Herzensbrecher auf vier Pfoten
Hörbuchversion sämtlicher Babyratgeber in Stoffhosen.
»Hübsch ist es hier«, stellte Val fest und sah sich in dem schönen blau-weißen Innenraum des Cafés um. Fredas und Teds alte Imbissstube war kaum wiederzuerkennen, einmal abgesehen von dem Dekoschild aus Fensterglas über der Eingangstür. »Aber ist es normal, so viele Hunde in einem Café zu haben?«
»Zumindest in diesem Café, Mum«, erwiderte Rachel.
»Das kann doch nicht hygienisch sein! Da muss es dochVerordnungen geben …« Val ließ den Blick hektisch durch den luftigen, frisch gestrichenen Raum wandern. Eine Reihe kleinerer Zwinger beherbergten ein paar Terrier und einen Labrador, während unter dem Nachbartisch geduldig zwei Spaniels warteten, deren Leinen um Handtaschenhaken geschlungen waren.
»Wenn es die gäbe, wüsste Natalie alles darüber.« Rachel schlürfte ihren entkoffeinierten Kaffee und lächelte zur Theke hinüber, wo Natalie in einer frischen weißen Schürze stand und die perfektesten Cappuccinos von ganz Longhampton zubereitete. Den Ehrenplatz hatte Bertie eingenommen, dessen Körbchen im Schaufenster hordenweise Kleinkinder aus der ganzen Stadt anzog.
Kinder waren nicht wirklich gern gesehen in Natalies Café. Sie tat, als sei dies wegen der vielen Hunde nur zur Sicherheit der Kinder, doch Rachel wusste als Stammgast, dass die hündischen Cafébesucher es insgeheim so bevorzugten. Wenn – falls – Natalie und Johnny ein eigenes Baby bekämen, war sich Rachel ziemlich sicher, dass Natalie einen weiteren Geschäftszweig eröffnen würde für »Yummy Mummies«.
»Na ja, das Geschäft läuft ja ganz gut, das muss man schon sagen«, stellte Val fest. »Offenbar scheint sich nicht jeder um Hundehaare zu scheren.«
»Bei vielen ist das so, Mum. Außerdem ist Natalie ganz schön findig. Hättest du gedacht, dass dies hier vor zwei Monaten noch ein Schnellimbiss war? Wenn Nat sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, verliert sie keine Zeit mehr.«
»Sie ist die Besitzerin?« Val schien beeindruckt zu sein und drehte sich um, um Natalie eingehender zu betrachten. »Natalie? Von der Auffangstation? Ach ja!« Sie winkte ihr zu.
»Sie ist unsere Stiftungsmanagerin, Mum. Sie hat den Laden hier mit ihrer Abfindungszahlung gekauft und alles mit Hilfe unserer freiwilligen Helfer gestrichen. Du solltest einmal sehen, wie viel Geld sie mit der mobilen Kaffeemaschine im Parkeinnimmt!« Rachel nahm eine andere Sitzposition ein, um ihrem Bauch ein wenig mehr Platz zu verschaffen. »Sie bietet sogar einen besonderen Cappuccino an, bei dem zehn Cent pro Becher an die Four-Oaks-Auffangstation gehen!«
»Ganz schön einfallsreich, die junge Dame.« Val lächelte, und Rachel verspürte eine weibliche Verbundenheit, die sie ihrer Mutter gegenüber noch nie empfunden hatte. Die Schwangerschaft stellte eine Menge seltsamer Dinge mit ihr an. Sie hatte sogar Amelia eine Dankeskarte geschickt für die Babykleidung, die sie für Rachel bergeweise vom Dachboden heruntergeholt hatte, und ein Foto des Hundes beigelegt, den sie für Grace und Jack finanziell unterstützte. Es war ein Collie, der auf den Namen Dot hörte.
Solange die Stimmung zwischen ihnen noch gut war, zwang sich Rachel, einen letzten Punkt auf ihrer Aufgabenliste zur Sprache zu bringen.
»Mum, da ist noch eine Sache, die ich dir erzählen wollte.« Rachel zögerte kurz, bevor sie ihr die Notlüge auftischte. Zwar wollte sie nur ungern ein Geheimnis in ein anderes hüllen, aber Rachel hatte durchaus Verständnis für das Problem ihres Vaters. Er hatte eine böse, beleidigte Reaktion von Val nicht verdient, nur weil Dot zu stolz gewesen war, um die Wahrheit zu sagen. »Ich habe da etwas gefunden, als ich den Küchenschrank ausgeräumt habe …«
Als sie ihrer Mutter von Dots großer Liebe, von Felix’ Geständnis und seinem Heiratsantrag erzählte, kamen Val die Tränen. Rachel sparte die unglückliche Begegnung zwischen Felix und ihrem Vater aus und versuchte stattdessen, den Rest so positiv wie möglich klingen zu lassen – Dots jahrelange, bedingungslose Liebe zu ihren Hunden, der Respekt, der ihr in Longhampton dafür entgegengebracht worden war –, doch Rachel war klar, dass ihre Mutter aus einem anderen Grund weinte: Sie weinte wegen der Kinder, die sich Dot einst vielleicht erträumt hatte, wegen der Nichten und Neffen, die Val mit ihrer Liebe hätte überschütten können. Das war in Vals Augen Dots tatsächliches Opfer, nicht etwa Felix oder das Leben, das Dot an
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