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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Eltern nur zu sagen, dass du ertrunken bist, statt ihnen eingestehen zu müssen, dass ich dich zu Raubüberfällen mitgenommen habe. Ich glaube, sie würden li eber hören, dass du ertrunken bist. «
    Sie kroch auf allen Vieren zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, die jetzt schon anzuschwellen begann. Dann setzte sie sich auf ihre Fersen und grinste ihn an. »Trag es mit Würde, Bruder, und sag mir, wohin wir fahren. «
    »Das ist etwas, was du nicht zu wissen brauchst, und daher will ich diese Frage nicht mehr hören. Du wirst auf dem Schiff und außer Sicht bleiben. «
    »Selig!« Er ging nicht auf ihr Flehen ein und zog sich aus der Luke. Sie wandte sich an Hakon, der sich gerade aufrichtete. »Wirst du es mir sagen?«
    »Damit er für den Rest der Reise bitterböse auf mich ist? Hab ein Herz, Kristen.«
    »Ach, das ist ungerecht!« rief sie seinem Rücken nach, als auch er verschwand.

5
    Sie waren nach Süden gesegelt, viel weiter nach Süden, als Kristen es in ihren kühnsten Träumen für möglich gehalten hatte. Sie wuss te, dass es Süden war, denn der Himmel blieb jede Nacht länger dunkel, bis die Dunkelheit schließlich fast so lange anhielt wie das Tageslicht. Seit Tagen segelten sie schon an einem sehr schönen Land vorbei, dessen Küste von ,einem sommerlichen Grün angehaucht war, aber niemand wollte ihr sagen, welches Land es war.
    Sie wuss te ein wenig über die Länder im Süden; dieses Wissen hatte sie zwangsläufig durch die große Zahl von Dienstboten erworben, die im Lauf der Jahre gekommen und gegangen waren und alle aus anderen Ländern stammten. Das Land, an dem sie jetzt vorbeisegelten, konnte die große Insel der irischen Kelten oder gar die noch größere Insel sein, die sich die Schotten, die Pikten, die Angeln, die Sachsen und die walisischen Kelten, das Volk ihrer Mutter, miteinander teilten. Es hätte das Land der Franken sein können, wenn sie auch glaubte, dass dieses Land linker Hand des Schiffes hegen müss te und nicht wie hier auf der rechten Seite.
    Wenn es eine der großen Inseln war, hatte sie Grund zu der Annahme, dass sie vielleicht die Dänen überfallen wollten, denn diese Nordländer hatten sich daran gemacht, beide Inseln zu erobern, und das Letzte, was sie gehört hatte, war, es sei ihnen nahezu gelungen. Wenn es die Dänen waren, die sie überfallen würden, dann hatten sie es allerdings mit gleichwertigen Gegnern zu tun, und das war etwas ganz anderes, als die kleineren Menschen anzugreifen, die auf diesen Inseln lebten.
    Selig wuss te Näheres darüber, aber er wollte ihr nichts sagen. Er war zwar immer noch hochgradig ungehalten, doch er hatte ihr endlich erlaubt, aus dem Laderaum zu kommen. Selbst Thorolf, Tyras Bruder, wollte ihr nichts Näheres erzählen. Sie vermutete, die Männer sagten sich, wenn sie nicht wuss te, wo sie waren und was sie taten, wenn sie erst an Land gegangen waren, gab es auch nichts, was sie ihrem Vater erzählen konnte, wenn sie schließlich nach Hause zurückkehrten.
    Sie hätte sich doch nie getraut, ihrem Vater darüber zu berichten. Er war ein erfolgreicher Kaufmann. Raubzüge mit seinen Schiffen billigte er nicht. Die Männer der Haardrad Sippe hatten seit den Zeiten ihres Großvaters niemanden mehr ausgeraubt. Aber natürlich träumten die jungen Männer von den Reichtüme rn , die sie mit einem einzigen gelungenen Beutezug an sich bringen konnten, und die Männer, die unter Seligs Kommando segelten, waren allesamt jung, und das Schiff eignete sich für ein solches Vorhaben.
    Es war aus Eichenholz gebaut und hatte einen stabilen Kiefernmast, an dem die großen rot-weiß-gestreiften Segel befestigt waren. Der lange Schiffsrumpf glitt flink durch das Wasser, sechzehn Paar schmale Fichtenruder halfen nach, und der rotgoldene Drachenkopf wies den Weg.
    Kristen bereute nicht, dass sie mitgekommen war, denn die Spannung der Männer färbte auf sie ab. Auch wenn sie es ihr nicht erlaubten, das Schiff zu verlassen, was ein Jammer war, so gab es jetzt doch eine Geschichte, mit der sie ihre Kinder und Enkel an kalten Winterabenden überraschen konnte! Der Gipfel dieses Abenteuers stand kurz bevor. Das erkannte sie an der Veränderung, die sich mit den Männern vollzog, und daran, dass Selig und Ohthere die Küste jetzt noch genauer beobachteten.
    An einem frühen Morgen bogen sie in die Mündung eines breiten Flusses ein, und jetzt wurden alle Männer an den Rudern gebraucht. Kristens Spannung steigerte sich von Minute zu Minute, denn

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