Herzen in Gefahr
eintreten.
Sie versuchte sich einzureden, dass ihre Gefühle für ihn nur oberflächlich waren. Er brachte sie zum Lachen, vermittelte ihr neue Eindrücke und konnte nett und freundlich sein, wenn ihm danach zumute war.
Jede Frau musste solch einen Mann mögen, ohne dabei gleich ihr Herz an ihn zu verlieren, ihn küssen, ohne sich sofort in ihn zu verlieben. Und doch wusste sie, dass sie viel zu oft an ihn dachte, dass Keith ihr ernsthaft gefährlich werden konnte.
Nun habe ich mich aber lange genug von Cathleen ferngehalten, dachte Keith, als er aus den Ställen kam und zum Haus ging. Er war ihr ausgewichen, weil sie seine Gefühlswelt völlig durcheinandergebracht hatte. Normalerweise war er ein nüchtern denkender Mensch, der seine Emotionen stets unter Kontrolle hatte. Jetzt verunsicherten ihn seine zwiespältigen Gefühle, die zwischen Verlangen und Zurückhaltung hin und her pendelten.
Immer wieder musste er daran denken, wie sie ausgesehen hatte, als sie auf der Tribüne stand und das Rennen verfolgte. Aufgeregt und aufregend war sie gewesen, sprühend vor Lebendigkeit, eine Frau ganz nach seinem Geschmack. Dann wieder sah er sie blass und verängstigt auf dem Stallboden sitzen, hilflos und schutzbedürftig. Keith wollte sich nie mit einer Frau belasten, die er beschützen und umsorgen musste. Und doch begehrte er Cathleen. Sie war nicht der Typ Frau, mit der man sich eine Nacht amüsierte, um sie dann zu verlassen. Trotzdem wollte er sie. Begriffe wie Zuhause oder Verantwortung waren ihm immer fremd gewesen. Alles, was seine Freiheit einschränkte, lehnte er ab. Aber er musste Cathleen besitzen. Und er hatte sich lange genug Zurückhaltung auferlegt.
Als er ihr Büro betrat, machte sie gerade eine Eintragung ins Hauptbuch. Cathleen wusste, dass er es war, sie spürte es. Trotzdem schaute sie nicht auf, sondern zwang sich dazu, erst ihre Eintragung zu beenden, bevor sie ihn begrüßte.
»Hallo. Ich habe dich lange nicht gesehen.«
»Ich war beschäftigt.«
»Das dachte ich mir. Ich merke es an dem Papierkram auf meinem Schreibtisch. Ich habe gerade die Rechnung des Tierarztes vor mir liegen. Sind die Fohlen gesund?«
»Es sieht so aus.«
»Und einen neuen Stallburschen hast du eingestellt.«
»Um diese Dinge kümmert sich der Pferdetrainer.«
Cathleen hob die Brauen. Wenn er vorhatte, sich als Gutsherr aufzuspielen, dann betrachtete sie die Unterhaltung als beendet. Sie nahm ihren Bleistift. »Falls du nicht irgendetwas Bestimmtes mit mir besprechen möchtest, würde ich jetzt gern weiterarbeiten.«
»Komm mit«, sagte er knapp.
»Wie bitte?«
»Ich sagte, du sollst mit mir kommen.« Bevor sie protestieren konnte, hatte er sie beim Arm gefasst und von ihrem Stuhl hochgezogen. »Wo ist dein Mantel?«
»Warum? Was hast du vor?«
Statt einer Antwort drückte er ihr den Mantel in die Hand, den er zusammengelegt auf einem Stuhl entdeckt hatte. »Zieh ihn an«, befahl er und zog sie zur Tür.
»Ich kann mich nicht anziehen, wenn du meinen Arm festhältst«, sagte sie vorwurfsvoll, während sie versuchte, sich seinem schnellen Schritt anzupassen. Daraufhin ließ er sie zwar los, aber nur so lange, bis sie ihren Mantel übergezogen hatte. Gleich darauf fasste er sie wieder beim Arm, um mit ihr durch den Innenhof zur Haustür zu eilen. »Keith, was ist bloß in dich gefahren?«, protestierte sie. »Wenn du mir etwas zeigen willst, komme ich auch freiwillig mit. Du musst mich nicht so am Arm zerren.«
»Wie lange arbeitest du jetzt schon für mich?«
»Drei Wochen.«
»Und in diesen drei Wochen bist du kaum aus deinem Büro herausgekommen.«
»Ich bin schließlich hier, um zu arbeiten.«
»Ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass du deine Arbeit gar nicht verstehen kannst, wenn du nicht weißt, wo das Geld herkommt und wo es hingeht?«
»Was gibt es da zu verstehen? Solange die Zahlen stimmen, ist doch alles in Ordnung.«
Er wusste nicht, was er ihr darauf antworten sollte. Womit sollte er den Wunsch, ihr seinen Besitz zu zeigen, erklären? Er wusste ja selbst nicht genau, weshalb ihm so viel daran lag, sie einzubeziehen, ihr all das, was ihm gehörte, näherzubringen.
Cathleen strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute zu ihm auf. Er wirkte verschlossen. Irgendwie schien ein Schatten über seinen Zügen zu liegen. »Hast du Sorgen?«, fragte sie. »Beschäftigt dich irgendetwas?«
»Nein«, erwiderte er knapp, fast abwehrend. »Ich habe keine Sorgen.« Nur Bedürfnisse, fügte
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