Herzensbrecher: Roman (German Edition)
neue Beziehung einging. Dass dies eines Tages geschehen würde, davon war er fest überzeugt. Im Grunde überraschte es ihn, dass nicht schon längst ein anderer auf der Bildfläche erschienen war.
»Mal sehen«, antwortete Maxine gelassen. »Lass uns abwarten, wie es mit den Kindern läuft. Ich möchte nicht stören.« Die drei sollten ihren Vater wenigstens für eine kurze Zeit für sich allein haben. Das wollte sie ihnen auf keinen Fall nehmen.
»Wir würden uns jedenfalls freuen«, versicherte er und umarmte sie zum Abschied.
»Danke für das tolle Abendessen«, sagte sie und trat in den Aufzug. Sie winkte ihm, bis sich die Türen schlossen. Dann sauste der Fahrstuhl die fünfzehn Stockwerke nach unten, und Maxine spürte den Druck auf den Ohren. Es war sonderbar, aber sie liebte Blake immer noch. Sie wollte nur nicht mehr mit ihm zusammen sein. Es machte ihr nichts aus, dass er mit zwanzigjährigen Frauen ausging. Ihre Beziehung zu ihm zu definieren war, weiß Gott, nicht leicht, aber sie hatten einen Weg gefunden, der für sie beide gangbar war.
Als sie aus dem Gebäude trat, winkte der Portier ein Taxi heran. Während der Fahrt nach Hause dachte sie an den schönen Tag zurück. In ihrer Wohnung war es dunkel und still. Maxine schaltete das Licht ein und ging in ihr Schlafzimmer. Im Vergleich zu Blakes luxuriösem Penthouse gefiel ihr die eigene Wohnung besser denn je. Sie neidete ihm seine Ausschweifungen nicht und hätte nicht mit ihm tauschen wollen.
Zum x-ten Mal wurde ihr bewusst, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, sich von ihm zu trennen. Blake Williams war der Traum aller Frauen, aber nicht mehr ihrer.
5. Kapitel
A ls um vier Uhr morgens das Telefon auf ihrem Nachttisch klingelte, schlief Maxine tief und fest. Es dauerte eine Weile, bis sie wach genug war, um nach dem Hörer zu greifen. Wenn die Kinder nicht da waren, schlief sie oft tiefer als sonst. Sie warf einen Blick auf den Wecker und hoffte, dass bei Blake alles in Ordnung war. Vielleicht hatte Sam schlecht geträumt und wollte nach Hause.
»Maxine Williams«, meldete sie sich mit fester Stimme, um den Anrufer nicht merken zu lassen, dass sie tief geschlafen hatte. Dabei war das kaum überraschend, wenn man um vier Uhr morgens jemanden anruft.
»Maxine, es tut mir leid, dich um diese Uhrzeit zu stören«, meldete sich Thelma Washington, die Kollegin, die über Thanksgiving Bereitschaft hatte. »Ich bin mit den Andersons im New York Hospital. Hilary hat letzte Nacht eine Überdosis genommen. Ihre Eltern haben sie morgens um zwei gefunden.« Hilary war eine heroinabhängige Fünfzehnjährige, die unter einer bipolaren Störung litt. In den vergangenen vier Jahren hatte sie bereits viermal versucht, sich das Leben zu nehmen. Maxine war sofort hellwach. »Der Notarzt hat ihr Naloxon gegeben, aber es sieht nicht gut aus.«
»Verdammt! Ich bin schon unterwegs«, sagte Maxine und sprang aus dem Bett.
»Sie hat das Bewusstsein nicht wiedererlangt, und der behandelnde Arzt bezweifelt, dass es überhaupt dazu kommen wird.«
»Das letzte Mal hat sie wie durch ein Wunder überlebt. Sie ist ein zähes Mädchen.«
»Zähigkeit wird sie brauchen. Anscheinend hat sie sich einen höllischen Cocktail gemixt: Heroin, Kokain und Speed. Das Blutbild zeigt außerdem Spuren von Rattengift. Vermutlich hat jemand Heroin mit irgendwelchem Mist gestreckt. Diese Dealer schrecken vor nichts zurück. Allein letzte Woche sind zwei Kids daran gestorben. Maxine … mach dir keine allzu großen Hoffnungen. Ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen, aber selbst wenn sie es überlebt, wird nicht mehr viel von ihr übrig sein.«
»Ja, ich verstehe. Danke, dass du mich angerufen hast. Ich ziehe mich schnell an und komme. Wo liegt sie?«
»Auf der Intensivstation. Ich warte auf dich. Ihre Eltern sind völlig fertig.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
Für die Andersons war dies bereits das vierte Mal. Hilary war ein süßes Kind gewesen, das aber ab dem zweiten Lebensjahr Auffälligkeiten zeigte. Sie litt unter einer manisch-depressiven Erkrankung. Als sie mit zwölf Jahren anfing, Heroin zu spritzen, war sie auf der Schnellstraße in Richtung Katastrophe. Sie war das einzige Kind liebevoller Eltern, die taten, was in ihrer Macht stand, um ihrer Tochter zu helfen. Aber manche Kinder ließen sich nicht helfen, sosehr man sich auch um sie bemühte.
Maxine hatte Hilary in den letzten zwei Jahren viermal in eine Klinik eingewiesen – mit mäßigem
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