Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
vorgekommen?«
Zuerst schüttelte er den Kopf, dann fiel ihm offenbar doch etwas ein, und er setzte sich auf. »Ihr Auto war nicht da. Larissa fährt normalerweise nicht mit dem Wagen, wenn sie sich mit ihren Freundinnen trifft.«
»Können Sie sich irgendeinen Grund vorstellen, warum sie es diesmal getan hat?« Jennifer fand dieses Detail sehr interessant. »Ist sie vielleicht irgendwo anders hingefahren als geplant?«
Sascha Schröder zuckte die Schultern. »Ich wüsste nicht, wohin.«
»Hatte Ihre Frau außer der Verabredung mit ihren Freundinnen sonst gestern noch irgendwelche Termine, von denen Sie wissen?« Sofern sich kein anderer Ansatz ergab, würden sie zunächst versuchen müssen, Larissa Schröders Tagesablauf zu rekonstruieren.
Er schüttelte den Kopf.
»Was für ein Auto fährt Ihre Frau?«, hakte der Staatsanwalt nach.
»Einen dunkelblauen Mercedes SL , einen 63 AMG Roadster. Das Kennzeichen ist HU - LS -777.«
Grohmann nickte, während Jennifer die Daten notierte. »Wir werden das Fahrzeug zur Fahndung ausschreiben. Beschäftigen Sie im Haus irgendwelche Angestellten? Jemand, der gestern dort war und Ihre Frau noch gesehen haben könnte?«
»Wir haben zwei Haushaltshilfen, aber die kommen immer mittwochs und freitags. Der Gärtner kommt ebenfalls mittwochs.«
Drei Angestellte, die möglicherweise mehr über das Ehepaar wussten als sonst irgendjemand. »Wir bräuchten trotzdem die Kontaktdaten«, sagte Jennifer.
Sascha Schröder runzelte die Stirn. Widerwillig tippte er auf dem Touchscreen herum und gab ihnen die Informationen.
»Wenn Sie gerade dabei sind«, fügte Jennifer beiläufig hinzu. »Wir würden auch gerne mit Larissas Eltern sprechen.«
Er sah auf. Seine grünen Augen starrten sie mehrere Sekunden lang an, bevor sein Kiefer erschrocken nach unten sackte und er aufstöhnte. »Ihre Eltern … Oh Gott. Ich muss ihren Eltern Bescheid sagen.« Seine Stimme zitterte, als er Jennifer Namen und Telefonnummer nannte. »Wie soll ich ihnen das nur beibringen?«
»Haben Sie ein gutes Verhältnis zu Ihren Schwiegereltern?«, fragte Grohmann.
Die Frage überraschte ihn sichtlich. »Nicht wirklich.«
»Sie waren mit der Wahl ihrer Tochter nicht einverstanden?«
Sascha Schröder presste die Lippen fest zusammen. Der Staatsanwalt hatte einen wunden Punkt getroffen. »Sie haben es Larissa nicht verziehen, dass sie ihr Studium abgebrochen hat. Sie haben nicht viel übrig für das Leben, für das Larissa sich entschieden hat. Wundern Sie sich nicht, wenn sie mir die Schuld … dass sie mir die Schuld geben werden.«
Jennifer tauschte einen vielsagenden Blick mit Oliver.
Es war an der Zeit, tiefer in die Beziehung der Eheleute vorzudringen. Der Staatsanwalt sagte: »Sie waren noch nicht lange verheiratet.«
»Nein, erst seit Dezember …«
Grohmann wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. »Wir möchten Ihnen keinesfalls zu nahe treten, aber ist es nicht etwas ungewöhnlich, wenn sich in einer so jungen Ehe einer der Partner die Nächte mit Freunden um die Ohren schlägt? Noch dazu mit Freunden, die der andere nicht wirklich kennt?«
Sascha Schröder hörte das offensichtlich nicht zum ersten Mal. »Die Tage im Jahr, an denen ich pünktlich Feierabend mache, kann ich an einer Hand abzählen. Wenn ich nicht in der Bank bleibe, arbeite ich von zu Hause aus. Hätte ich von Larissa erwarten sollen, dass sie das Sofa hütet, während ich mich in meinem Büro verbarrikadiere?«
Anders hätte ihre Beziehung vermutlich auch nicht funktioniert. Seine Frau war sechzehn Jahre jünger als er, und er hatte ihr gewisse Freiheiten gewähren müssen, um sie halten zu können. Oliver sprach diese Gedanken allerdings nicht aus. »Es war also in Ordnung für Sie, dass sich Ihre Frau ins Nachtleben stürzte? Hatten Sie keinerlei Bedenken?«
»Ich habe ihr vertraut. Es gab nichts, worum ich mir hätte Sorgen machen müssen.«
Jennifer beobachtete ihn genau und achtete auf jede Nuance in seiner Stimme. Doch da war nichts, was darauf hindeutete, dass er nicht die Wahrheit sagte.
Sie konnten sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. »Wieso stellen Sie mir diese Fragen?« Plötzliches Entsetzen flammte in seinen Augen auf. »Mein Gott, Larissa wurde doch nicht …«
»Vergewaltigt?«, beendete Jennifer die Frage für ihn, als er ins Stocken geriet. »Nein, nicht nach unseren bisherigen Erkenntnissen.«
Sascha Schröder öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen. Falls er sich
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