Herzensbrecher auf vier Pfoten
Papierkram zu helfen …
»Weißt du schon, dass wir Bertie behalten?«, fuhr Natalie fort und nickte in Richtung des Bassets, der sich zusammen mit Gem in das kleine Körbchen gequetscht hatte und dort friedlich schlummerte.
»Tatsächlich?«
»Ja! Das nette Ehepaar, das extra einen langen Weg auf sich genommen hatte, um ihn zu sehen, konnten wir zu einem der Jack Russell Terrier überreden«, berichtete Johnny. »Ich habe ein wenig Angst um sie, aber Megan war der Meinung, es sei in Ordnung.«
»Aber was wird denn dann aus deinem Job?«
Natalie grinste, und da erst merkte Rachel, dass sie undJohnny unter dem Tisch Händchen hielten. »Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich mein Leben neu gestalten will. Du kannst dich also auf mich verlassen, dass ich ehrenamtliche Arbeit hier oben verrichten werde.«
»Jetzt sollten wir aber wirklich nach Hause fahren«, stellte Johnny fest und schob seinen Stuhl zurück. »Ted, Freda? Sollen wir Sie mitnehmen?«
»Wir wären Ihnen sehr verbunden«, erwiderte Ted. Als sie alle die Küche verließen, steckten Natalie und Freda die Köpfe zusammen, doch Rachel war zu müde, um neugierig zu sein. Ich werde es noch früh genug erfahren, dachte sie sich und sortierte Teller in die Spülmaschine ein.
»Du gehst jetzt sofort ins Bett zurück«, schimpfte Megan. »Ich werde hier Klarschiff machen. Sei mir nicht böse, aber du siehst ganz schön fertig aus.«
»Ich bin nicht böse. Ich weiß, dass ich wie der Tod auf zwei Beinen aussehe.« Rachel massierte sich den schmerzenden Rücken. Der Tag war sehr lang gewesen, dabei hatte sie nicht einmal die Hälfte dessen getan, was Megan alles geschafft hatte. »Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt«, fuhr sie fort.
»Wofür denn?«
»Für heute. Diese Vorstellung – die hat mich beinahe zu Tränen gerührt.«
»Ich denke, das ging allen ähnlich«, erwiderte Megan. »Das war ja auch Sinn und Zweck des Ganzen. Du hättest mal die Sammelbüchsen am Tor sehen sollen …« Ihr Lächeln erlosch. »Aber mal im Ernst: Du hast die wirkliche Arbeit gehabt. Wenn du dich nicht entschieden hättest, dem Hundeheim und der Hundepension eine Chance zu geben, und all das organisiert hättest …« Sie lächelte wieder, und ihr Gesicht erstrahlte angesichts der ehrlichen Freundschaft zwischen ihnen. »Dafür, dass du laut eigener Aussage eigentlich kein Hundetyp bist, hast du alles richtig gemacht, nicht wahr?«
Rachel musste blinzeln, da plötzlich heftige Gefühle in ihr hochkamen. »Ich sehe noch ein letztes Mal nach unseren Kötern«, erklärte sie grinsend. »Ich verspreche dir, danach sofort wieder ins Bett zu gehen.«
Vorsichtig schloss sie die Tür zum Zwingerbüro auf, um die schlafenden Hunde nicht zu wecken, und ließ sich auf Dots abgenutztem ledernen Schreibtischsessel nieder. Es war so friedlich hier, wenn man einmal vom gedämpften Klang des Radios sowie einem gelegentlichen Hundeknurren absah. Doch Rachel schlug die Hände vors Gesicht, beinahe taub von all den Stimmen in ihrem Kopf.
Was sollte sie tun? Bleiben? Gehen? Verkaufen?
Der heutige Tag hatte ihr deutlich vor Augen geführt, wie sehr sich ihre Welt verändert hatte; sie wollte nicht nach London zurückkehren, zu Oliver, in ihr altes Leben. Dot hatte ihr nicht die Auffangstation vererbt, damit sie sich dann aus der Verantwortung stahl. Sie hatte sie ihr vermacht, damit sie spürte, dass sie irgendwo etwas bewirken konnte.
Dennoch war es eine Verpflichtung in dem Augenblick, in dem sie eigentlich keinen weiteren Druck gebrauchen konnte. Sie hatte es bisher nicht einmal geschafft, sich zu überlegen, woher sie das Geld für den Rest der Erbschaftssteuer nehmen sollte oder woher das Geld kommen sollte, das dringend für die Instandhaltung des Hauses benötigt wurde. Die Tagespflege könnte ein wenig Geld in die Kassen bringen, doch das alles musste noch organisiert und ins Rollen gebracht werden.
Vielleicht sollte ich doch lieber an den Kunden verkaufen, der hier eine ländliche Idylle schaffen will, dachte sie. Damit wäre alles einwandfrei geregelt. Ich könnte ein wenig Geld an eine andere Hundestiftung spenden und Megan dabei helfen, einen neuen Job zu finden …
Es klopfte, und George streckte seinen Kopf zur Tür herein. »Tut mir leid, ich weiß, wie spät es schon ist. Kann ichtrotzdem kurz mit dir reden?« Er klang zwar ein wenig steif, aber dennoch recht entschlossen, als sei er ins Büro der Schuldirektorin geschickt worden, um sich zu
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