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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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mit dem Tee ab, der inzwischen abgekühlt war, und fummelte mit steifen Fingern ihren Schlüsselbund aus der Jackentasche. »Hier. Das ist der Schlüssel zu meiner Wohnung. Bring mir morgen was zum Anziehen mit und gib Gaja eine Dose in den Napf. Die dürfte inzwischen halb verhungert sein.«
    Der perplexe Ausdruck auf Olivers Gesicht ließ sie unwillkürlich lächeln. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie einwilligen würde. »Sagtest du nicht, ich dürfte niemals mehr deine Wohnung betreten?«
    »Ich müsste sonst Katia bitten, und das wäre alles viel zu umständlich. Also muss ich dir wohl oder übel vertrauen. Im Schlafzimmer steht noch ein Korb mit gewaschener Wäsche. Stopf einfach ein paar Teile davon in eine Tasche. Und falls Gaja da sein und sich nicht erwartungsgemäß vor dir verkriechen sollte, lass die Finger von ihr, wenn du nicht massakriert werden willst. Die Kleine mag Fremde nicht besonders.«
    Oliver wog den Schlüsselbund zögernd in der Hand, bevor er ihn einsteckte. Dann stand er auf und hielt Jennifer die Hand hin. »Es wird Zeit, dass du ins Warme kommst.«
    Sie nahm seine Hilfe dankbar an.

20
    Der Raum, den ihnen die Pfleger im Altenheim widerwillig zur Verfügung gestellt hatten, war klein und roch nach einer Mischung aus Desinfektionsmittel und Rheumasalbe. Aber wenigstens gab es einen Tisch und vier Stühle, sodass sie Mertens gegenübersitzen konnten.
    Der ehemalige Nervenarzt musterte die beiden Beamten eingehend. Seine Haltung wirkte arrogant und herablassend. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und seine Mundwinkel zuckten, als hätte er Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
    Er wusste, warum sie hier waren, hatte es gewusst, noch bevor sie das Aufnahmegerät eingeschaltet und ihn über seine Rechte aufgeklärt hatten. Er hatte auf einen Anwalt verzichtet und seinen Betreuer aus dem Raum geschickt. Er schien sich seiner Sache verdammt sicher zu sein.
    »Sie sehen noch immer etwas durchgefroren aus«, wandte er sich plötzlich unvermittelt an Jennifer.
    Sie antwortete nicht darauf.
    »Der Bericht kam im Fernsehen«, sagte Mertens ruhig, ohne den Blick von ihr abzuwenden. »Es hieß, man habe Sie in der Nacht noch wiederbeleben müssen.«
    »Sie sollten nicht alles glauben, was die Medien berichten. Aber das werden Sie noch früh genug am eigenen Leib erfahren.« Jennifer fragte sich, woher die Reporter ihre Informationen bekommen hatten. Hatte ein Arzt oder eine Schwester dramatisiert, oder hatten die Journalisten die Angelegenheit selbst noch ein wenig aufgebauscht?
    Fakt war, dass sie auf dem Weg ins Krankenhaus auf dem Beifahrersitz eingeschlafen war und Oliver sie auf dem Parkplatz nicht mehr hatte wecken können. Sie war kollabiert, ihr Kreislauf war schließlich doch noch zusammengebrochen. Ihr Zustand war kritisch gewesen, Puls und Blutdruck besorgniserregend, doch die Ärzte hatten sie glücklicherweise recht bald stabilisieren können.
    Irgendwann am Morgen war sie in einem Zimmer aufgewacht, an alle möglichen Überwachungsgeräte und Infusionen angeschlossen. Sie war weit davon entfernt, sich gut zu fühlen, trotzdem hatte sie darauf bestanden, das Krankenhaus zu verlassen und mit Oliver nach Wiesbaden zu fahren.
    Den Besuch bei Mertens hatte sie sich nicht entgehen lassen wollen.
    »Sie wissen also, warum wir hier sind«, stellte Grohmann tonlos fest.
    Der alte Mann zuckte die Schultern. »Es war in den Nachrichten, zumindest in den lokalen … Sie sind hier, um mir zu sagen, dass Sie den Typen umgebracht haben, der mir die Fotos geschickt hat.«
    »Er hat seinen Tod selbst zu verantworten«, berichtigte der Staatsanwalt mit leisem Zorn in der Stimme. »Außerdem sollten Sie nicht vergessen, dass er mindestens drei Menschen auf dem Gewissen hat. Ebenso viele wie Sie selbst.«
    »So viele wie ich?«, fragte Mertens überrascht. »Ich dachte, Sie wären der Meinung, dass ich weitaus mehr Menschen getötet hätte.«
    »Ich spreche nicht von Ihren Patienten. Ich spreche von Larissa Schröder, Cedric Mattes und Horst Neubert.«
    Mertens runzelte die Stirn. »Sind das die drei, denen er die Herzen rausgeschnitten hat? Die Medien nennen ihn ›Herzensbrecher‹. Eine wirklich passende Bezeichnung, finden Sie nicht?«
    Seine aufgesetzt gute Laune war widerlich. Oliver hatte Mühe, einigermaßen ruhig zu bleiben. Er legte drei Kopien vor dem alten Mann auf den Tisch. Es waren handschriftlich verfasste Briefe, die Blätter eng beschrieben. »Haben Sie uns hierzu etwas

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