Herzensbrecher auf vier Pfoten
ihr zu, »ich bin auch nur kurz vorbeigekommen, um mir ein paar Ihrer Schützlinge anzusehen und zu schauen, wie sich Ihr tierischer Ausverkauf entwickelt.«
»Bisher gar nicht mal so schlecht«, antwortete Rachel. Sie suchte in seinen rauen Gesichtszügen nach Anzeichen für Sarkasmus und entdeckte dabei eine Mischung aus Vergnügen und etwas, das sie nicht genau benennen konnte – was sie ärgerte. »Lulu wohnt jetzt bei Dr. Harper, wie Megan Ihnen sicherlich bereits erzählt hat …«
»Und auch Chester hatte ein paar Besucher«, fuhr Megan fort und legte den Telefonhörer auf. »Ein sehr nettes Pärchen aus Hartley und eine Dame aus Rosehill. Das Telefon stehtschon den ganzen Morgen nicht mehr still, nicht wahr, Freda? Rachel, seit du losgegangen warst, haben wir ununterbrochen telefoniert.«
»Das liegt an diesen Postern, Rachel. Ich habe sogar eines in der Bücherei entdeckt, meine Liebe«, erklärte Freda. »Die sind wirklich sehr rührend. Der Gärtnerclub war den Tränen nahe.«
»Prima«, stellte George fest. »Wir sollten jeder dieser Damen mit der hübschen lilafarbenen Haarpracht einen Terrier in Einkaufstrolley-Größe vermitteln. Die schickt ihr mir dann bitte sofort zum Impfen vorbei.«
»George!«
»Er ist eben durch und durch Geschäftsmann, Freda!«, erwiderte Rachel und schüttelte den Kopf. »Wir sollten uns nicht von diesem James-Herriot-Getue blenden lassen.«
»Und es wird dich vielleicht freuen, dass auch für Bertie eine Heimüberprüfung ansteht«, fuhr Megan fort. »Wer möchte das übernehmen?«
»Jemand, den wir kennen?« Freda sah sie neugierig an.
»Es ist das Pärchen, das mit Dr. Harper hier war.« Megan notierte die Details. »Die Frau war gerade eben am Apparat; sie schien sehr aufgeregt zu sein. Natalie heißt sie.« Sie reichte Freda den Zettel. »Sie und ihr Mann wohnen in dem Neubaugebiet drüben am Kanal. Kannst du heute Abend dort vorbeifahren?«
»Nein, leider nicht.« Freda seufzte. »Heute ist mein Bowlingabend, schade. Ich hätte nichts dagegen gehabt, mir einmal eines dieser Häuser anzuschauen. Die sehen nämlich wirklich ganz bezaubernd aus.«
»Aber du hast doch sicherlich Zeit, Rachel, nicht wahr?«
»Bitte?«
»Du siehst dich einfach ein wenig um, überprüfst, ob es einen Zaun gibt, ob die Türen sicher sind und so weiter.« Megan tat, als sei es ein Kinderspiel. »Ich habe hier eine Checkliste, die du abarbeiten kannst. Denk daran, wie glücklich du Bertie machen könntest! Seitdem er hier ist, sehnt er sich nach einem neuen Zuhause!«
»Natürlich würde ich mich für Bertie freuen«, erwiderte Rachel. »Er schien sich ja wirklich sehr gut mit der Frau zu verstehen – es war, als würde er sie von irgendwoher kennen. Die beiden haben sich auf Anhieb verstanden.«
Freda wackelte mit dem Finger. »Sehen Sie? Wir haben Ihnen gleich gesagt, dass Sie den Bogen recht schnell heraushaben werden!«
»Nein, Freda!«, fiel ihr George ins Wort. »Auch Rachel ist nur eine skrupellose Geschäftsfrau, die die Zwinger leeren möchte, damit Megan sie mit ein paar zahlenden Pensionsgästen wieder füllen kann. Hat sie dir von ihren neuesten Plänen erzählt? ›Adoptieren Sie einen Hund und erhalten Sie einen zweiten gratis dazu!‹ Wie in der Werbung, nur eben mit kleinen Hunden. Dein Ted denkt bestimmt gerade darüber nach, sich ein paar Ersatzhunde für Pippin zuzulegen.«
In Fredas Miene machte sich zunächst pure Erschütterung, dann Verärgerung breit. Schließlich tätschelte sie Georges Arm. »Du willst mich doch nur ärgern! Das würde er niemals tun. Nicht, ohne mir etwas davon zu sagen. Oooh, du bist ein schrecklicher Mensch!«
George zwinkerte Rachel zu, die sich ein Grinsen gerade noch verkneifen konnte, um dann missbilligend die Stirn zu runzeln. »Und das von dem Mann, der zwei Hoden zum Preis von einem entfernt …«
Es war beinahe unmöglich, nicht auf Georges gespielt-beleidigtes Gesicht zu reagieren. Rachel wunderte sich, dass sie die Einzige war, die auf seine spitzen Bemerkungen entsprechend konterte – ihm schien es jedenfalls zu gefallen.
»Aber du solltest wirklich noch einmal über einen neuen Hund nachdenken, Freda.« Megan wollte sie immer mal wieder davon überzeugen. »Ganz ehrlich: Ich glaube, es täteeuch ganz gut. Dir und Ted. Das könnte ihm helfen, über den Ruhestand nachzudenken.«
»Nur ein ganz besonderer kleiner Hund könnte unseren Pippin ersetzen«, erwiderte Freda. »Rachel, habe ich Ihnen schon erzählt, wie
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