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Herzen in Gefahr

Herzen in Gefahr

Titel: Herzen in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Sie sich auch bemühen, ihn festzuhalten.«
    »Warum haben Sie mich heute Morgen geküsst?« Sie hatte die Frage nicht stellen wollen. Er sollte nicht wissen, dass dieser Kuss ihr etwas bedeutete. Am liebsten hätte sie sich die Zunge abgebissen.
    Er lächelte. Seine Augen blitzten amüsiert. »Eine Frau sollte sich nie den Kopf darüber zerbrechen, warum ein Mann sie küsst.«
    Verärgert und zwar vor allem über sich selbst, zuckte sie die Schultern und wandte sich ab. »Es war sowieso kein richtiger Kuss.«
    »Wollen Sie einen richtigen haben?«
    »Nein.« Sie ging weiter, drehte sich jedoch aus einer Laune heraus noch einmal nach ihm um. »Wenn ich einen haben will, sage ich Ihnen rechtzeitig Bescheid.«

3. K APITEL
    Ein Sturm braute sich zusammen. Düstere Wolken zogen über den Bergen auf und verdunkelten die Sonne. Cathleen wusste, dass sie sich beeilen musste. Mit schnellen, geschickten Bewegungen nahm sie die flatternden Wäschestücke von der Leine und legte sie in den Korb, der neben ihr im Gras stand.
    Arbeiten wie diese empfand sie nicht als schlimm. Sie tat sie sogar ganz gern, weil sie dabei ihren Gedanken nachhängen und Pläne für die Zukunft schmieden konnte. Im Moment machte es ihr richtig Spaß, im Freien zu sein, den Wind auf der Haut zu spüren und die aufziehenden Regenwolken zu beobachten. Das Unwetter, das sich um sie herum zusammenzog, entsprach so ganz ihrer eigenen Stimmung. Vielleicht würde auch der Aufruhr in ihrem Innern nachlassen, sobald Sturm und Regen sich ausgetobt hatten.
    Wenn sie nur gewusst hätte, was mit ihr los war. Cathleen nahm eines der Arbeitshemden ihrer Brüder von der Leine und faltete es mechanisch zusammen. Sie liebte ihre Familie, sie hatte Freunde und verdiente ihr eigenes Geld. Warum war sie so ruhelos, so gereizt? Sie hatte doch gar keinen Grund zur Unzufriedenheit. Es war nicht nur wegen des Besuchs ihrer Cousine oder dem unvermuteten Auftauchen Keith Logans. Diese Ruhelosigkeit hatte sie schon vorher empfunden, wenn auch nicht so stark.
    Und es gab niemanden, mit dem sie darüber hätte sprechen können. Ihrer Familie wollte sie sich nicht anvertrauen. Die Mutter würde sie nicht verstehen, und ihr Vater, der in seiner Jugend ähnlich wie sie gewesen war, durfte erst recht nichts von ihrer Unzufriedenheit erfahren. Er würde sich die Schuld daran geben, würde sich Vorwürfe machen, dass er ihr kein besseres Leben bieten konnte. Blieben nur ihre Brüder, und die hatten ihre eigenen Probleme.
    Keith betrachtete Cathleen schon eine ganze Weile. Er hatte noch nie Hemmungen gehabt, den stillen Beobachter zu spielen. Man konnte viel über einen Menschen lernen, der sich allein glaubte.
    Ihre anmutigen Bewegungen verrieten eine angeborene Sinnlichkeit. Nicht nur ihr Haar hatte etwas Feuriges an sich. In ihr selbst war eine Glut, die ihm nicht fremd war, weil sie auch in ihm brannte. Diese Leidenschaft würde mit Sicherheit eines Tages aus ihr herausbrechen, wenn die Zeit reif war und die Umstände stimmten.
    Diesmal summte sie nicht vor sich hin. Ab und zu schaute sie herausfordernd zum Himmel hinauf, als wollte sie Wind und Wetter auffordern, es mit ihr aufzunehmen. Ihr langes Haar flatterte im Wind und schien sich jeden Moment aus dem Band zu lösen, mit dem es im Nacken zusammengehalten wurde.
    Ihre Locken lassen sich genauso wenig bändigen wie sie selbst, dachte Keith bei diesem Anblick. Was mochte passieren, wenn sie eines Tages ihre Fesseln sprengte? Diese Frage interessierte ihn brennend. Er hatte längst für sich beschlossen, die Antwort darauf höchstpersönlich herauszufinden.
    »Ich habe schon lange keine Frau mehr Wäsche abnehmen sehen.«
    Cathleen wirbelte herum. Einen Augenblick lang starrte sie ihn entgeistert an. Wie gut er aussieht, dachte sie. Er hatte sein Jackett nicht zugeknöpft, dafür aber den Kragen als Schutz gegen den Wind hochgeschlagen. Seine Hände steckten in den Jackentaschen. Lächelnd schaute er sie an. Sie drehte sich wieder um und nahm hastig eine Klammer von der Wäscheleine. Ihre Reaktion auf ihn war beunruhigend. Sie konnte ihr nur Schwierigkeiten einbringen.
    »Hängen die Frauen dort, wo Sie herkommen, keine Wäsche auf?«, fragte sie.
    »Der Fortschritt verdrängt oft die Tradition.« Mit den zielstrebigen Schritten eines Mannes, der wusste, was er wollte, kam er auf sie zu. Sie konnte nur verblüfft zuschauen, wie er ein Unterhöschen – ihr Unterhöschen – von der Leine nahm, es zusammenfaltete und in den

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