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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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sie tiefer in seine dunkle Welt eingeladen. Instinktiv wusste sie, dass sich hinter dem Holz der geschlossenen Tür Räumlichkeiten befanden, die für gewöhnlich nur von Eingeweihten betreten werden durften.
    Sie fragte sich, wie es möglich war, dass sie in den letzten Tagen kaum einen Gedanken an die seltsame Gruppierung verschwendet hatte, dessen Anführer Jesaja war. Hatte er sie dermaßen für sich eingenommen? Eigentlich hätte sie auf der Stelle kehrtmachen sollen, doch sie blieb unentschlossen stehen.
    Plötzlich flog die Tür auf, und eine lachende Frau erschien. Sie trug ein dunkles Kleid, war wie der wandelnde Tod geschminkt und hatte rote Kontaktlinsen in den Augen. Sie balancierte wie eine Kellnerin Teller und Krüge auf dem Arm und hielt überrascht inne, als sie Hannah entdeckte. Mehrere Sekunden lang musterte sie den Teenager mit zusammengezogenen Augenbrauen.
    »Bist du wegen Jesaja hier?«, fragte sie schließlich, wobei ihr eine dunkelrote Flüssigkeit aus dem Mundwinkel lief.
    Hannah nickte stumm. Sie wollte lieber gar nicht wissen, ob es Kunstblut, Schminke oder irgendetwas anderes war. Am Ringfinger ihrer rechten Hand trug die Frau einen Ring mit einem dunkelroten Stein. Sie gehörte zum inneren Zirkel von Jesajas Vereinigung.
    Die Frau deutete auf die Tür, durch die sie gerade gekommen war, sagte: »Den Flur runter, letzte Tür links« und verschwand in der Küche.
    Zögernd trat Hannah in den breiten, von Türen gesäumten Flur. Der dunkelrote Teppich verschluckte ihre Schritte, als sie sich weiter vorwagte.
    Die Wände waren schwarz, die Lampen schienen aus einem längst vergangenen Jahrhundert zu stammen. Bilder, zweifellos von Jezebel geschaffen, hingen neben Schwertern, Streitkolben und Äxten. Wahrscheinlich waren es Showwaffen, sie wirkten aber wie echte, gebrauchte Waffen, sogar die Klingen schienen geschliffen scharf zu sein.
    Einige Türen standen offen, andere waren geschlossen. Hannah sah Zimmer, deren Gestaltung dem tiefsten Mittelalter, dem Barock oder einer dunklen Zukunftsvision nachempfunden war. Männer und Frauen in entsprechender Kostümierung saßen zusammen, unterhielten sich bei Kerzenschein, lasen in Büchern oder spielten auf perfekt zur Ausstattung passenden Konsolen.
    Die wenigsten nahmen Notiz von ihr, und diejenigen, die aufblickten, schenkten ihr nicht mehr als einen flüchtigen Blick. Sie waren beschäftigt, in ihre eigenen Welten versunken, nicht unbedingt im Hier und Jetzt.
    Hannah erhaschte einen Blick auf eine Frau, die sich gerade tätowieren ließ, und schaute in ein großes Zimmer, das als Bibliothek zu dienen schien. Manchmal glaubte sie, hinter einer verschlossenen Tür Geräusche zu hören, doch ihre Eindrücke waren zu flüchtig, um sie zuordnen zu können.
    Sie erreichte das Ende des Flurs, wo sich auf der linken Seite eine letzte geschlossene Tür befand. Die Tür, hinter der sie Jesaja finden sollte.
    Zu ihrer Rechten lag ein Raum, der als einziger hell erleuchtet war. Er war Atelier und Werkstatt zugleich, Jezebels Reich, in dem sie ihre Werke schuf. Jesajas Schwester saß vor einer Staffelei und malte.
    Zuerst ignorierte sie den vor ihrer Tür stehenden Teenager. Als sie schließlich aufblickte, zuckte Hannah förmlich zusammen. Jezebels Blick wirkte wütend, enttäuscht und tieftraurig zugleich, wobei keines dieser Gefühle direkt gegen Hannah gerichtet zu sein schien. Jezebel schüttelte leicht den Kopf, dann wandte sie sich wieder der Leinwand zu.
    Hannah schluckte. Sie hatte das Gefühl, dass Selina sie davor warnen wollte, Jesajas Reich zu betreten. Gleichzeitig kam ihr die gesamte Umgebung so unwirklich vor, dass sie wenige Sekunden später schon nicht mehr sicher war, dass die junge Frau sie überhaupt angesehen hatte.
    Hannah fühlte sich wie ein Fremdkörper, sie gehörte nicht hierher.
    Sie wandte sich wieder der geschlossenen Tür zu und starrte die schwarze Lackierung an. Was erwartete sie dahinter? Würde sie vollends in Jesajas Welt eintauchen und Teil von ihr werden? Wollte sie das überhaupt?
    Sie atmete mehrmals tief durch und nahm ihren ganzen Mut zusammen. Durch diese Tür zu gehen bedeutete rein gar nichts. Was auch immer sie erwartete, sie konnte jederzeit umkehren. Es gab einen Weg zurück. Ein Stück Flur, das sie von der Realität trennte, nicht mehr.
    Sie drehte den Knauf und stieß die Tür vorsichtig nach innen auf. Unwillkürlich hielt sie die Luft an. Vor ihr lag ein Raum, so dunkel und schaurig eingerichtet wie

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