Herzen in Gefahr
Ansagers. Beides drohte im Donnern der Pferdehufe unterzugehen. Cathleen war außer sich vor Erregung.
»Es hat die Führung übernommen!«, rief sie. »Schau doch nur!« Lachend warf sie sich in Keiths Arme. »Ich habe gewonnen!« Sie gab ihm einen stürmischen Kuss. »Wie viel?«
»Selbstsüchtige kleine Hexe«, bemerkte er amüsiert.
»Mit Selbstsucht hat das nichts zu tun. Ich freue mich einfach, dass ich gewonnen habe. Stell dir doch nur vor, ich kann Dee erzählen, dass ich auf ihr Pferd gesetzt und gewonnen habe. Wie viel?«
»Fünfzig Dollar.«
»Fünfzig Dollar?« Sie lachte entzückt. »Das nächste Bier gebe ich aus.« Sie fasste nach seiner Hand. »Wann ist dein Pferd an der Reihe?«
»Im fünften Rennen.«
»Gut. Da bleibt mir noch ein wenig Zeit, mich zu erholen.«
Sie kaufte ihm ein Bier, und weil sie so guter Stimmung war, spendierte sie sich und ihm noch zwei Hotdogs. So verschwenderisch war sie bisher nur gewesen, als sie einmal einen Tag auf der Kirmes verbracht hatte. Aber war dieses Rennen mit seinen vielfältigen Eindrücken, den Farben, den Gerüchen, dem Lärm nicht auch ein einziger großer Jahrmarkt? Als das fünfte Rennen angekündigt wurde, hatte sie einen zweiten Wettschein in der Tasche und Keiths Sonnenbrille auf der Nase.
»Ich wünsche mir so sehr, dass Double Bluff gewinnt«, sagte sie und biss in ihren Hotdog. »Was ist es für ein Gefühl, ein Vollblutpferd aus einem berühmten Gestüt zu besitzen?«
»Es ist ungefähr so, wie eine teure Geliebte zu haben, die man bei Laune halten und mit Geld überschütten muss, um vielleicht mit ein paar wenigen glücklichen Momenten belohnt zu werden.«
Cathleen hatte für diese Äußerung nur Verachtung übrig. »Was für ein Blödsinn.«
Nachdenklich beobachtete Keith, wie sein Pferd durch das Starttor preschte. Ja, was für ein Gefühl war es? Was empfand er, der einmal ein armer Teufel aus New Mexiko gewesen war, als da unten sein mit einer sechsstelligen Ziffer bewertetes Pferd im gestreckten Galopp vorbeizog? Es war unglaublich. So unglaublich, dass er es nicht beschreiben konnte. Er wollte auch nicht darüber nachdenken. Denn wer sagte ihm, dass nicht schon morgen alles wieder verloren war?
Und wenn schon? dachte er. Er hatte bereits früh eingesehen, dass man sich nie an etwas klammern durfte. Obwohl er nicht vorgehabt hatte, Three Aces selbst zu führen, widmete er der Farm längst seinen vollen Arbeitseinsatz. Dass er an dem Anwesen hing, war auch nicht geplant gewesen. Schon seit vier Jahren lebte er jetzt auf Three Aces. Viel zu lange für einen Mann wie ihn.
Er hatte bereits daran gedacht, einen Manager einzustellen und sich abzusetzen, vielleicht einen längeren Urlaub in Monte Carlo oder San Juan zu verbringen. Aber stattdessen war er nach Irland geflogen und mit Cathleen zurückgekommen.
Das Seltsame war, dass es ihn seitdem weder nach Monte Carlo noch in irgendein anderes Spielkasino zog. Es fiel ihm immer leichter, an einem festen Platz zu bleiben und nur an eine Frau zu denken.
»Du hast gewonnen!« Plötzlich lag Cathleen an seiner Brust und umarmte ihn lachend. »Double Bluff hat mit zwei oder drei Längen gewonnen. Oh, Keith, ich freue mich so für dich.«
»Wirklich?« Er hatte das Rennen, das Pferd und die Wette völlig vergessen.
»Natürlich. Ich finde es toll, dass dein Pferd gewonnen hat.« Sie lächelte ihn mutwillig an. »Schließlich hat es mir auch etwas eingebracht.«
Sie konnte nicht weitersprechen, weil er sie plötzlich an sich zog, um sie hart und leidenschaftlich zu küssen. Cathleen blieb keine Zeit zum Protestieren. Seine Leidenschaft war so mitreißend, dass ihr die Knie weich wurden und sie seinen Kuss rückhaltlos erwiderte.
6. K APITEL
Cathleen war verwirrt. Sie konnte sich Keiths Verhalten ihr gegenüber einfach nicht mehr erklären. Der Tag, den sie zusammen auf dem Rennplatz verbracht hatten, war so schön gewesen. Keith hatte sich so liebevoll um sie gekümmert. Und jetzt, da sie wieder zu Hause waren, ließ er sich kaum mehr bei ihr blicken. Seit ihrem Ausflug nach Florida hatten sich ihre Arbeitstage in eintönigem Trott aneinandergereiht. Sie sagte sich zwar immer wieder, dass dieses neue Leben ganz nach ihrem Wunsch verlief, dass sie ein gutes Gehalt bezog und täglich neue Erfahrungen sammelte, aber leider wurde sie ihre seltsame Unruhe dadurch nicht los. Immer häufiger kam es vor, dass sie die Tür anstarrte und sich wünschte, sie würde aufgehen und Keith würde
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