Herzen in Gefahr
die weiße Winterlandschaft draußen vor dem Fenster gar nicht wahr. Sie sah noch immer Keith vor sich, seine nackten Arme, die nasse, glänzende Haut, unter der sich harte Muskeln abzeichneten, die schmalen Hüften und die kräftigen Oberschenkel. Sie hätte ihn schlagen können für das Begehren, das er in ihr weckte.
»Aus Ihrem Bericht geht alles hervor, was ich wissen muss. Sie verstehen etwas von Ihrem Job. Aber das war von Anfang an klar, sonst hätte ich Sie gar nicht eingestellt.« Nein, er hätte sie nicht als Buchhalterin eingestellt, wenn sie unfähig gewesen wäre. Aber er hätte sich etwas anderes einfallen lassen, um sie nach Amerika zu bringen. »Wissen Sie schon, was Sie mit Ihrem ersten Gehalt machen werden?«
»Oh, ja.« Sie hatte sich genügend unter Kontrolle, um ihn anzulächeln, wobei sie jedoch darauf achtete, ihren Blick nicht von seinem Gesicht abzuwenden. Die Hälfte des Geldes würde sie noch diesen Monat ihren Eltern überweisen, und was sie von dem Rest alles kaufen konnte, wagte sie sich gar nicht auszumalen. »Wenn Sie befriedigt sind, kann ich ja jetzt gehen.«
»Ich bin alles andere als befriedigt«, sagte Keith leise. »Haben Sie schon einmal daran gedacht, wie viel interessanter Ihr Job wäre, wenn Sie mehr von der Materie verstehen würden? Wenn Sie zum Beispiel die Ställe und die Pferde sehen oder ein Rennen besuchen könnten?«
»Nein.« Sie dachte einen Augenblick nach. Eigentlich war der Gedanke gar nicht so schlecht. »Aber vielleicht haben Sie recht.«
»Eins meiner Pferde nimmt morgen an einem Rennen teil. Warum kommen Sie nicht einfach mit und schauen sich einmal an, womit ich mein Geld verdiene?«
»Ich soll zu einem Pferderennen gehen?« Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. »Kann ich da auch wetten?«
Er lachte. »Natürlich. Ich werde Sie morgen früh um acht Uhr abholen.«
»Gut. Und jetzt muss ich gehen. Auf Wiedersehen.« Sie ging zur Tür, drehte sich jedoch im Hinausgehen noch einmal um. »Sie sollten Ihre Verletzung mit Zauberstrauch-Tinktur behandeln.«
Aufgeregt lief Cathleen im Wohnzimmer auf und ab. Heute war nicht nur ihr erster freier Tag, sondern sie würde auch zum ersten Mal zu einem Pferderennen gehen. Sie würde interessante Leute sehen und neue Eindrücke sammeln. Und weil sie Wert darauf legte, an diesem besonderen Tag hübsch auszusehen, hatte sie sich sorgfältig zurechtgemacht. Nicht für Keith. Oh nein! Es gab ihr einfach ein sicheres Gefühl, zu wissen, dass sie gut aussah.
Als sie Keiths Wagen die Auffahrt heraufkommen hörte, rannte sie aus dem Haus, blieb aber sekundenlang überrascht vor der Tür stehen und betrachtete verblüfft den feuerroten Sportwagen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Keith ein solches Auto fuhr. Ihre Brüder würden staunen, wenn sie ihnen das schrieb.
»Sie sind pünktlich«, bemerkte Keith, als sie neben ihm einstieg.
»Ich bin aufgeregt«, gestand sie ihm lachend. »Ich war noch nie bei einem Pferderennen.« Sie betrachtete das Armaturenbrett des Wagens. »Mein Gott, all die vielen Instrumente! Man muss ja ein Ingenieur sein, um dieses Ding zu fahren.«
»Wollen Sie es versuchen?«
Sie warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. Er schien es tatsächlich ernst zu meinen. Die Versuchung, sein Angebot anzunehmen, war groß. Doch dann fiel ihr der Verkehr ein, der auf der Autobahn geherrscht hatte, als sie vom Flughafen gekommen waren. »Lieber nicht«, meinte sie. »Ich will erst einmal zuschauen.« Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück. Nachdem sie sich einen Moment dem berauschenden Gefühl der Geschwindigkeit hingegeben hatte, schaute sie Keith prüfend von der Seite an. »Sind Sie denn warm genug angezogen?«, fragte sie mit einem Blick auf seine Jeans und das Jackett. »Es ist ziemlich kalt draußen.«
»Keine Sorge, ich habe genug an«, meinte er lächelnd. »Und jetzt erzählen Sie mir, was Ihnen bisher am besten in Amerika gefällt.«
»Der Akzent, mit dem die Leute hier reden. Er klingt so charmant.«
»Charmant?« Anscheinend fand er ihre Bemerkung sehr komisch, denn er lachte laut auf. Dabei legte er unwillkürlich die Hand auf seine Rippen.
»Haben Sie Schmerzen?«, fragte Cathleen sofort.
»Wie bitte? Oh, nein.«
»Haben Sie die Prellung mit Zauberstrauch-Tinktur eingerieben?«
Keith versuchte nicht noch einmal zu lachen. »Nein, ich konnte keine finden.«
»Sie hätten auch eine Salbe benutzen können, zum Beispiel dieselbe, mit der Sie Ihre Pferde behandeln. Oh, schauen Sie
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