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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Bruder von Selina Fiedler?!« Die Antwort gefiel ihr nicht. »Wie lange braucht ihr hierher? Ich meine, hierher ins Industriegebiet?« Die nächste Antwort gefiel ihr noch weniger. Sie lief unruhig auf und ab und überlegte. Dann: »Ich schicke dir gleich ein Foto von einer Skizze auf dein Handy. Zeig es ihm. Ich muss wissen, ob er eine Ahnung hat, wo das sein könnte.«
    Jennifer legte auf, fotografierte die Skizze und schickte sie an den Polizeiobermeister. Inzwischen war Oliver neben sie getreten und hatte die Zeilen auf dem Blatt überflogen, das sie eben erst beiseitegelegt hatte. Er sagte nichts, doch sie konnte in seinen Augen lesen wie in einem offenen Buch. Er verstand und dachte dasselbe wie sie.
    Drach hatte Selina Fiedler. Und er würde direkt mit ihr zu diesem Friedhof fahren.
    Das Brummen von Jennifers Handy durchbrach die Stille. »Und?!«
    Thomas’ Stimme war anzuhören, dass er gerne gewusst hätte, was überhaupt los war, sich aber mit Fragen zurückhielt. »Er denkt, es ist ein Waldfriedhof. In der Nähe von dem kleinen See. Gehört angeblich noch zu Lemanshain, habe ich aber noch nie was von gehört.«
    Ebenso wenig wie Oliver und Jennifer. Doch Google Maps kannte den Friedhof. Oliver lud den Eintrag auf seinem Handy, während Jennifer die Verbindung zu Thomas Kramer hielt. Der Kartendienst zeigte ein kleines Quadrat an, mitten im Wald gelegen. Irgendjemand hatte Fotos ins Internet gestellt und sie über Google mit der Örtlichkeit verknüpft. Auf den Fotos waren sehr alte, imposante Grabsteine und Skulpturen zwischen hohen Bäumen zu sehen, die teilweise stark erodiert und von Moos und Efeu überwuchert waren. Ein in Vergessenheit geratener Ort, der nur von einer flachen, an mehreren Stellen eingefallenen Steinmauer begrenzt wurde. Fluchtwege in alle Richtungen offen.
    Jennifer und Oliver wechselten einen kurzen Blick und strebten gleichzeitig in Richtung Flur.
    »Thomas, hör zu. Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass Jürgen Drach Selina Fiedler direkt zu diesem Friedhof gebracht haben könnte. Ich brauche mindestens eine Einheit vor Ort, aber eigentlich müsste der gesamte Bereich umstellt werden. Ohne Sirenen, ohne Blaulicht, kein Funkverkehr. Ich will ihn auf gar keinen Fall aufschrecken oder vorwarnen.« Im besten Fall würde Drach fliehen, er konnte aber genauso gut sein Opfer als Geisel nehmen oder, im schlimmsten Fall, durchdrehen und Selina auf der Stelle töten.
    »Der Chef hat alle verfügbaren Einheiten auf die Suche nach Drach und seinem Transporter geschickt. Du solltest das mit Möhring direkt …«
    »Dafür habe ich keine Zeit und keine Geduld. Grohmann und ich fahren jetzt zu dem Friedhof. Und denk dran: keine Sirenen, kein Blaulicht, kein Funkverkehr!« Sie legte auf, bevor er widersprechen konnte, und schaltete dann das Handy aus.
    Das Letzte, was sie jetzt wollte, war, mit Möhring über ihre Entscheidung zu diskutieren. Die Kommissarin war der festen Überzeugung, dass Selina Fiedler keine Zeit mehr für strategisches Vorgehen der Polizeikräfte blieb, und sie fühlte sich für die junge Frau verantwortlich.
    Und für Grohmann. Zumindest ein bisschen.
    Sie liefen nach draußen, kletterten über das Tor und legten den Weg zu ihrem Wagen im Laufschritt zurück. Als Jennifer den Motor anließ, sagte sie: »Letzte Möglichkeit, um auszusteigen. Du riskierst gerade nicht nur deinen Job.«
    Oliver zuckte mit den Schultern. »Im Zweifelsfall behaupte ich einfach, dass du mich gezwungen hast.«
    Selina wehrte sich nach Kräften, doch ihre Bewegungen waren wegen der Medikamente unkoordiniert und kraftlos. Trotzdem machte sie es ihm so schwer wie möglich, ihr das Kleid anzuziehen.
    Ihn schien ihr Widerstand nicht im Geringsten zu stören. Seine Augen blieben teilnahmslos, er verzog nicht das Gesicht, fluchte nicht, forderte sie nicht einmal auf stillzuhalten oder versuchte sonst irgendwie, sie zur Ruhe zu bringen.
    Er arbeitete einfach weiter. Wie ein Roboter.
    Es war seine absolute Gleichgültigkeit, die Selina letztlich dazu bewegte aufzugeben, denn seine Ungerührtheit zeigte ihr nur allzu deutlich, dass er gar nicht damit rechnete, dass sie fliehen könnte. Die Droge war zu stark, sie hatte keine Chance.
    Inzwischen hatte Selina sich zusammengereimt, mit wem sie es zu tun hatte. Sie hatte über die Morde im Internet gelesen. Das Wissen, dass er sie weder vergewaltigen noch foltern oder sich sonstwie an ihr vergehen würde, spendete ihr allerdings nur wenig Trost.
    Er schloss

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