Herzen in Gefahr
schwimmen gehen, Cathleen?«
Als sie seine Stimme hörte, fuhr sie herum. Sie hatte das Brummen ganz vergessen. Jetzt sah sie, wo es herkam – und dass Keith sich genau dort befand. Noch ein Swimming-Pool? dachte sie. Nein, dazu war das Ding zu klein. Es musste eine von diesen riesigen Badewannen sein, die das Wasser mit Düsen durcheinander wirbelten, bis es blubberte und schäumte. Es war bestimmt angenehm, in so einem Whirlpool zu sitzen.
»Wollen Sie mir Gesellschaft leisten?«
Cathleen zuckte die Schultern. Sein jungenhaftes Lachen verriet ihr, dass er nur Spaß machte. »Danke, aber ich will in ein paar Minuten nach Hause fahren. Ich habe Sie gesucht, um Ihnen meinen ersten Bericht zu bringen.«
Keith nickte und deutete dann auf einen weißen Korbstuhl, der neben dem Whirlpool stand. »Setzen Sie sich.«
Nur zögernd kam Cathleen seiner Aufforderung nach. »Sie können es sich vielleicht leisten, Ihre Zeit totzuschlagen, aber ich habe noch eine Menge zu erledigen.«
Keith streckte die Arme auf dem Beckenrand aus. Er verzichtete darauf, zu erwähnen, dass er schon im Morgengrauen aufgestanden war und den ganzen Tag auf der Farm gearbeitet hatte. »Ihr Feierabend fängt erst in ein paar Minuten an, Cathleen. Also, wie stehen meine Finanzen?«
»Sie sind ein reicher Mann, Mr. Logan. Ehrlich gesagt ist es mir ein Rätsel, wie das bei Ihrer unmöglichen Buchhaltung möglich ist. Ich habe mich übrigens ein wenig informiert und mir ein neues System ausgedacht.« In Wahrheit hatte sie sich zwei Nächte um die Ohren geschlagen, um sämtliche Fachliteratur zu lesen, die sie bekommen konnte. »Ich schätze, dass am Ende nächster Woche sich alles so weit eingespielt haben wird, dass es keine Schwierigkeiten mehr geben kann.«
»Das freut mich zu hören. Warum erklären Sie mir nicht Ihr neues System?«
Es war Cathleen peinlich, seine muskulösen nackten Schultern anzuschauen. Krampfhaft bemühte sie sich, einen festen Punkt über seinem Kopf anzustarren. Dies war kein Ort, an dem sie lange bleiben durfte, zumal ihre Gedanken ständig vom Thema abschweiften. »Es steht alles in meinem Bericht«, erklärte sie. »Wenn Sie aus dieser Badewanne steigen würden, könnten Sie einen Blick darauf werfen.«
»Wie Sie wollen.«
Keith stellte die Massagedüsen ab und stand auf. Cathleen wurden vor Schreck die Knie weich. Wie hätte sie auch ahnen können, dass er ohne Badehose im Whirlpool saß? Zum Glück besaß er wenigstens so viel Anstand, sich ein Handtuch um die Hüften zu schlingen. »Sie haben wohl überhaupt keine Hemmungen, Keith Logan?«, bemerkte sie tadelnd.
»Nicht im Geringsten«, erwiderte er lachend.
»Wenn Sie vorhatten, mich zu schockieren, dann muss ich Sie enttäuschen. Wie Sie wissen, bin ich mit vier Brüdern groß geworden und …« Um ihre Worte zu unterstreichen, schaute sie ihn gewollt gleichgültig an. Dabei fiel ihr Blick auf eine dunkelrote Prellung unterhalb seiner Rippen. »Sie haben sich verletzt«, sagte sie erschrocken. Sofort war sie an seiner Seite, um die Wunde vorsichtig zu berühren. »Oh, das sieht aber gar nicht schön aus.« Behutsam strich sie über seine Rippen. »Wenigstens haben Sie sich nichts gebrochen.«
»Bis jetzt nicht«, murmelte er. Er stand ganz still. Die Belustigung, mit der er sie eben noch beobachtet hatte, war verflogen. Ihre Finger fühlten sich so angenehm auf seiner Haut an, ihre Berührung war so sacht. Er hatte fast das Gefühl, dass sie sich Sorgen um ihn machte. Keith Logan konnte sich nicht erinnern, wann sich zuletzt jemand um ihn gesorgt hatte.
»Die Wunde wird morgen noch schlimmer aussehen«, meinte sie mitfühlend. »Sie sollten eine Heilsalbe auftragen.« Plötzlich merkte sie, dass ihre Hand auf seiner harten und nassen Brust lag. Hastig zog sie die Hand zurück und versteckte sie hinter ihrem Rücken. »Wie ist das passiert?«
»Das Füllen, das ich in Irland gekauft habe, hat mich getreten.«
»Vielleicht fühlt es sich zu eingeengt in seiner Box. Sie sollten ihm mehr Freiraum lassen.«
»Das werde ich tun«, erwiderte er. »Ich habe den größten Respekt vor dem irischen Temperament.«
»Der ist auch angebracht. Wenn Sie jetzt den Bericht lesen würden, könnte ich Ihnen noch Ihre Fragen beantworten, bevor ich gehe.«
Keith nahm die sauber getippten Bogen in die Hand. Cathleen räusperte sich unsicher und schaute zum Fenster hinaus, das von dem heißen Dampf, der aus dem Whirlpool aufstieg, ein wenig beschlagen war. Dabei nahm sie
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