Herzen in Gefahr
Treppe zum Obergeschoss hinaufgerannt. Sie brauchte eine Minute für sich allein, einen kurzen Augenblick, um ihr Glück zu fassen.
Sie ging in Keiths Schlafzimmer, wo sie sich aufatmend gegen die Tür lehnte. Heute Nacht würde dies ihr Zimmer sein. In diesem Bett würde sie mit Keith schlafen und morgen früh neben ihm aufwachen. Und eines Tages würde all das Neue zu einer Selbstverständlichkeit geworden sein. Nein, dachte sie und lachte leise auf. Sie würde ihr Glück nie als Selbstverständlichkeit betrachten. Ab heute sollte jeder Tag in ihrem Leben etwas Besonderes sein. Denn sie hatte einen Mann, den sie über alles liebte und zu dem sie gehörte.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihre erhitzten Wangen sich abgekühlt hatten, öffnete sie die Tür. Draußen gingen gerade drei Frauen vorbei, die offensichtlich auf dem Weg nach unten waren. Ungewollt hörte Cathleen ihre Unterhaltung mit an.
»Warum? Wegen seines Geldes natürlich.« Die Frau, die das sagte, war auch auf Dees Party gewesen. Cathleen erinnerte sich gut an ihr schneeweißes Haar. »Schließlich kannte sie den Mann doch kaum. Aus welchem Grund hätte sie ihn sonst heiraten sollen? Du glaubst doch nicht, sie ist mit ihm nach Amerika gegangen, um hier seine Buchhalterin zu spielen?«
»Wie kann Keith nur ein so unbedarftes junges Ding heiraten, er hätte so viele Frauen aus der besseren Gesellschaft haben können.« Die Worte einer langbeinigen Blondine, die Cathleen ebenfalls kannte. Sie war neulich auf der Party keinen Schritt von Keiths Seite gewichen.
Die dritte Frau zuckte bloß die Schultern. »Ich finde, die beiden geben ein wunderbares Paar ab. Wirklich, Dorothy, ein Mann heiratet nicht ohne triftigen Grund.«
»Die Kleine muss ziemlich gerissen sein. Einen Mann zu verführen, ist kein Kunststück. Aber ihn vor den Altar zu schleppen, dazu gehört schon einiges. Ich glaube jedoch nicht, dass sie ihn lange halten kann. In einem Jahr ist er fertig mit ihr. Dann wird sie eine hübsche Abfindung einstreichen – angefangen mit jenem Ring, den er ihr geschenkt hat. Er soll ihn bei Cartier bestellt haben. Angeblich hat er über zehntausend Dollar dafür bezahlt. Nicht schlecht für so ein hergelaufenes Ding.«
»Wahrscheinlich wird sie in den nächsten Monaten verzweifelt versuchen, sich gesellschaftlich anzupassen«, meinte die Blondine und befingerte prüfend ihre Frisur.
Die weißhaarige Frau machte eine wegwerfende Bewegung. »Sie passt nicht in unsere Kreise.«
Den Türknauf in der Hand, stand Cathleen da und beobachtete, wie das Trio die Treppe hinunterging. Nachdem sie ihren ersten Schock überwunden hatte, fing sie vor Wut an zu zittern. Glaubten etwa alle, sie hätte Keith seines Geldes wegen geheiratet? Glaubte er es womöglich auch? Bei diesem Gedanken durchzuckte sie erneutes Erschrecken. Du lieber Himmel, war es möglich, dass er ihre Gefühle missdeutete?
Sie presste die Hände an die Wangen, die vor Erregung glühten. Konnte er tatsächlich glauben, dass ihre Gefühle nicht ihm, sondern seinem Besitz galten? Was soll er sonst glauben, dachte sie im nächsten Moment betroffen, weil ihr plötzlich klar wurde, dass sie ihm nicht ein einziges Mal ihre Gefühle gezeigt hatte. Aber das sollte sich ändern. Entschlossen verließ sie das Zimmer. Sie würde ihm beweisen, dass sie ihn um seinetwillen, nicht wegen seines großen Hauses oder der Farm geheiratet hatte.
Als sie diesmal die Treppe hinunterkam, sah sie nicht wie die süße unschuldige Braut aus. Ihre Augen blitzten. Noch gehörte sie nicht zu diesen Kreisen, aber sie würde dafür sorgen, dass sie sehr bald dazugehörte. Keith sollte stolz auf seine Frau sein.
Während sie sich zu einem Lächeln zwang, ging sie geradewegs auf die weißhaarige Frau zu.
»Ich bin so froh, dass Sie heute kommen konnten.«
Die Frau nahm ihre Worte mit einem anmutigen Nicken zur Kenntnis. »Diese Hochzeit hätte ich mir niemals entgehen lassen, meine Liebe«, erwiderte sie und nippte an ihrem Champagner. »Sie sind eine bezaubernde Braut.«
»Ich danke Ihnen. Aber wissen Sie, eine Braut ist man nur einen Tag lang, eine Frau das ganze Leben. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden.« Mit wehendem Rock eilte sie durch den Raum. Obwohl Keith mit einigen Gästen zusammenstand, ging sie direkt auf ihn zu, legte ihm die Arme um den Nacken und küsste ihn, bis die Umstehenden leise Bemerkungen machten und zu lachen anfingen. »Ich liebe dich, Keith«, sagte sie. »Und ich werde dich
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