen, ohne sicher zu sein, daß Nicholas sich erholen würde.«
    »Natürlich«, gab Amaryllis ihr recht und lächelte verständnisvoll. »Das ist auch sehr anerkennenswert. Aber wie Sie jetzt wissen, wird sich Nicholas voll und ganz erholen. Selbstverständlich braucht er in der nächsten Zeit viel Ruhe, und welcher Ort würde sich dafür besser eignen als Sandrose, wo ihm

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