Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Jennifer am Schreibtisch.
Diese blickte auf den Bildschirm und scrollte durch die wenigen Daten, die sie über Jürgen Drach bisher gefunden hatte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nichts Auffälliges. Ein paar Strafzettel und Bußgeldbescheide. Parkvergehen, Geschwindigkeitsüberschreitungen und ein Rotlichtverstoß, das ist alles.«
Also lagen bisher nur die Ergebnisse der Anfrage ans Verkehrsregister vor. »Ich hasse diesen Ausdruck … Rotlichtverstoß.«
Offenbar war sie nicht die Einzige, die das Wort noch mit einem ganz anderen Sachgebiet assoziierte, sie verkniff sich aber einen entsprechenden Kommentar. »Die systemweite Suche wird noch eine ganze Weile dauern. Die Datenbanken sind nicht die schnellsten.«
Während sie auf die Ergebnisse warteten, suchte Jennifer im Internet nach Informationen über den Fotografen. Über ein paar Marketingseiten und das von Jessica Kusche genannte Forum wurde sie schließlich fündig. Ohne den Hinweis auf sein Pseudonym hätte sie aber wohl keinen Erfolg gehabt. »Jürgen Drach arbeitet tatsächlich als Werbe- und Produktfotograf. Und er hat ein Studio in Lemanshain, im Industriegebiet. Hier ist eine Werbeagentur, die ihn wärmstens empfiehlt.«
Auf der Internetseite der Agentur gab es sogar ein Foto von Drach. Es zeigte einen schlanken Durchschnittstypen, Ende vierzig, kurz geschnittenes braunes Haar, dunkelbraune Augen. Sein Lächeln wirkte unecht und verkrampft, sein Blick schien nicht richtig zur Kamera hin ausgerichtet zu sein und ins Leere zu gehen.
Jennifer prägte sich sein Gesicht ein und kam zu dem Schluss, dass sie den Kerl nicht ausstehen konnte. Das musste nichts bedeuten, ihr erster Eindruck täuschte sie aber nur selten.
Sie klickte sich weiter durch den Internetauftritt der Werbeagentur. Plötzlich hielt sie inne. »Das ist interessant.«
Oliver sah nicht sofort, was sie meinte. »Was denn?«
»Unter den Referenzen der Agentur befindet sich das Autohaus Schröder.«
»Welche Art von Aufträgen hat die Agentur denn übernommen?«, fragte Oliver.
»Das steht hier leider nicht.« Jennifer atmete langsam tief durch. »Aber ich habe das ungute Gefühl, dass ein bestimmter Fotograf daran beteiligt gewesen sein könnte.«
»Und so Larissa Schröder kennengelernt hat.« Der Staatsanwalt runzelte die Stirn, als er sich zu erinnern versuchte. »Haben ihre Eltern nicht erwähnt, dass sie für ein paar Werbeanzeigen des Autohauses gemodelt hat?«
Jennifer war sich ebenfalls nicht sicher, deshalb öffnete sie die digitale Version des Aussageprotokolls, um nachzulesen. »Hier ist es. Larissa Schröder hat letzten Sommer für das Autohaus ihres Mannes gemodelt.«
»Und sie war an Fotografie interessiert … Eine gute Möglichkeit, mit ihr in Kontakt zu kommen«, fügte Oliver hinzu.
Die Puzzlestücke schienen langsam an ihren Platz zu fallen. »Das würde passen. Vielleicht hat Cedric Mattes ebenfalls einen Fotografen gebraucht, zum Beispiel für das Cover seines Buches? Horst Neubert hatte mit allen möglichen karitativen Projekten zu tun. Es dürfte nicht schwierig gewesen sein, sich als Fotograf für irgendeine Veranstaltung zu empfehlen.«
Die Kommissarin maximierte nacheinander die anderen Programme, die noch immer mit unterschiedlichen Datenbankabfragen beschäftigt waren. »Hm«, sagte sie, als sie ein Ergebnis im Liegenschaftsregister entdeckte, das mit einigen interessanten Informationen verknüpft war. »Drach hat sein Studio in einem ehemaligen Schlachthaus eingerichtet. Wie passend.«
»Wie bitte?«, hakte Oliver nach.
»Die Metzgerei, der das Gebäude ursprünglich gehörte, musste nach einem Lebensmittelskandal vor zwei Jahren Insolvenz anmelden. Drach hat das Schlachthaus ersteigert. Es war wohl nicht mehr allzu viel wert. Ihm gehört die gesamte Liegenschaft.« Jennifer runzelte die Stirn, als sie ein weiteres Detail beim Abgleich der verschiedenen Informationen entdeckte. Sie überprüfte es zwei Mal, bevor sie sagte: »Und es kommt noch besser. Seine Privatadresse stimmt mit seiner Geschäftsadresse überein.«
»Was macht ein Fotograf mit einem ehemaligen Schlachthof?! Und was für ein Mensch wohnt in so einem Gebäude, noch dazu in einem Industriegebiet?!«
»Ich habe keine Ahnung von Produktfotografie, aber ich glaube nicht, dass man dafür ein ganzes Industriegebäude braucht. Selbst wenn er einen Teil davon in Wohnraum umgewandelt hätte, wofür er im Übrigen nie eine Genehmigung beantragt hat, stellt sich die Frage, was er mit
Weitere Kostenlose Bücher