Herzen in Flammen
fragen, Dirne. «
Ihre Gereiztheit kam heraus. »Sag das zu deinen Sklaven, die als Sklaven geboren wurden! Du vergiss t, wer ich bin!«
»Nein!« schrie er sie an. »Die Frage ist, wer du wirklich bist!«
»Schon wieder?« Sie stellte sich jetzt erstaunt, doch innerlich stöhnte sie, als er seinen Verdacht offen ausgesprochen hatte. »Was hat ein Kleid damit zu tun, wer ich bin?«
»Es gehört dir doch, oder etwa nicht?«
Sie hätte ihn gern für seine scharfe Beobachtungsgabe verflucht, doch stattdessen lächelte sie ihn an. »So, glaubst du das? Als nächstes wirst du wohl behaupten, ich sei eine Jungfrau. «
»Bist du es?«
»Willst du es vielleicht selbst herausfinden?« provozierte sie ihn verwegen und spielte die Rolle, doch sie betete, er würde den Bluff nicht durchschauen. Ihre aggressiven Anzüglichkeiten hatten ihn schon öfter verärgert, und jetzt war es dasselbe. Er sah sie wutentbrannt an, und sie lachte, um ihrer Haltung Nachdruck zu verleihen. »Jetzt hör aber auf. Wie kannst du glauben, jemandem wie mir könnte ein so edles Gewand gehören? Das ist ein Kleid für eine Prinzessin oder für die Frau eines reichen Kaufmanns. «
»Oder für eine Hure mit einem reichen Liebhaber, der übermäßig großzügig ist!« fauchte er und gab sich nicht geschlagen.
Kristen grinste ihn hämisch an. »Du zollst mir mehr Anerkennung, als ich verdient habe, Sachse. Im Grunde genommen schmeichelst du mir sogar. Aber ich versichere dir, wenn ich je einen reichen Liebhaber gehabt hätte, hätte ich den Kerl nicht einfach wieder gehen lassen.«
»Gut, du hast also bestritten, dass das Kleid dir gehört. Und jetzt zieh es trotzdem über, damit ich beruhigt bin. «
Verflucht sollte er sein, dieser sture, starrköpfige ... »Nein, das werde ich nicht tun. Es ist grausam von dir, mich darum zu bitten. «
»Warum?«
»Es wäre ein grenzenloser Luxus, diesen Samt auf meiner Haut zu spüren, nachdem ich deine kratzigen Lumpen getragen habe. Aber wie lange kann ich das Kleid anlassen? Doch nur, bis deine alberne Vermutungen aus dem Weg geräumt sind«, antwortete sie an seiner Stelle. »Dann gibst du mir diese Lumpen wieder. Wenn das nicht grausam ist!«
Royce lächelte sie an. Es war das erste Mal, dass sie ihn lächeln sah. Sein hageres Gesicht wurde lockerer, und ihr Herz schien sich zu überschlagen.
»Du drückst dich geschickt aus, Dirne, und auf alles hast du eine Antwort parat. Aber du übersiehst eines. In deiner Lage hast du keine Wahl, und es liegt auch nicht an dir, Entscheidungen zu treffen. Du tust, was dir befohlen wird, ganz gleich, was es auch sein mag, ob es dir grausam erscheint oder nicht. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Ja. «
»Dann zieh jetzt das Kleid an.«
Er hatte in einem freundlichen, wohlwollenden Tonfall mit ihr geredet, doch die letzten Worte kamen sehr entschieden heraus. Er war wild entschlossen, sie in diesem Kleid zu sehen, egal, was sie dagegen einzuwenden hatte. Wenn sie es anzog, würde er sehen, dass es ihr pass te wie eine zweite Haut, dass es makellos saß. Dann wuss te er, dass es ihr gehörte. Dann wuss te er auch, dass sie gelogen hatte. Wenn er ihr heute Abend schon die Frage gestellt hatte, ob sie eine Jungfrau sei, dann hatte er bereits den Verdacht geschöpft, dass sie keine Hure war. Er war auf Beweise aus, ehe sie dieses Zimmer verließ.
Er irrte sich nur in einem Punkt. Sie hatte die Wahl. Sie konnte das Kleid anziehen und zusehen, wie Grausamkeit und Rachsucht auf seine Züge traten, und über sich ergehen lassen, dass er sie aus Prinzip brutal vergewaltigte, denn er hatte selbst gesagt, dass er das mit einer Jungfrau getan hätte. Oder sie konnte ihn dazu verführen, sie leidenschaftlich zu lieben, denn er begehrte sie genauso wie sie ihn.
Sie wuss te, dass der Zeitpunkt so oder so gekommen war. Heute Nacht würde sie ihre Unschuld verlieren. Es war nicht schwer, eine Wahl zu treffen. Sie ertrug die Vorstellung nicht, dass ihr erster Kontakt zu einem Mann etwas sein sollte, woran sie sich voller Abscheu erinnern würde. Royce gelüstete es nach ihr, obwohl es ihm widerstrebte, es zuzugeben. Sie begehrte ihn. Es konnte schön sein, sich mit ihm zusammenzutun. Sie wollte es nicht anders haben, vor allem nicht beim ersten Mal. Wenn er unbedingt herausfinden muss te, dass sie noch eine Jungfrau war, dann sollte er es nachträglich erfahren. Hinterher spielte es keine Rolle mehr. Und wenn sie Glück hatte, änderte es auch für ihn nichts. Doch
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