Herzensbrecher auf vier Pfoten
zwar als ehemalige Geliebte, die Rache nehmen und die Ehe des Exgeliebten zerstören wollte, ein Miststück – jedoch hatte ihr Erfolg lediglich darin bestanden, ihr eigenes Heim zu zerstören. Rachels Entschlossenheit begann zu bröckeln.
»Ich habe herausgefunden, dass er was mit einer anderen hatte«, gab sie schließlich zu.
Was definitiv stimmte: Oliver hatte sich wieder seiner Frau angenähert und Rachel diesbezüglich angelogen. Man flog nicht mit der eigenen Ehefrau für einen Liebesurlaub übers Wochenende nach Paris und erklärte dann anschließend der Geliebten, eine Konferenz in Glasgow besucht zu haben. Rachel besaß genügend Selbstbewusstsein, um die Ironie des Ganzen zu erkennen.
»Wie ist die Sache aufgeflogen?«
»Ich habe eine Quittung gefunden. Sogar mehrere, ehrlich gesagt. Er hat seine Geldbörse auf meinem Schreibtisch entleert und dann …« Rachel zuckte innerlich zusammen, als sie sich wieder an alles erinnerte. »Oliver hat immer alles geschreddert und mich ermahnt, ebenfalls stets den Reißwolf zu benutzen. Unter seinen Sachen habe ich dann eine Abrechnung für ein Hotel in Paris gefunden. Sagen wir einmal so – er hat großzügigen Gebrauch vom Roomservice gemacht.«
Dieser letzte Tropfen hatte das Fass an einem schlechten Tag zum Überlaufen gebracht, genauer gesagt an einem Sonntag. Rachel hatte sich rastlos und unsicher gefühlt, unter PMS gelitten, zum ersten Mal ein trockenes Spannen der Haut ihres Dekolletés verspürt und war generell unleidlich gewesen, da es ihr immer schwerer fiel, die Einsamkeit der Sonntage zu überstehen. Es war ein schwieriger, kraftraubender Balanceakt, ihre Unabhängigkeit und das kinderlose Leben zu feiern und dabei gleichzeitig die andere Seite zu ignorieren. Als Oliver bei ihr aufgetaucht war, hatte sie zuerst eine Art Nervenkitzel verspürt: Sie hatte die Hoffnung gehegt, dass er vielleicht mehr Zeit für sie haben würde.
Was jedoch leider nicht der Fall gewesen war. Angesichts ihrer Entdeckung hatte es Rachel den Atem verschlagen, doch dieser Mistkerl hatte schlichtweg nichts gesagt. Nur, dass es ihm leidtäte. Und dann hatte er nichts mehr gesagt. Nichts . Zehn Jahre ihres Lebens waren mit einem Schlag verloren – zehn Jahre, die sie ihm geopfert hatte, während er ihr nichts gegeben hatte. Und sein Gesichtsausdruck, als sie ihn mit der Hotelrechnung konfrontierte, hatte ihr das bewiesen, wovor sie bisher die Augen verschlossen hatte. Fast schon mitleidig hatte Oliver sie angesehen.
Darum schickte sie die Wohnungsschlüssel an Kath und legte eine Nachricht dazu. In dieser teilte Rachel ihr mit, dass beide gern vorbeikommen und Olivers Sachen abholen könnten, wenn er sie denn zurückhaben wollte, die restliche Kleidung, seine Jeans, für die er ihrer Meinung nach eigentlich schon zu alt war, sowie die Hemden, die Rachel in die Reinigung gegeben hatte, weil sie das Bügeln als Aufgabe der Ehefrau ansähe.
»O Gott«, stöhnte Rachel. Eine Rückkehr war ausgeschlossen, vollkommen unmöglich. Nachdem nun allmählich diese gefühllose Starre nachließ, verspürte sie die ersten brennenden Stiche ihres schlechten Gewissens angesichts dessen, was sie der ahnungslosen, Golf spielenden Kath angetan hatte.
Megan packte Rachel am Arm, da sie ihr Stöhnen offensichtlich missverstanden hatte. »Rachel, es tut mir leid«, erklärte sie mitfühlend. »Und dann ist auch noch Dot gestorben … Du hast wirklich Schlimmes mitgemacht. Ich hatte gleich das Gefühl, dass noch etwas anderes dahinterstecken musste. Meine Mutter war ganz genauso, als mein Dad sie verlassen hat – fast wie eine wandelnde Leiche! Tagelang hat sie nur geschlafen und mit niemand anderem als den Hunden gesprochen.«
»Können wir das Thema wechseln?«, fragte Rachel, die Mühe hatte, sich wieder in den Griff zu bekommen. »Es ist nur … es ist … einfach nicht so spannend.«
»Natürlich!« Mit einem Zungenschnalzen rief Megan Gem zurück, bevor sie gemeinsam weitermarschierten. Die fröhlich gelben Pfeile, die Fußgänger auf den historischen Geschichtspfad rund um Longhampton leiten sollten, leuchteten am Ende eines Waldstücks auf, wo Longhamptons Gemeindepark begann. Dort liefen sie ein oder zwei anderen Hundebesitzern über den Weg, die mit einem kameradschaftlichen Lächeln grüßten, während sich die Hunde gegenseitig beschnüffelten. »Worüber möchtest du dich denn unterhalten? Über die Zwinger?«
»Okay«, erwiderte Rachel erleichtert. Früher oder später
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