Herzensbrecher: Roman (German Edition)
Ich bin sofort hingefahren. Wenn sie den heutigen Tag übersteht, ist sie gerettet.« Sie hatte den Kindern schon häufiger von Notfällen erzählt, sie waren durchaus mit derartigen Ereignissen vertraut. »Hast du damit ein Problem?«
»Ich glaube dir nicht. Du warst die ganze Nacht bei ihm und hast mit ihm geschlafen.« Sie spie ihrer Mutter die Worte wütend entgegen. Maxine sah Daphne erstaunt an. Der Vorwurf war ungerechtfertigt, aber er bot Maxine einen Vorgeschmack auf den Widerstand, mit dem sie vonseiten der Kinder zu rechnen hatte. Zumindest von Daphnes Seite.
»So etwas könnte tatsächlich eines Tages geschehen, mit Charles oder mit einem anderen Mann. Falls eine Beziehung für mich ernst werden sollte, warne ich euch rechtzeitig vor. Letzte Nacht habe ich gearbeitet, Daphne. Du irrst dich.« Verärgert wandte sie sich ab.
Einen Moment lang wirkte Daphne besänftigt, doch dann legte sie wieder los. »Warum soll ich dir glauben?«, fragte sie. In dem Moment marschierte Sam in die Küche und sah seine Schwester irritiert an.
»Weil ich euch noch nie angelogen habe«, antwortete Maxine streng. »Und ich habe nicht vor, jetzt damit anzufangen. Außerdem gefallen mir deine Anschuldigungen nicht. Sie sind unangemessen, unhöflich und überflüssig. Und jetzt lass mich in Ruhe und lerne, dich zu benehmen.« Ohne ein weiteres Wort verließ Maxine die Küche.
»Sieh nur, was du angerichtet hast«, schimpfte Sam. »Jetzt ist Mom böse. Vielleicht war sie die ganze Nacht auf und ist müde. Und jetzt hat sie bestimmt den ganzen Tag schlechte Laune. Besten Dank!«
»Du hast doch gar keine Ahnung!«, fauchte Daphne und stürmte aus der Küche. Sam schüttete sich Müsli in eine Schale. Dieser Tag würde nicht leicht werden.
Mittags fuhr Maxine wieder ins Krankenhaus und stellte erfreut fest, dass es Eloise den Umständen entsprechend gutging. Sie hatte das Bewusstsein wiedererlangt und war ansprechbar. Allerdings wollte sie Maxine nicht verraten, aus welchem Grund sie versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Maxine empfahl einen längeren Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik, und die Eltern stimmten zu. Sie wollten auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass so etwas noch einmal geschah.
Um zwei Uhr nachmittags war Maxine wieder zu Hause. Daphne war mit Freundinnen unterwegs, angeblich, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Doch Maxine war davon überzeugt, dass ihre Tochter ihr aus dem Weg gehen wollte. Sie war darüber nicht traurig, denn sie ärgerte sich immer noch über Daphnes Anschuldigungen. Wie immer in solchen Situationen verhielt sich Sam besonders liebevoll, um die Scharte seiner Schwester wieder auszuwetzen. Maxine ging mit ihm zu Jacks Fußballspiel. Jacks Mannschaft gewann das Spiel, und sie freuten sich mit ihm. Als sie um fünf wieder zu Hause waren, hatte sich Maxines Laune gebessert. Daphne war auch dort und recht kleinlaut.
Als Charles um sechs anrief, war er gerade erst aufgestanden und vernahm mit Erstaunen, dass Maxine den ganzen Tag auf den Beinen gewesen war.
»Ich bin das gewohnt«, antwortete sie lachend. »Es gibt keine Pause für die Müden – jedenfalls nicht, wenn sie Kinder haben.«
»Ich weiß nicht, wie du das schaffst. Ich fühle mich wie gerädert. Gegen dich bin ich ein echter Schwächling. Wie geht es deiner Patientin?« Er klang verschlafen, und das verlieh seiner Stimme eine sexy Note.
»Erstaunlich gut. Ein junger Körper ist zum Glück stark. In vielen Fällen gibt das den Ausschlag, und wir können den Patienten retten.«
»Ich bin froh, dass es dieses Mal gutgegangen ist.« Er hatte zu diesem Fall jetzt eine Beziehung. »Was hast du heute Abend vor?«
»Wir gehen ins Kino und essen vorher eine Pizza.«
Plötzlich hatte Maxine eine Idee. Heute Abend war Charles vermutlich zu müde, um mitzukommen, und sie wollte ihn nicht bedrängen, aber sonntags aßen sie immer alle gemütlich zu Abend. »Wie wäre es, wenn du morgen bei uns zu Abend isst?«
»Mit dir und den Kindern?« Er schien zu zögern und klang weniger begeistert, als Maxine gehofft hatte. Offenbar musste er sich erst an die Situation gewöhnen.
»Das ist die Idee. Wir können uns etwas vom Chinesen bringen lassen – oder etwas anderes.«
»Ich liebe chinesisches Essen. Ich möchte nur nicht bei einem Familienessen stören.«
»Damit können wir umgehen. Du auch?« Sie lächelte, und ihm fiel kein guter Grund ein, warum er kneifen sollte.
»Einverstanden«, willigte er ein und klang, als hätte
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