Herzensbrecher auf vier Pfoten
keiner von ihnen den Augenblick dadurch zerstören wollte, dass er etwas Falsches sagte.
Rachel hatte jedoch das Gefühl, George warte darauf, dass sie das Wort ergriff. Zu Recht, denn nun war sie an der Reihe.
»Ich werde nicht zu Oliver zurückgehen«, erklärte sie darum. »Zwischen uns ist nichts mehr. Was du gesehen hast, war eine Verabschiedung, mehr nicht. Ich könnte gar nicht mehr in mein altes Leben zurückgehen, da es einfach leer war. Ich war leer.«
Dies waren nicht die Gefühle und Worte, die sie mit Gem auf der Obstwiese eingeübt hatte. Ein neuer, frischer Lebensmut strömte durch Rachel hindurch; Gefühle, für die sie nie zuvor Worte gefunden hatte.
»Mein Job, den alle für so glamourös gehalten haben, bestand lediglich darin, harmlose Lügen zu verbreiten. Ich habe Ideen und Internetseiten verkauft – nichts, was man tatsächlich anfassen konnte. Hier zu sein und zu sehen, wie die Hunde, die Misshandlungen erdulden mussten, sich mit ein wenig Liebe und Aufmerksamkeit verändern – das hat auch mich verändert.«
Sie strich mit dem Daumen über die Kuhle zwischen seinem Daumen und dem Zeigefinger und spürte die Beschaffenheit seiner Haut. Es gab immer noch so vieles, was sie voneinander nicht wussten, doch George war kein Fremder mehr. »Es ist wunderbar, dir dabei zuzusehen, wie du mit den Hunden umgehst, wie du sie versorgst, ohne ihre Würde zu verletzen. Ich habe mir immer gewünscht, dass mich jemand so umsorgen würde.«
George erwiderte nichts, presste aber in stiller Übereinkunft seinen Daumen gegen den ihren.
»Du bist ein wunderbarer Mann«, fuhr Rachel fort und merkte, wie sie sich von der Macht des Augenblicks und dem Hormoncocktail ihrer Schwangerschaft mitreißen ließ. »Wenn ich mich abwehrend verhalte, dann nur, weil ich es nicht fassen kann, nach all den Jahren nun hier, mitten im Nichts, jemanden zu finden, der so attraktiv und lieb ist, der hervorragend kochen kann, gut im Bett und witzig ist und mit dem man sich so gut unterhalten kann. Und der dannauch noch zu haben ist. Das ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Ich komme sogar mit deiner Verdrießlichkeit und deinen roten Socken klar – das bedeutet nämlich, dass du nicht nur ein Produkt meiner Fantasie bist.«
Rachel hielt inne und fragte sich, ob sie vielleicht zu viel gesagt hatte. »Wenn du also mit einer blutigen Anfängerin zurechtkommen kannst, wäre ich froh, wenn du in die Auffangstation investieren würdest. Und wenn du es dann auch noch mit einer Frau aufnehmen kannst, die noch nie ihr Bad mit einem Mann teilen musste« – sie zögerte ein wenig –, »dann würde ich mich freuen, wenn du mit mir zusammen wärst. Und mit Gem.«
»Du bleibst also?«, fragte George, ohne aufzusehen.
»Ja. Ich bleibe.« Rachels Mundwinkel hoben sich ganz langsam zu einem Lächeln, und sie beugte sich quer über den Tisch und neigte den Kopf zur Seite, um George zu küssen. Sein struppiges blondes Haar kitzelte sie an der Wange.
Rachel wurde sich kurz der Ironie dessen bewusst, dass sie erst den weiten Weg von Chiswick hierherkommen musste, um quer über einen Tisch gebeugt herumzuknutschen, als George die Lippen öffnete und ihren Kuss mit einer Leidenschaft erwiderte, dass es ihr den Atem raubte. Er vergrub seine Hand in ihrem Haar, umschlang mit der anderen ihre Wange und strich dann an ihrem Hals hinunter, bis ihr ganzer Körper sich danach sehnte, sich an ihn zu schmiegen.
Dies hier war Dots wahres Erbe, dachte Rachel. Weder die Auffangstation noch das Haus noch irgendwelches Geld. Dies hier war ihre zweite Chance, und sie würde keinen Blick mehr zurückwerfen.
Epilog
M it einer Geste lehnte Val Rachels Versuch ab, den Kaffee zu bezahlen, und zum ersten Mal hielt es Rachel für besser, ihr ihren Willen zu lassen.
Mühsam hatte Rachel beinahe alle von Vals Vorschlägen zu Kinderwagen, Schwangerschaftskleidung und dem Koffer fürs Krankenhaus über sich ergehen lassen. Sie kam sich vor, als hätte sie sich für ein Kindererziehungsseminar angemeldet, dabei war ihre Mutter erst vier Stunden in Four Oaks.
Doch die Anstrengungen waren die Sache wert, ermahnte sich Rachel streng. Eine Brücke zu ihrer Mutter zu bauen, das stand ganz oben auf Rachels Aufgabenliste – zusammen mit allem anderen, was in dem Hundeheim gerade geschah, angefangen mit den Renovierungsarbeiten. Zum Beispiel bewahrten die mütterlichen Belehrungen Rachel davor, die dicken Babyhandbücher lesen zu müssen: Val war eine wandelnde
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