Herzen in Flammen
naiv! Bloß, weil sich ihr Vater in seine Sklavin verliebt und sie geheiratet hatte, hieß das noch lange nicht, dass es hier in Wessex genauso kommen konnte. Aufgrund der isolierten Lage, die sie von den restlichen Landesteilen abschnitt, stellte ihre Familie zu Hause ihre eigenen Gesetze auf. Ihr Onkel Hugh war ein Jarl und von seiner Amtsgewalt her so mächtig in Norwegen wie hier König Alfred. Doch selbst unter diesen Umständen hatte ihre Mutter erst aus der Sklaverei befreit werden müssen, ehe Garrick sie heiraten konnte. Norwegen hatte, was Sklaven betraf, seine eigenen Gesetze, die die Liebe nicht aus dem Weg räumen oder umgehen konnte. Und hier gab es so viele Herrscher und so viele Gesetze! Hatte Royce sie nicht selbst für verrückt erklärt, als sie von einer Heirat mit ihm gesprochen hatte?
Als sie ihn jetzt mit seiner Verlobten sah, wurde Kristen klar, dass sie verrückt gewesen sein muss te, sich auch nur einzubilden, sie könnte ihn je ganz für sich allein haben. Nicht ein einziges Mal hatte sie die Dinge von Royce' Warte aus betrachtet. Er hatte ihr einmal gesagt, sie sei schlechter gestellt als die niedersten Leibeigenen - er hatte es im Zorn gesagt, das stimmte schon -, aber wie nah kam das dem, was er wirklich empfand? Sie war eine Sklavin. Er hatte viele Sklaven. Jetzt wärmte sie sein Bett, aber bald würde er zu diesem Zweck eine Ehefrau haben. Seine Sorge um Kristen war nur die, die er jedem seiner Besitztümer gegenüber aufgebracht hätte.
»Du hängst wohl deinen Träumen nach, was?«
Es dauerte einen Moment, ehe Kristens Blick auf Eda fiel. »Ja , vermutlich. «
Eda sah sie vielsagend an, denn sie hatte den Jammer aus ihrer' Stimme herausgehört. »Du hast immer zuviel erwartet, Mädchen.«
»Ich weiß. «
Eda schüttelte den Kopf. »Du solltest dankbar sein für das, was du hast. Du bist am Leben, obwohl er dich hätte töten können - und auch die, die du deine Freunde nennst. Er kümmert sich um dich. Um Gottes willen, er beschützt dich sogar vor anderen Männern! Heute Nacht wird die Hälfte der Mädchen hier von diesen jungen Lümmeln vernascht, aber du nicht.«
»Du brauchst mir nicht zu erzählen, wie gut ich es habe. «
»Oho!« Eda kicherte, als sie das hörte. Nicht ohne eine gewissen Sarkasmus sagte sie: »Wenn dir nicht pass t, was du hast, kannst du dich jederzeit nach einem neuen Mann umsehen. Ich habe Augen im Kopf, und ich habe beobachtet, wie diese jungen Herren dich ansehen. Wenn du Milord brav bittest, verkauft er dich vielleicht, wenn er heiratet.«
»Ja , vielleicht werde ich das tun. «
»Also, sowas! Nein, Mädchen. Das war nur ein Scherz. Wenn du das tust, werden wir alle unter dem Sturm leiden, den du über uns heraufbeschwörst. «
»Du redest Unsinn, Eda.«
»Ich sage dir im Ernst, er wird dich nie verkaufen. Du bist doch nicht dumm«, sagte Eda ungeduldig zu ihr. »Du weißt doch selbst, dass das, was du tust, krasse Auswirkungen auf sein Verhalten hat.«
»Stimmt nicht«, gab Kristen zurück.
»Ach? Und was ist mit der Woche, in der ihm nichts ge pass t hat, mit dieser Woche, in der du ihn jede Nacht fortgeschickt hast - wie nennst du denn das, Mädchen? Jeder in diesem Haus hat ge wuss t, dass du der Grund für seine schlechte Laune warst, wenn auch nur ich ge wuss t habe, weshalb. « Eda kicherte jetzt wieder. »Aber sobald er dich in seinem Bett hatte, war er wieder gutgelaunt.«
Kristen schlug die Augen nieder und spürte die glühende Röte in ihre Wangen steigen. »Gut, vielleicht will er mich im Moment, aber es wird nicht so bleiben. «
»Dieser Mann wird dich immer begehren, Mädchen. Das sehe ich daran, wie er dich behandelt. Ich könnte dir noch andere Dinge erzählen, die dich überzeugen würden, aber ich habe keine Lust, dir noch mehr Flausen in den Kopf zu setzen. Nein, er wird dich nie verkaufen oder dich einem anderen Mann überlassen. Aber diese Frau wird er heiraten. «
Kristen zuckte zusammen. »Warum erzählst du mir dann all das, Alte?«
«Weil er dich trotzdem bei sich behalten wird. Weil du allmählich akzeptieren muss t, was du hast, und aufhören muss t, höher hinaus zu wollen. Wenn du nicht glücklich bist, wird er auch unglücklich sein, und das geht uns alle etwas an. «
»Es reicht, Eda. Ich glaube nicht, dass ich solche Macht über ihn habe. Wenn ich sie hätte . . .«
»Wenn du sie hättest, was wäre dann? ja, ich weiß schon. Du wirst auf nichts hören, was ich dir gesagt habe. Du willst immer noch zu
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