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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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später zog Kristen den schweren Kessel mit den Erbsen, die sie schon aus ihren Schoten gepellt hatte, be wuss t an die Tischkante. Eine halbe Sekunde lang wankte er bedrohlich, und als er mit einem lauten Knall auf den Boden fiel und die Erbsen sich wie ein grüner Teppich ausbreiteten und zum Herd kullerten, sah sie sich nicht nach dem Unheil um, das sie hervorgerufen hatte, sondern behielt den Kelten fest im Auge.
    Sein Kopf war nicht de. einzige, der sich bei diesem lauten Aufprall umdrehte, doch Kristen sah nur ihn.
    »Meine Güte, Mädchen!« rief Eda hinter ihrem Rücken aus. »Was ist denn mit dir los? Warum bist du heute bloß so ungeschickt?«
    Kristen hörte kein Wort. Sie sah in graue Augen, von denen sie geglaubt hatte, sie nie wiederzusehen. Ein erstickter Laut löste sich aus ihrer Kehle und drang durch die Hand, die sie sich vor den Mund gehalten hatte. Ihre andere Hand press te sich auf ihre Brust, denn ihr Herz schlug so heftig, dass es schmerzte. Es konnte nicht wahr sein! Sollte Gott ihr beistehen! Selig! Und am Leben!
    Sie stand von ihrem Hocker auf und ging auf ihn zu. Er erhob sich von seinem Stuhl, um ihr entgegenzukommen. In genau demselben Moment waren beide wieder bei Sinnen und blieben abrupt stehen.
    Kristen wirbelte herum, und ihre Hände klammerten sich um die Tischplatte. Am Leben! Sie schloss die Augen. Wirklich am Leben! Sie atmete tief ein, um ihren Drang zu unterdrücken, laut zu schreien, zu lachen und zu weinen.
    Sie konnte nicht zu ihm gehen. Sollte Gott ihr beistehen, aber sie konnte ihn nicht in ihre Arme ziehen. Wenn sie das getan hätte, wäre er gemeinsam mit den anderen eingesperrt worden. Und doch glaubte sie, vor Freude zu bersten.
    Endlich bemerkte sie Eda, die dastand und sie bestürzt anstarrte. Impulsiv machte sie einen Satz nach vorn, packte die alte Frau, hob sie hoch und wirbelte sie im Kreis herum und lachte über ihre schrillen Schreie. Darüber durfte sie lachen. Sie brauchte einen Vorwand, um lachen zu können. 0 Gott, ihr Bruder war am Leben!
    »Du bist verrückt, Mädchen! Laß mich runter!«
    »Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen! « Kristen lächelte sie strahlend an. »Für all deine Ratschläge, die ich mir nicht zu Herzen genommen habe. Ich gebe zu, dass du eine sehr weise alte Frau bist, Eda. 0 Eda, ich mag dich so sehr!«
    Kristen wirbelte die alte Frau noch einmal herum, ehe sie sie wieder hinstellte und die übelsten Beschimpfungen und ein arges Murren über sich ergehen ließ, schlimmer als alles, was sie je zu hören bekommen hatte. All das nahm sie lächelnd hin, während sie eilig die Erbsen aufsammelte. Sie wagte es nicht, ihn noch einmal anzusehen.
    Doch auch Selig lächelte jetzt. Seine Suche war wirklich an ihrem Ende angelangt. Er hatte Kristen gefunden, und sie war gesund und munter und stellte Dummheiten an, um nicht in seine Arme zu stürzen. Er kannte ihren Überschwang. Mehr als einmal hatte sie ihn der Länge nach auf den Boden gestreckt, wenn er von einer seiner Schiffsreisen zurückgekommen war und sie sich zur Begrüßung in seine Arme geworfen hatte. Es war ein Wunder, dass sie jetzt diese Selbstbeherrschung aufbrachte, aber zugleich war es auch eine Warnung, die er ohnehin nicht gebraucht hätte. Er konnte nicht auf sie zugehen, nicht zeigen, dass er sie kannte. Im Laufe seiner langen Suche hatte ihm immer wieder der Gedanke gequält, sie könne tot sein. Aber sie war am Leben.
    »Wie erklärst du dir das, Royce?« wollte Alden wissen.
    Beide hatten Kristens höchst ungewöhnliches Benehmen beobachtet. »Was soll ich dazu sagen? Sie kann die merkwürdigsten Dinge tun, und mich wundert gar nichts mehr. Doch, sie überrascht mich immer noch sehr oft, aber ich bin es inzwischen gewohnt. «
    »Es ist doch wirklich seltsam, dass sie verschüttete Erbsen derart komisch findet. «
    Royce lachte über Aldens mürrischen Tonfall. Selig, der nur wenige Meter von ihnen entfernt saß, zuckte zusammen, als er sah, dass die Hausherren Kristen beobachteten.
    Er versetzte seinem Tischnachbarn Seldon einen Rippenstoß. »Worüber reden die beiden?«
    »Über das Wikingermädchen.«
    »Wird sie hier auch als Gefangene gehalten?«
    »Ja , aber treffender könnte man sie als Lord Royces persönliche Sklavin bezeichnen, wenn du verstehst, was ich meine.« Seldon kicherte in sich hinein. »Dieses Wikingermädchen hat er wahrhaft gezähmt. «
    Selig schloss die Augen. Seine Hände ballten sich unter dem Tisch zu Fäusten. Er hatte nur

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