Herzen in Gefahr
ihren Augen war der Mann ein harmloser Tölpel.
»Sie kommen wohl aus Irland?«
»Cathleen ist Delia Grants Cousine.« Keiths Ton klang nachsichtig, aber sein Blick veranlasste Durnam, ihre Hand loszulassen.
»Na so was. Freunde der Grants sind auch meine Freunde. Großartige Leute, die Grants.«
»Vielen Dank, Mr. Durnam.«
»Ich will mir jetzt mein Pferd ansehen, Charlie«, sagte Keith zu Durnam. »Bis später.«
»Vergessen Sie nicht, einen Blick auf Charlie’s Fride zu werfen!«, rief Durnam ihnen hinterher. »Damit Sie mal einen richtigen Gaul sehen.«
»Was für ein komischer Mann«, meinte Cathleen.
»Der komische Mann besitzt einen der besten Rennställe des Landes und den Ruf, jungen Mädchen nachzustellen.«
Lachend schaute sie sich nach Durnam um. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er viel Glück bei den Frauen hat.«
»Sie würden sich wundem, wie viel Glück man sich mit zehn oder fünfzehn Millionen erkaufen kann.« Er nickte einem Stallburschen zu. »Unsere Pferde treten heute gegeneinander an.«
Cathleen warf ihr langes Haar zurück. »Dann müssen Sie ihn eben besiegen.«
Lächelnd legte Keith ihr den Arm um die Schultern. »Genau das habe ich vor.«
Sie gingen an ein paar Ställen vorbei. Der Geruch nach Heu und Pferden war ihr ebenso vertraut wie das flaue Gefühl in der Magengrube, das sie jedes Mal überfiel, wenn sie in die Nähe eines Pferdestalles kam. Tapfer folgte sie Keith zu der Box seines Hengstes.
»Das ist Double Bluff«, sagte er.
Die Schönheit des Tieres fesselte sie zunächst. Doch als es seinen Kopf zurückwarf, erstarrte sie. »Wie groß er ist«, sagte sie. Vor Angst war ihr Mund völlig ausgetrocknet. Trotzdem zwang sie sich, noch einen Schritt näher an das Tier heranzugehen.
»Na, wirst du heute siegen?« Lachend streckte Keith die Hand aus, um dem Hengst über die Nüstern zu streichen. Der stellte die Ohren auf und tänzelte nervös in seiner Box. »Sehen Sie, wie ungeduldig er ist? Er hasst es zu warten. Er ist ein arroganter Kerl, und ich glaube, er wird die erste Triple Crown für Three Aces gewinnen. Wie finden Sie ihn?«
»Er ist wunderschön.« Cathleen war einen Schritt zurückgetreten. »Sie können stolz auf ihn sein.«
»Kommen Sie, wir gehen in die Box«, meinte Keith und öffnete die Tür zu dem Holzverschlag. Cathleen folgte ihm mit klopfendem Herzen. Er strich dem Tier über die Flanken. »Sie sollten erleben, wie er sich aufführt, wenn man ihm einen Sattel auflegt. Er möchte am liebsten gleich lospreschen. Er ist so ungeduldig, dass man ihn vom Starttor zurückhalten muss.«
Als hätte es seine Worte verstanden, fing das Tier wieder nervös an zu tänzeln und mit den Hufen zu stampfen. Und dann wieherte es plötzlich laut auf. Sie hörte Keith gerade noch lachen, dann nahm Cathleen gar nichts mehr wahr. Sie war vor Schreck in Ohnmacht gefallen.
Als Cathleen aufwachte, saß sie auf dem Stallboden. Jemand hatte den Arm um sie gelegt. Sie spürte, wie ihr etwas Kühles, Nasses über die Lippen rann. Sie schluckte automatisch und schlug dann die Augen auf.
»Was ist passiert?«
»Das möchte ich auch wissen.« Keiths Stimme klang rau. Behutsam streichelte er ihre Wange.
»Wahrscheinlich hat sie zu viel Sonne abbekommen.«
Cathleen blickte über Keiths Schulter. Sie sah einen blonden Haarschopf und das Gesicht eines jungen Mannes. Hastig griff sie die Erklärung des Stallburschen auf. »Er hat recht. Ich bin die Sonne nicht gewöhnt. Aber es geht mir schon wieder besser.« Sie wollte aufstehen, doch Keith hielt sie zurück.
»Bleiben Sie sitzen«, befahl er. Und an den Stallburschen gewandt, fügte er hinzu: »Vielen Dank, Bobby. Ich kann mich jetzt allein um Miss McKinnon kümmern.«
»Jawohl, Mr. Logan. Seien Sie vorsichtig, Miss, und bleiben Sie im Schatten.«
Cathleen war die Situation so unangenehm, dass sie einen Moment lang die Augen schloss. »Es tut mir schrecklich leid«, sagte sie verlegen. »Ich weiß gar nicht, wie mir das passieren konnte.«
»Gerade ging es Ihnen noch gut, und in der nächsten Minute lagen Sie auf dem Boden.« Und nichts hatte ihm jemals einen solchen Schrecken eingejagt. »Sie sind noch immer blass. Kommen Sie, wir setzen uns ein wenig in den Schatten.«
Sie ließ sich von ihm beim Aufstehen helfen und wollte schon erleichtert aufatmen, als Double Bluff seinen Kopf aus der Box streckte und so laut wieherte, dass die Stalltür vibrierte.
Mit einem unterdrückten Schrei warf sich Cathleen in Keiths
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