Herzensbrecher: Roman (German Edition)
mal mit einem adeligen Franzosen zusammen, einem Marquis oder so. Ich weiß nicht, was passiert ist. Jedenfalls hat sie ihn nicht geheiratet. Stattdessen ist sie nach Indien gefahren und hatte dort eine Affäre mit einem wichtigen indischen Kerl. Bei ihrer Rückkehr brachte sie jede Menge tolle Juwelen mit. Ich kann nicht glauben, dass du sie nicht kennst. Vielleicht war sie gerade fort, als du hier warst. Mit ihr kann man sich gut amüsieren«, versicherte er.
»Das glaube ich«, sagte Blake. Was Jagger ihm erzählte, deckte sich mit seinem eigenen Eindruck. »Weißt du, wo ich sie finde? Sie war so schnell verschwunden, dass ich sie nicht nach ihrer Telefonnummer fragen konnte.«
»Lass deine Sekretärin morgen bei meiner anrufen. Ich habe ihre Nummer. Wie die meisten anderen auch. Halb England hat sich von ihr porträtieren lassen. Das kannst du immer als Vorwand benutzen.« Blake war nicht sicher, ob er einen Vorwand überhaupt brauchte. Kurz darauf verabschiedete er sich, und am nächsten Morgen ließ er seine Sekretärin wegen der Nummer anrufen.
Sobald er sie hatte, starrte er auf die Zahlen und entschied sich nach einem Augenblick dafür, sofort anzurufen. Eine Frau meldete sich, und er erkannte ihre Stimme sofort wieder.
»Arabella?« Er versuchte, selbstsicher zu klingen, war aber in Wahrheit zum ersten Mal seit langem nervös. Diese Frau war wie ein Wirbelsturm und wesentlich welterfahrener als die Mädchen, mit denen er sonst ausging.
»Am Apparat«, antwortete sie auf ihre knappe, britische Art. Dann lachte sie, noch bevor er sich vorgestellt hatte. Es war wieder dieses helle, klingende Lachen wie am Abend zuvor.
»Hier ist Blake Williams. Wir haben uns gestern auf der Party im Kensington Palace unterhalten, an der Bar. Dann warst du weg, noch bevor ich die Chance hatte, mich zu verabschieden.«
»Du wirktest plötzlich so beschäftigt, da habe ich mich schnell verdrückt. Wie nett, dass du anrufst!« Offenbar freute sie sich tatsächlich.
»Eigentlich wollte ich eher ›Hallo‹ als ›Goodbye‹ sagen. Hast du Zeit für ein Mittagessen?«
»Nein«, antwortete sie in bedauerndem Ton. »Ich arbeite an einem Porträt, und mein Modell kann nur während der Mittagspause. Es ist der Premierminister, sein Terminplan ist ziemlich voll. Wie wäre es morgen?«
»Sehr gern«, antwortete Blake und kam sich vor wie ein Zwölfjähriger. Von Mick wusste er, dass sie neunundzwanzig war, aber mit seinen sechsundvierzig Jahren fühlte er sich ihr gegenüber noch grün hinter den Ohren. »Um eins im Santa Lucia?« Es war Prinzessin Dianas Lieblingsrestaurant gewesen und seither das von jedermann.
»Perfekt. Ich werde dort sein«, versprach sie. »Bis dann.«
Und bevor er sich’s versah, hatte sie aufgelegt. Kein Geplauder. Nur die Fakten, die nötig waren für eine Verabredung zum Mittagessen. Blake fragte sich, ob sie wohl mit Sari und Bindi erscheinen würde. Klar war, dass er es kaum erwarten konnte, sie wiederzusehen. So aufgeregt war er seit Jahren nicht mehr gewesen.
Am nächsten Tag traf Blake um Punkt eins im Santa Lucia ein. Er stellte sich an die Bar und wartete. Arabella kam zwanzig Minuten zu spät. Rote Igelfrisur, Minirock, hochhackige braune Wildlederstiefel, weiter Luchsmantel und keine Spur von dem Bindi. Sie sah aus wie eine Figur in einem Film, und man dachte bei ihrem Outfit eher an Paris oder Mailand. Ihre Augen waren so strahlend blau, wie Blake sie in Erinnerung hatte. Sie lächelte ihn an und umarmte ihn zur Begrüßung.
»Es ist wirklich nett von dir, mich zum Mittagessen einzuladen«, sagte sie, als wäre ihr so etwas noch nie passiert. Trotz ihres exaltierten Äußeren hatte sie etwas Bescheidenes an sich, und das gefiel Blake. Er fühlte sich wie ein Hündchen zu ihren Füßen, und das geschah ihm wahrlich selten. Der Kellner brachte sie an ihren Tisch und machte viel Aufhebens um Arabella, wie Blake es sonst nur um seine Person gewohnt war.
Während des Essens unterhielten sie sich angeregt. Blake fragte sie nach ihrer Arbeit und erzählte von seinen Erfahrungen in der Dotcom-Welt, was Arabella wiederum faszinierte. Sie plauderten über Kunst, Architektur, Segeln, Pferde, Hunde und über seine Kinder. Bis vier Uhr tauschten sie sich über alles Mögliche aus und verließen erst dann das Restaurant. Er sagte, dass er ihr gern mal bei der Arbeit zusehen würde, und sie lud ihn für den nächsten Tag ein – nach der Sitzung mit dem Premierminister. Sie sagte, dass sie ansonsten
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