Herzensbrecher auf vier Pfoten
entschuldigen.
»Klar.« Rachel richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sie wünschte sich inständig, nicht immer so zerschlagen auszusehen, wenn sie ihm begegnete. Ihre Beziehung hatten sie derart in den Sand gesetzt, dass er sie womöglich niemals mehr gut aussehend zu Gesicht bekommen würde. Sie schüttelte sich; welche Beziehung meinte sie?
»Ich bin hier, um mich für eben zu entschuldigen«, erklärte George ohne Umschweife. »Ich vermute, das war dein Ex, mit dem du lange zusammen warst?«
»Ja«, erwiderte Rachel. »Oliver. Aber auch ich würde mich gern entschuldigen. Es war nicht so, als hätte ich dich nicht gern als meinen Freund vorgestellt«, fuhr sie fort, da sie das Gefühl hatte, mehr Grund zur Entschuldigung zu haben als George. »Ich wusste nur einfach nicht, ob …« Es war albern. »Ich war nicht sicher, ob du gewollt hättest, als mein … ob du dich als meinen Freund siehst oder nicht. Wir sind beide ein wenig zu alt für solche Dinge, findest du nicht?«
George rieb sich das Kinn, obwohl er Rachel immer noch kühl ansah. »Tja, wenn du es so ausdrückst, dann ist es mir wohl lieber, als dein Tierarzt vorgestellt zu werden denn als der Vater deines Kindes oder wie auch immer man das heute ausdrückt.«
»Ich habe schon Schlimmeres gehört.«
Rachel wartete darauf, von George zu hören, dass er gern als ihr Freund vorgestellt worden wäre, doch sie wartete vergebens. Stattdessen nestelte er am Ärmel seines Pullovers herum und seufzte bedächtig.
»Möchtest du dich hinsetzen?«, fragte Rachel. »Ich komme mir vor, als seist du zum Bewerbungsgespräch hier.«
George ließ sich auf dem Stuhl nieder, auf dem für gewöhnlich künftige Hundebesitzer Platz nahmen, legte jedochnicht ein Bein über das andere, wie er es sonst immer tat. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Rachel an, die seinem forschenden Blick ausweichen musste.
»Ich habe etwas für dich«, erklärte er schließlich und zog einen Scheck aus der Gesäßtasche seiner Hose. Er faltete ihn auseinander und legte ihn in ihre Ablage mit der Aufschrift »Eingänge«.
»Oh, den habe ich schon bekommen«, entgegnete Rachel. »Darren hat ihn mir überreicht – sehr großzügig von dir. Wir werden eine Plakette für den Fenwick-Zwinger anfertigen lassen …«
»Das ist ein anderer Scheck«, erklärte George, die Arme immer noch verschränkt.
Rachel sah nicht auf, als sie sich vorbeugte und den Scheck vom Stapel mit den Sponsorenvordrucken nahm. Es war ein Privatscheck, ausgestellt von George R. W. Fenwick, über einhunderttausend Pfund.
»Den kann ich nicht annehmen!«, rief Rachel automatisch.
»Doch, kannst du.«
»Kann ich nicht.«
»Doch, kannst du. Und jetzt hör auf, so verdammt dickköpfig zu sein!«
»Kann ich nicht …«, wiederholte sie, als sie sich plötzlich an Megans Worte erinnerte – dass sich Dot angewöhnt habe, immer alles abzulehnen. Sie selbst war nicht besser; sie schützte mit aller Macht ihre Privatsphäre, damit niemand von ihrem geheimen Leben mit Oliver erfuhr oder sich in ihr Singledasein einmischte, weil sie nur das tun wollte, wonach ihr der Sinn stand. In Wahrheit hatte sie jedoch ihr Privatleben geschützt, weil es einfacher war, allein zu sein. Es war eine recht masochistische Form des Egoismus, verkleidet als Unabhängigkeit, und es fiel ihr unglaublich schwer, mit dieser Gewohnheit zu brechen.
Sie blickte von dem Scheck auf und sah in Georges wettergegerbtes Gesicht, das von der Sonne gerötet war. Sie ermahnte sich, dass es verrückt sei abzulehnen. Verrückt und sehr egoistisch.
Instinktiv hätte sie Georges Angebot abgelehnt, da sie nicht zulassen wollte, dass jemand ihr Leben kontrollierte, doch dazu war es nun zu spät. Der kleine Diktator in ihrem Bauch kontrollierte bereits ihre Gefühle, ihren Appetit, sogar ihre Laune. Und wenn schon irgendwer Zugang zu ihrem Leben erhielt, dann gab es wohl kaum einen Besseren als George. Er würde mit dem Baby umgehen können, ebenso wie er es mit Kälbern und Hundebabys – und nicht zuletzt mit Rachel – vermochte. Ihr wurde ganz heiß, als sie an ihn dachte und ihr klar wurde, dass er genau wusste, wie sie funktionierte.
»Ich …«, fing sie an.
George hob jedoch die Hand, bevor sie fortfahren konnte.
»Ich habe dir etwas zu sagen, und ich wäre dir äußerst dankbar, wenn du mich ausreden lassen würdest. Ich habe kaum Erfahrung mit diesen emotionalen Aussprachen, darum brauche ich
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