Herzensbrecher auf vier Pfoten
selten.
»Nat, ich weiß, dass er weint.« Er strich mit der Hand über ihre Taille. »Er weiß ganz genau, wie er dich manipulieren kann. Du kannst nicht immer wieder zu ihm hinunterlaufen. Megan hat dich davor gewarnt: Er will austesten, wie weit er gehen kann.«
Nase an Nase lagen sie in der Dunkelheit beisammen undlauschten dem schrecklichen Stöhnen, das durch das gesamte Haus schallte. Es klang, als würde jemand in Boxhandschuhen Kontrabass spielen.
»Er weint nicht! Er hört sich vielmehr so an, als habe er Schmerzen!«, flüsterte Natalie. »Meinst du, er hat sich vielleicht in der Küche wehgetan?«
»Es ist das gleiche Geräusch wie gestern Nacht! Und die Nacht davor!«
»Tatsächlich? Oh! Hast du ihn noch einmal hinausgelassen, bevor du nach oben gekommen bist? Vielleicht muss er einfach nur!«
Johnny stöhnte und rollte sich auf den Rücken. »Und was ist mit mir?«
»Was denn? Du musst doch nicht fragen, wenn du zur Toilette gehen möchtest. Du kannst gern ins Bad gehen!«
»Nat.« Er zog sie an der Hand, sodass sie auf ihn rollte. Dann legte er seine Hände auf ihren Po und drückte sie an sich, was sie normalerweise ziemlich unwiderstehlich fand. Sicherlich würde sie merken, wie erregt er war. »Vielleicht kann ich dich ja ein wenig vom Hund ablenken. Was hast du neulich im Internet gelesen? Je mehr Sex man hat, desto größer sind die Chancen …«
»Mein Eisprung war vor ein paar Tagen«, unterbrach ihn Natalie mit einem schiefen Lächeln. »Da müssten deine Spermien schon eine Zeitmaschine besitzen, um diesen Monat noch ein Baby zeugen zu können.«
Johnny zuckte zusammen. »Vielleicht möchte ich dieses Mal gar kein Baby zeugen, sondern einfach nur mit dir schlafen!«
Unten erhöhte Bertie sein klagendes Gejaule um einen ganzen Ton, es klang übernatürlich schauerlich.
»Es tut mir leid, aber ich kann das nicht mehr länger ertragen.« Natalie befreite sich aus Johnnys Umarmung, schlug die Bettdecke zurück und sprang aus dem Bett. »Ich werdenach unten gehen, bevor die Nachbarn noch den Tierschutzverein rufen.«
Frustriert beobachtete Johnny, wie ihre langen, schlanken Beine im fahlen Licht des Radioweckers glänzten, während sie durch das Schlafzimmer lief und ihren Morgenmantel suchte.
Sollte es das nun gewesen sein? Wenn der Tag nicht grün markiert war, dann lohnte sich der Sex nicht? Johnny war verletzt. Auch wenn ihre Bemerkung ein Witz gewesen war – was er inständig hoffte –, so zeigte sie dennoch, dass sie insgeheim einen Kalender im Kopf hatte, sogar wenn sie das Gegenteil behauptete.
Er ließ sich wieder in die Kissen zurückfallen. Eine Monatshälfte lang wilden Sex auf Verlangen, dann die andere Monatshälfte absolute Flaute, während der Hund so lange Todesqualen simulierte, bis er endlich im Bett schlafen durfte – und dann überhaupt keinen Sex mehr?
Johnny schreckte auf, als sich Natalie über ihn beugte und seine Nase küsste. »Jetzt sei nicht eingeschnappt!«, erklärte sie. »Ich bin doch in einer Sekunde wieder oben! Stell dir das Ganze doch einmal so vor: Es ist eine gute Übung für all die schlaflosen Nächte, die uns mit einem Baby bevorstehen werden.«
»Sofern wir jemals ein Baby bekommen«, murmelte Johnny, aber erst, nachdem Natalie außer Hörweite war.
Natalie tapste in ihren Hausschuhen die Treppe hinunter, obwohl sie genau wusste, dass sie alle Regeln brach, wenn sie auf Berties Gejaule einging. Sie besaß einfach nicht genügend Kraft, um dem »Wo seid ihr nur?«-Ruf, mit dem Bertie sein Rudel zu lokalisieren versuchte, zu widerstehen.
Dies war eben die Natur der Dinge. Außerdem befand sich Bertie immer noch in der Eingewöhnungsphase. Schließlich hatte er während seines erst kurzen Lebens eine Menge mitgemacht. Glücklicherweise blieb aber noch genügend Zeit,groß und stark zu werden, wenn er begriffen hatte, dass sie beide ihn nicht im Stich lassen würden.
Sofort, nachdem Natalie die Küchentür geöffnet hatte, verstummte das Gejaule. Der Basset schoss in ihre Arme und wackelte so heftig mit dem Schwanz, dass es aussah, als sei er in der Mitte mit einem Gelenk versehen.
Wie kann man einer solch großen Liebe widerstehen?, fragte sich Natalie und drückte seinen warmen, faltigen Körper an sich.
»Hallo, Bertie!«, murmelte sie in seinen Nacken und schwelgte in dem Geschnüffel, dem jeder Flecken ihrer nackten Haut nun ausgesetzt war. Sein Fell verströmte einen strengen Eigengeruch, an den sie sich erst noch gewöhnen
Weitere Kostenlose Bücher