Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen in Gefahr

Herzen in Gefahr

Titel: Herzen in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Das Kleid war ein Traum. Tausende von Perlen schimmerten auf dem matten Satin. Mit seinen engen Ärmeln, die über ihren Händen spitz zuliefen, und dem weiten, aus vielen Metern Satin gearbeiteten Rock wirkte es wie das Gewand einer Prinzessin aus dem Mittelalter.
    »Es ist wunderschön, Mrs. Viceroy«, sagte Dee, nachdem ihre Cousine nur sprachlos in den Spiegel schaute. »Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie uns das Kleid so kurzfristig liefern können.«
    »Das tue ich doch gern für Sie, Mrs. Grant.« Prüfend betrachtete sie Cathleen, die noch immer in ihr Spiegelbild versunken war. »Wünschen Sie irgendeine Änderung, Miss McKinnon?«
    »Nein, nicht die geringste.« Mit den Fingerspitzen berührte Cathleen vorsichtig den Rock. »Es ist das schönste Kleid, das ich je gesehen habe, Mrs. Viceroy.«
    Die Schneiderin lächelte geschmeichelt. Eifrig machte sie sich am Rocksaum zu schaffen. »Ich glaube, Ihr zukünftiger Gatte wird zufrieden sein. Und jetzt lassen Sie mich Ihnen beim Umziehen helfen.«
    Nachdem Mrs. Viceroy ihr beim Ausziehen geholfen hatte und Cathleen in ihrer schlichten Unterwäsche dastand, musste sie an das Märchen von Aschenputtel denken. Sie verstand auf einmal, wie dem armen Mädchen nach Mitternacht zumute war, nachdem es das Ballkleid ablegen und aus dem Königspalast verschwinden musste.
    »Wenn ich Ihnen einen Vorschlag machen darf«, fuhr die Schneiderin fort, »dann tragen Sie unter dem Schleier eine schlichte Frisur. Etwas Altmodisches würde am besten zum Stil des Kleides passen. Und auf Schmuck sollten Sie weitgehend verzichten.«
    Da Cathleen auf die Bemerkung der Schneiderin gar nicht einging, sondern wieder mit leerem Blick zum Fenster hinausstarrte, übernahm es Dee, sich bei der Frau zu bedanken. »Vielen Dank, Mrs. Viceroy«, sagte sie und stand auf. »Ich werde Sie nach unten begleiten.«
    »Oh, nein, das ist nicht nötig. In Ihrem Zustand sollten Sie das Treppensteigen möglichst vermeiden. Ich finde den Weg schon allein. Das Kleid wird übermorgen um zehn Uhr geliefert.«
    Übermorgen, dachte Cathleen, und wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken. Ging es bei Keith immer nur nach dem Motto ›Jetzt oder nie‹?
    »Was für eine nette Frau«, sagte Dee, nachdem sie die Schlafzimmertür hinter Mrs. Viceroy geschlossen hatte.
    »Es war sehr zuvorkommend von ihr, die Anprobe hier vorzunehmen.«
    »Geschäft ist Geschäft«, meinte Dee trocken und setzte sich aufs Bett. »Als die zukünftige Mrs. Logan bist du eine hoch geschätzte Kundin. Cathleen, ich freue mich natürlich sehr für dich. Aber bist du sicher, dass du diese überstürzte Heirat auch wirklich willst?«
    »Wie kann ich mir sicher sein?«, erwiderte Cathleen und ließ sich aufs Bett fallen. »Ich habe schreckliche Angst. Ich komme mir vor wie eine Schlafwandlerin, die jeden Moment aus ihrem Traum aufwachen kann.«
    Liebevoll drückte Dee ihre Hand. »Es ist kein Traum.«
    »Ich weiß. Deshalb habe ich ja solche Angst. Aber ich liebe ihn. Ich wünschte nur, ich würde ihn besser kennen, ich wünschte, er würde mit mir über seine Familie sprechen und vor allem über sich selbst. Ich wünschte, Mutter wäre hier und der Rest der Familie. Aber … ich liebe ihn. Und das ist doch genug, oder?«
    »Für den Anfang reicht es.« Dee war es schließlich nicht anders ergangen. Auch sie hatte sich Hals über Kopf in Travis verliebt. »Er ist kein einfacher Mann«, meinte sie nachdenklich.
    »Aber du magst ihn doch?«
    »Ich hatte von Anfang an eine Schwäche für ihn. Er hat ein gutes Herz, auch wenn er es nicht zeigt. Er ist ein harter Bursche, doch ich bin sicher, er würde der Frau, die er liebt, niemals wehtun.«
    »Ich weiß nicht, ob er mich liebt.«
    »Wie bitte?«
    »Es macht nichts«, sagte sie hastig und stand auf, um im Zimmer auf und ab zu laufen. »Ich habe genug Liebe für uns beide.«
    »Warum sollte er dich heiraten, wenn er dich nicht liebte?«
    »Weil er mich begehrt.« Cathleen hielt nichts davon, ihrer Cousine etwas vorzumachen. Genauso wenig gab sie sich irgendwelchen Illusionen hin.
    »Ich verstehe.« Und weil sie tatsächlich verstand, wählte Dee ihre Worte mit Bedacht. »Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Mann eine Ehe auf bloßem Begehren gründet. Vor allem für einen Mann wie Keith. Wenn es ihm schwerfällt, die richtigen Worte zu finden, dann könnte es daran liegen, dass er nie gelernt hat, sie auszusprechen.«
    »Das macht nichts. Ich brauche keine Worte.«
    »Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher