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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Tobias’ Geldbörse und nahm zuerst nur etwas mehr als den Betrag heraus, den sie für ein Taxi brauchen würde. Dann überlegte sie es sich jedoch anders und stopfte sämtliche Scheine und das ganze Kleingeld in die Taschen ihrer Jeans.
    Sie wollte das Portemonnaie gerade wieder zurücklegen, als ihr Blick auf eine Schere fiel, die in einem imposanten Messerblock neben dem Herd steckte. Wenige Sekunden später zerschnitt sie alle Bank-, Kredit- und Kundenkarten, Führerschein, Fahrzeugschein und Personalausweis. Mit einem leisen Gefühl der Genugtuung ließ sie anschließend die Schnipsel auf den Küchenboden regnen.
    Dann verließ sie mit einem grimmigen Lächeln den Keller. Es war nur eine kleine Rache. Ein paar Unannehmlichkeiten. Doch zumindest stand ihm einige Behördenlauferei bevor. Er würde sie jedenfalls nicht sofort vergessen.
    Das gestohlene Geld würde nicht nur für die Heimfahrt reichen, sondern auch für eine ausgedehnte Shopping-Tour.
    Hannah lief zur Bushaltestelle zurück, von wo aus sie per Handy ein Taxi bestellte. Die Zentrale kündigte an, dass der Wagen in etwa zehn Minuten da sein würde.
    Ungeduldig scharrte sie mit den Füßen. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Jesaja und Aileen zurück, zu der Szene, die sich vor ihren Augen abgespielt hatte.
    Tränen rannen erneut über ihre Wangen, und sie wischte sie wütend weg. Der Scheißkerl war es nicht wert, dass man ihm auch nur eine Träne nachweinte. Leider stimmten Gedanken und Gefühle nicht immer überein.
    Ihr Taxi kam früher als erwartet. Hannah ließ sich hinter den Fahrer auf den Rücksitz sinken und nannte ihm eine Adresse in der Nähe der Wohnung ihres Vaters. Sie wollte nicht riskieren, dass er sah, wie sie mit dem Taxi nach Hause kam, und ihr Fragen stellte. Erst recht nicht in ihrem jetzigen Zustand.
    Sie starrte in die Dunkelheit hinaus, und die Tränen begannen erneut zu fließen.
    Ihr Handy vibrierte in ihrer Jackentasche. Zuerst wollte sie es ignorieren, weil sie fürchtete, es könnte eine wütende SMS von Tobias sein, doch dann siegte ihre Neugier.
    Die Kurzmitteilung war allerdings von ihrem Vater. Es würde mal wieder spät werden, vor Mitternacht könne er wahrscheinlich nicht zu Hause sein.
    Hannah seufzte resigniert. Den Rest des Abends würde sie alleine verbringen müssen. Sie wollte aber nicht in eine kalte, verlassene Wohnung zurückkehren.
    Im Radio lief »Almost Lover« von A Fine Frenzy .
    Das war endgültig zu viel für die Sechzehnjährige.
    »Könnten Sie bitte das Radio ausmachen?«, sagte sie unter Schluchzen. Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Ich würde doch gerne woanders hinfahren.«
    Kurze Zeit später begann sie ihren Streifzug durch das Lemanshainer Stadtzentrum, auf der Suche nach einer Kneipe oder Bar, in der man sie nicht nach ihrem Ausweis fragen würde. Vielleicht war sie zu jung, um ihren Liebeskummer in Alkohol zu ertränken, es war aber die einzige Möglichkeit, die ihr einfiel. Als man sie wiederholt vor die Tür gesetzt hatte, lief sie ziellos durch die Straßen.
    Irgendwann landete sie an einer Bushaltestelle, nur um festzustellen, dass sie den letzten Bus verpasst hatte. Sie wollte sich ein Taxi rufen, doch der Akku ihres Handys hatte den Geist aufgegeben. Dann fing es auch noch zu schneien an.
    Es war alles zu viel.
    Hannah rastete aus. Sie schrie ihre Verzweiflung lautstark hinaus, trat wütend gegen den Pfosten, an dem der Fahrplan befestigt war, und ließ ihrer Trauer und ihrem Zorn freien Lauf.
    Irgendwann ließ sie sich einfach zu Boden fallen, den Schmerz in ihren Knien nahm sie dabei kaum wahr. Der Schnee unter ihr schmolz und durchnässte den Stoff ihrer Jeans, doch sie ignorierte die eisige Kälte, hieß das beißende Gefühl, das sich langsam in ihr auszubreiten begann, sogar willkommen.
    Sie kam erst wieder zu sich, als sich eine kräftige Hand auf ihre Schulter legte, sie am Oberarm gepackt und mit einem Ruck auf die Füße gezogen wurde.

16
    Das Timing war perfekt. Es war spät, die Straßen waren verlassen, und nur vereinzelte Laternen spendeten Licht, gerade genug, um die Dunkelheit ein wenig aufzuhellen. Sie war allein.
    Selbst aus sicherer Entfernung konnte er sehen, wie aufgebracht sie war. Ihre Wangen glühten in einem satten, wunderbaren Rot, in ihren Augen glitzerten deutlich sichtbar Tränen. Sie war traurig, so traurig … Wütend zwar auch, doch die Verzweiflung und vor allem der Kummer überwogen.
    Es wäre ein guter Zeitpunkt, ihre Schwermut und

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