Herzen in Flammen
ein paar Schritte näher.
»Er ist eine Sie, Mylady, und Lord Royce hat befohlen, sie von den Frauen baden zu lassen. «
»Eine Frau?« japste die Dame und kam noch etwas näher. Ihr Blick glitt von Kopf bis Fuß über Kristen. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist ausgeschlossen.«
Waite packte Kristens langen Zopf und warf ihn ihr über die Schulter, damit die Dame ihn sehen konnte. »Lord Royce hat sie auspeitschen lassen, und dabei ist er hinter ihre Tarnung gekommen. « Er drehte Kristen unwirsch um. »Das ist nicht der Rücken eines Mannes. «
»Ein zarter Rücken und langes Haar machen noch lange keine Frau aus.«
Waite kicherte. »Milord hat sich auf andere Weise vergewissert, und sie werden es selbst sehen, wenn sie gebadet wird.«
Die Dame gab einen abschätzenden Laut von sich. »Und was sollen wir mit ihr anfangen, wenn sie gebadet worden ist?«
Waite zuckte die Achseln. »Sie zu angemessenen Arbeiten einsetzen, Milady. Sie soll im Haus bleiben. «
»Was geht bloß in Royce vor«, jammerte die Frau. »Er bringt uns eine Heidin ins Haus. «
»Er hat vor , sie nützlich einzusetzen, damit ... «
»Zweifellos!« schnaubte sie. »Er wird sie für das benutzen, wofür diese Wikinger sie mit Sicherheit benutzt haben!«
»Vielleicht auch das. « Waite grinste. »Aber vorwiegend ist sie als Geisel gedacht. «
»Nun gut. Wenn sie gründlich gewaschen werden soll, muss t du den Schlüssel für die Ketten holen lassen. Aber bring sie erst ins Badezimmer, und laß zwei Männer zu ihrer Bewachung zurück, bis ich meinen Frauen erklärt habe, was sie zu tun haben. Es wird ihnen genausowenig gefallen wie mir.«
Kristen blieb mit Uland und Aldous zurück, wenn sie auch nicht wuss te, wer von beiden wer war, da Waite lediglich ihre Namen gerufen hatte, als sie durch die Halle gingen. Das kleine Badezimmer lag unter der Treppe und hatte eine Tür, die ins Freie führte. Dort konnte man das Wasser aus einem Brunnen holen. Die andere Tür führte zur Küche. Der hölzerne Waschbottich war nur groß genug für eine Person. Es schien, als badeten die Sachsen nicht gemeinsam.
Die beiden Männer tat Kristen als Bedienstete ab und ignorierte sie dementsprechend. Beide waren klein und dunkelhäutig, einer alt, der andere jung. Möglicherweise waren sie Vater und Sohn. Sie beobachteten sie furchtsam, als wüssten sie, dass sie Ärger bekämen, wenn sie beschloss , zu verschwinden und sie sie aufhalten wollten.
Kristen dachte gar nicht daran zu verschwinden. Sie freute sich sehr auf dieses Bad, da sie jetzt nicht mehr verbergen muss te, dass sie eine Frau war. Der Lehm, mit dem sie sich bisher eingerieben hatte, damit man ihre zarte Haut nicht sah, war eine harte Belastungsprobe gewesen. Wahrscheinlich hätte sie um dieses Bad gefleht, wenn man es ihr nicht ohnehin befohlen hätte.
Der Schmied kam, um ihre Ketten abzunehmen, doch er ließ sie liegen, statt mit ihnen fortzugehen. Kristen setzte sich sofort auf eine Bank, um ihre Stiefel auszuziehen und sich ihre Knöchel anzusehen. Die Haut war rot und aufgescheuert, aber nicht blutig. Sie würde sich schnell erholen, wenn Schluss mit diesen grässlichen Ketten war.
Kristen blieb, wo sie war, und flocht ihren Zopf auf, während eine Reihe von jungen eimerweise Wasser aus dem Freien brachten. Es sah nicht danach aus, als würden sie sich die Mühe machen, das Wasser für sie zu erhitzen, denn die Wanne war jetzt schon fast voll. Das machte ihr jedoch wenig aus, da sie es gewohnt war, in kaltem Wasser zu schwimmen.
Als sich fünf Frauen in den kleinen Raum drängten, wenn man die Dame nicht mitzählte, die in der Tür stehenblieb, wurde es Kristen doch zu bunt, und sie stand auf. »Ich kann mich selbst waschen. «
»Gott sei mir gnädig. Ich dachte schon, es würde schwierig, mich dir verständlich zu machen. «
»Ich verstehe alles genauestens. Ich soll baden. Das tue ich mit Vergnügen, aber ich brauche dazu keine Hilfe. «
»Dann hast du eben doch nichts verstanden. Royce hat befohlen, dass die Frauen dich waschen, und das werden sie auch tun. «
Kristen lag es nicht, großen Wirbel um eine solche Bagatelle zu machen. Sie verschwendete auch keinen Gedanken mehr daran, als sie erst eingewilligt hatte. Sie zuckte gleichgültig die Achseln und wartete darauf, dass man die Männer hinausschicken würde. Als es nicht dazu kam und sich doch alle Frauen um sie drängten, um sie auszuziehen, stieß sie sie so heftig von sich, dass zwei von ihnen kreischend
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