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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hoch hinaus, Mädchen. «
    »Nein, ich habe dich durchaus verstanden. Was du nicht verstehst, ist, dass ich die Dinge nie so akzeptieren werde, wie sie sind. Meine Mutter ist einmal versklavt worden, nachdem sie, genauso wie ich, gefangen genommen wurde. In ihrer Heimat war sie die Tochter eines großen Herrschers und entsprechend stolz. Sie wollte sich nie eingestehen, dass sie die Sklavin des Mannes war, der sie besaß. Sie hat es sich selbst gegenüber geleugnet. Ganz so stur bin ich nicht. Ich bin mir über meinen derzeitigen Status im klaren. Und doch bin ich die Tochter meiner Mutter. Ich kann keine Sklavin bleiben, Eda.«
    »Du hast keine andere Wahl.«
    Kristen wandte sich ab und ließ ihren Blick über die Halle gleiten, in der jetzt nur noch ein paar Fackeln brannten. Ansonsten lag sie im Dunkeln. Während sie dort gesessen und ihren niedergeschlagenen Überlegungen nachgehangen hatte, hatten sich fast alle Gäste zurückgezogen. Überall wurden Strohsäcke ausgebreitet, denn nicht nur Royce' Gefolgsmänner und Dienstboten schliefen hier, sondern auch die der Gäste. Sie hatte nicht beobachtet, wie sich Royce und diese Dame auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte.
    »Bleibt sie über Nacht?« fragte Kristen Eda.
    Die alte Frau knurrte unwirsch, denn sie wuss te ganz genau, von wem die Rede war. »Ja , sie wollten absolut nicht bei Dunkelheit heimreiten. Ich habe mir den Mund fusselig geredet, doch meine Worte sind auf taube Ohren gestoßen. Komm, du schläfst heute Nacht bei mir. «
    Eine neue Woge von Schmerz rollte über Kristen hinweg, doch sie verbarg ihre Gefühle hinter einem stoischen Gesichtsausdruck. »Dann schläft sie also bei ihm?«
    »Du solltest dich schämen, so etwas zu denken!« schalt Eda. »Du weißt, dass wir oben nur sechs Zimmer haben. Die Damen sind bei Lady Darrelle und Meghan einquartiert worden. Lord Alden hat dem König sein Zimmer abgetreten und sich zu seinen Gefolgsleuten gelegt, denen die beiden anderen Zimmer zur Verfügung gestellt worden sind. «
    »Und warum ... «
    »Psst«, zischte Eda. »Es behagt Milord gar nicht, aber da Lord Averill und sein Sohn heute gekommen sind, konnte er sein eigenes Zimmer nicht mehr für sich beanspruchen. Es war beim besten Willen kein anderes Zimmer mehr frei. «
    Kristen stellte sich vor, das Royce sein Bett mit seinen zukünftigen Schwagern teilen muss te, und fast hätte es ihr ein Lächeln entlockt. Aber nur beinah.
     

30
    Kristen hätte auch dann nicht geschlafen, wenn sie nicht unbequem unter einer dünnen Decke auf dem harten Fußboden gelegen hätte. Sie horchte auf das Schnarchen der anderen, setzte sich langsam auf und sah sich um. Nur wenige Frauen schliefen dicht neben ihr, aber doch nicht so nah, dass sie sie hätte stören können. Sie hatte nur darauf gewartet, dass Eda einschlief. Sie hätte gern noch etwas länger gewartet, um nicht zu riskieren, dass doch noch jemand wach war, aber sie konnte es sich nicht leisten, zuviel Zeit zu vergeuden.
    Sie würde fortgehen. Die Entscheidung war ihr leicht gefallen, denn vermutlich war es ihre einzige Chance. Sie hatte Royce am Abend zuvor gefragt, wie lange sein König noch bleiben würde. Das war das einzige, was sie zu ihm gesagt hatte, nachdem er mit ihr geschlafen hatte, und er hatte ihr die Frage nichtbeantworten können. Es konnte sein, dass er am nächsten Morgen aufbrach, aber vielleicht blieb er auch noch eine ganze Woche, aber wenn Alfred erst fort war, würde Kristen ihre Kette wieder angelegt bekommen. Außerdem wäre es schwieriger gewesen, sich aus seinem Zimmer zu schleichen als aus der überfüllten Halle.
    Die Fenster standen offen, und sie brauchte nur hinauszuspringen, um ins Freie zu gelangen. Außerdem hatte sie jede Menge Zeit, vor dem Morgen schon eine weite Strecke zurückzulegen, und vorher würde niemand sie vermissen.
    Die Entscheidung war ihr wirklich leicht gefallen. Kristen hatte nur nicht damit gerechnet, dass ihr Entschluß von einem solchen Trübsinn begleitet würde. Obwohl hier keine Hoffnung für sie bestand, wurde ihr bei dem Gedanken, Royce nie wieder zu sehen, ganz wehmütig ums Herz.
    Sie warf einen allerletzten Blick auf Eda, die auf dem Rücken lag und ermattet eingeschlafen war. Auch diese alte Frau würde ihr mitsamt ihrer Verschrobenheit und ihrer mürrischen Zuneigung fehlen. Und die kleine Meghan, der es mit ihrer Neugier und ihrem stummen Flehen um ihre Freundschaft gelungen war, Kristen ihre Sorgen zumindest vorübergehend vergessen zu

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