Herzen in Flammen
Royce. Aber er wird ihr nichts zufügen, wenn er halbwegs vernünftig ist. Er will Wikingerblut sehen, nicht das Blut einer Frau. Wenn du daran zweifelst, kannst du ihn auf die Probe stellen. Aber schick ihn nicht wegen einer so unwahrscheinlichen Möglichkeit fort. Du würdest deine Vorsichtsmaßnahmen zu weit treiben, vor allem, wenn man bedenkt, dass es keine Frau auf Erden geben kann, die sich so gut selbst verteidigen kann wie dieses Mädchen. Und wenn dir das nicht genügt, habt ihr beide dasselbe Anliegen, und doch hast du ihr nichts getan.«
Royce zog abschätzig die Mundwinkel herunter. All das stimmte. Er warf noch einen Blick auf den Kelten, der wie die verkörperte Geduld dastand.
»Wir sind im letzten Sommer auch von den Wikingern überfallen worden«, sagte Royce und ließ den Mann nicht aus den Augen. » Wir hatten mehr Glück als ihr und konnten sie besiegen. «
»Ihr habt sie alle getötet?«
Selbst Alden zog die Augenbrauen hoch, als er hörte, mit welcher Heftigkeit diese Worte ausgestoßen wurden. »Es ist unwahrscheinlich, dass es dieselben Wikinger waren. Bei uns waren es Norweger, die auf Reichtümer aus waren. Es steht zu bezweifeln, dass sie ein Fischerdorf überfallen haben, in dem nicht viel Beute zu machen ist. «
»Aber ihr habt sie getötet?«
»Nicht alle. Die anderen halten wir gefangen. Sie arbeiten gezwungenermaßen an unseren Befestigungswällen.«
»Im übrigen stehen sie unter meinem persönlichen Schutz«, fügte Royce hinzu, dem gar nicht gefiel, dass der Mann sichtlich erleichtert wirkte, als Alden ihre Gefangenen erwähnt hatte.
Gaelan hörte die Drohung heraus und antwortete entsprechen. »Wenn Sie diese Wikinger versklavt haben, ist der Gerechtigkeit Genüge getan. Sie werden niemanden mehr überfallen. Ich will die haben, die noch frei im Norden herumlaufen, denn dorthin ist das Schiff, das mein Dorf überfallen hat am ehesten gesegelt. «
»Wenn ich deine Dienste annehmen, Gaelan von Devon, wirst du dann gemeinsam mit den Gefangenen an meinen Befestigungsanlagen arbeiten?«
Der Mann zuckte sichtlich zusammen. »Ich werde keine Rache an ihnen nehmen. Milord aber bitten Sie mich nicht, an ihrer Seite zu arbeiten.«
»0 doch. Das ist zur Zeit die einzige Arbeit, die ich für einen Mann von deiner Statur habe. Du hast gesagt, du seist bereit, alles zu tun, was von dir gefordert wird. «
»Ja , das habe ich gesagt.« Ein langes Schweigen trat ein. Dann sagte er. »Es ist mir recht. «
»Du kannst der Versuchung widerstehen?« fragte Royce beharrlich weiter.
»Ich sagte doch, dass ich nicht das Blut versklavter Männer sehen will. «
»Dann bist du uns willkommen. Du kannst morgen früh mit deiner Arbeit beginnen. Am Nachmittag wirst du mit meinen Männern trainieren. Seldon, kümmere dich um ihn. «
»Bist du dir deiner Sache sicher?« fragte Alden flüsternd, als Seldon den Mann mitnahm, um ihm einen Humpen Met anzubieten.
Royce zog eine Augenbraue hoch. »Das fragst du mich, nachdem du dich für diesen Mann verwandt hast. Ja, ich bin sicher. « Doch dann fügte er finster hinzu: »Sicher genug, um ihn beobachten zu lassen, bis ich mir meiner Sache noch sicherer bin. «
36
Als Kristen am späteren Nachmittag mit Eda in die Halle zurückkehrte, nachdem sie die Gästezimmer aufgeräumt hatten, fragte sie sich immer noch, wie sie sich an Alden rächen konnte, ohne ihr eigenes Leben zu verwirken. Den ganzen Tag lang hatte sie darüber nachgedacht. Sie hatte für sich die vielen Möglichkeiten durchgespielt, ihn zu verwunden - oder noch besser, ihn für alle Zeit zum Krüppel zu machen, weil sie hoffte, er könne tiefen Depressionen anheimfallen und sich selbst das Leben nehmen. Das einzige Problem bestand darin, was sie machen sollte, wenn er bereit war, als Krüppel weiterzuleben. Wie hätte ein Mann, der ansonsten so sorglos und fröhlich war, auf Depressionen reagiert?
Sie zog gar nicht erst in Erwägung, ihre Pläne aufzugeben und Alden am Leben zu lassen. Ganz im Gegenteil. Je länger sie grübelte, desto öfter dachte sie an ihren Bruder, und das festigte ihren Entschluß.
Ihre erste Reaktion auf den Fremden in der Halle war vielleicht nur so heftig, weil sie so intensiv an Selig gedacht hatte. Er saß mit dem Rücken zu ihr, und doch wurde sie leichenblass . Sie bekam keine Luft mehr, spürte ihre Knie weich werden und sah, wie alles vor ihren Augen verschwamm, als ihr einen Moment lang das Herz stehen blieb, weil sie glaubte, ihr Bruder sei von den
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