Herzen in Flammen
einem Anflug von Groll zu. »Bis Royce mich nach Raedwood mitgenommen hat und sie mich ganz fest gezwickt hat, damit ich weggehe und sie mit ihm allein lasse. «
»Was hat er getan?«
»Er hat es nicht gesehen. «
Kristen runzelte die Stirn. »Du hättest es ihm sagen sollen.«
»Nein. Er hätte sich doch nur geärgert.«
ja, Meghan würde niemals etwas tun, was ihn verärgern könnte. Kristen seufzte. Dem armen Kind hätte man wirklich begreiflich machen sollen, dass der Zorn ihres Bruders gar nicht so schrecklich war - oder zumindest, dass er ihr bestimmt nichts Böses antun würde. Kristen hatte selbst beobachtet, mit welcher Zartheit er Meghan behandelte. Sie hatte eines Abends zugesehen, als er das Kind, das unten im Saal eingeschlafen war, die Treppe hinaufgetragen hatte. Wie sehr hatte sie sich doch an ihren eigenen Vater erinnert gefühlt und daran, dass Garrick sie genauso behandelt hatte. Royce liebte dieses kleine Mädchen von ganzem Herzen, und doch fürchtete sich Meghan vor ihm.
Kopfschüttelnd dachte Kristen darüber nach. Meghan, die sie ansah, verlor den Mut. »Du willst, dass ich wieder fortgehe?«
»Was? Oh, nein, Schätzchen, bleib hier, wenn du magst. « Kristen wurde klar, dass sie im Moment wahrscheinlich in der Vorstellung des Mädchens das geringere von zwei Übeln war. »Aber bist du auch sicher, dass du keine Schimpfe kriegst, wenn du hierbleibst?«
Meghan schüttelte eilig den Kopf. »Es sind so viele Gäste da, dass niemand merken wird, wo ich bin. «
»Dann setz dich dort auf den Schemel, und ich zeige dir, wie man das Nußbrot backt, das mein Vater immer so gern isst . «
»Er mag Nüsse in seinem Brot?«
»Ja , allerdings.« Kristen zwinkerte ihr zu, als sie in ihre Kleid griff. Mit ihrem Gürtel hatte sie ein Stück Stoff zusammengebunden und zog jetzt aus diesem Säckchen eine Handvoll Nüsse. »Die habe ich Eda gemopst, ehe sie sie an ihre Hühner verfüttern konnte. Wir backen zwei kleine Brotlaibe, nur für uns. Ist das eine Idee?«
»0 ja, Kristen!« Meghans Gesicht strahlte vor kindlicher Freude. »Das bleibt unser Geheimnis.«
Meghans Vorhersage, niemand würde bemerken, wo sie sich aufhielt, erwies sich als falsch. Royce sah sie in der Küche sitzen, sowie er den Saal betrat, weil seine Blicke immer zuerst auf Kristen fielen. Daher sah er unwillkürlich, dass seine Schwester Meghan direkt neben ihr saß, denn die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und lachten miteinander, ohne wahrzunehmen, was sich um sie herum abspielte.
Er blieb einen Moment lang stehen und freute sich herzlich, als er sie beobachtete - seine Schwester und sein Weib. Da alle anderen vor Kristen auf der Hut waren, hätte er vermutet, dass Meghan, die sich vor allen Fremden fürchtete, sich noch viel mehr vor ihr in acht nahm, doch anscheinend stimmte das nicht. Man konnte eindeutig erkennen, dass die beiden einander mochten, und das freute ihn sehr.
Er wäre auf die beiden zugegangen, wenn Darrelle ihn nicht gerufen hätte. Dann sah er Corliss und blieb starr stehen. Wie hatte er nur vergessen können, dass sie hier sein würde? Lord Averill war auf den Turnierplatz gekommen, auf dem Alfred seine Gefolgsleute zu unangekündigten Geschicklichkeitsproben herausgefordert hatte. Und wenn Averill nach Wyndhurst kam, brachte er immer seine Töchter mit. Seine Hoffnung, diesmal könnte es anders sein, war verfehlt.
Er biss die Zähne zusammen und ging auf seine Verlobte zu, um sie zu begrüßen.
Kristen beobachtete Royce und Corliss, die nebeneinander an dem langen Tisch saßen, während des ganzen Abends. Sie schien nichts dagegen tun zu können und ent schloss sich einfach, den Kloß in ihrer Kehle und ihre schmerzlich zugeschnürte Brust zu ignorieren. Auch, wenn sie sich noch so oft sagte, dass sich dadurch nichts änderte, dass Royce ihr ohnehin nicht gehörte, fühlte sie sich irgendwie doch betrogen und hatte das Gefühl, dass er eben doch ihr Mann war. Aber sie konnte nicht um ihn kämpfen, nicht mit ihm hadern und nichts tun, um ihn und diese andere Frau auseinanderzubringen.
Das tat weh und machte ihr ihren Stand in diesem Haushalt deutlicher be wuss t als je zuvor. Sie hatte diese Feuerprobe unbekümmert über sich ergehen lassen, weil sie davon ausgegangen war, dass sie schließlich doch noch das bekommen würde, was sie wollte. Daher hatte sie bei jedem Rückschritt mehr Geduld verloren - auch ihre Fassung hatte sie verloren - aber nicht jede Hoffnung.
Sie war ja so
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