Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Schröder war mit einem dünnen Seil oder Draht erdrosselt worden. Es gab keine Abwehrverletzungen, weshalb die entnommenen Blut- und Gewebeproben im Labor darauf hin untersucht werden mussten, ob der Täter möglicherweise ein Betäubungsmittel verwendet hatte. Nach ihrem Tod hatte sie einige Zeit auf dem Rücken gelegen, bevor sie in ihre endgültige Position gebracht worden war. Es gab Hinweise darauf, dass der Täter die Leiche kühl gelagert hatte. Der Todeszeitpunkt lag vermutlich zwischen achtzehn Uhr am Abend und drei Uhr morgens. Aufgrund der vorliegenden Informationen musste Larissa Schröder spätestens um halb zwei in der Nacht gestorben sein. Es gab keinerlei Hinweise auf sexuelle Aktivitäten. Keine weiteren Unregelmäßigkeiten. Keine aufschlussreichen Spuren.
»Du denkst also tatsächlich, dass wir jemanden suchen, der krankhaft in Larissa Schröder verliebt war?«, fragte Oliver.
»Das würde zumindest Sinn ergeben. Die Vorgehensweise passt auf gar keinen Fall zu jemandem, der Larissa Schröder aus dem Weg haben wollte, um an ihren Ehemann heranzukommen.«
»Dann kannte ihr Verehrer sie aber nicht gut genug, um zu wissen, dass sie Spitze hasste«, warf der Staatsanwalt ein.
»Oder er musste mit dem vorliebnehmen, was er kriegen konnte. Wenn wir Glück haben, weiß ihre beste Freundin mehr über sie. Ihr Mann erschien mir doch ein wenig naiv …« Allerdings machten die meisten Angehörigen einen naiven Eindruck, wenn sie gerade vom Tod eines geliebten Menschen erfahren hatten. Sie blendeten einfach alles aus, was auch nur den Hauch eines negativen Beigeschmacks hatte.
Es war später Nachmittag, als die beiden Ermittler die Eigentumswohnung von Melanie Schmidt erreichten. Die junge Frau erwartete sie bereits. Sascha Schröder hatte sie in der Zwischenzeit angerufen und über Larissas Tod informiert. Sie öffnete den Beamten mit vom Weinen verquollenen Augen die Tür und bat sie in ihr Wohnzimmer.
Eine Packung Kleenex stand auf dem Tisch, und um das Sofa herum lagen überall zerknüllte Taschentücher. Als sie sich setzte, brach sie sofort wieder in Tränen aus, trotzdem war sie redselig.
»Entschuldigen Sie das Drama, aber Larissa und ich, wir waren wie Schwestern.« Sie hielt sich an einer leeren Kaffeetasse fest, die sie ständig zwischen den Händen hin und her rollte. »Ich kann noch immer nicht begreifen, dass sie tot ist … ermordet. Ein Unfall, ja, aber ermordet ?«
Jennifer fragte sich, wie tief die Trauer der Frau tatsächlich ging. Das »Drama« wirkte auf sie irgendwie inszeniert, auch wenn sie nicht wusste, worauf genau dieses Gefühl beruhte. »Wir hoffen, dass Sie uns weiterhelfen können. Larissa war gestern Abend mit Ihnen verabredet.«
Melanie Schmidt nickte und stellte die Tasse auf dem niedrigen Couchtisch ab. »Sascha hat mich auch schon nach unserer Verabredung gefragt. Ich habe Larissa gestern aber gar nicht gesehen. Sie hat unser Treffen überraschend abgesagt. Das war schon eigenartig.«
»Inwiefern?« Oliver ließ seinen Blick unauffällig durch das Wohnzimmer schweifen, das annähernd so groß wie seine gesamte Wohnung war. Das Mobiliar stammte eindeutig nicht von Ikea, und alleine der Fernseher musste ein kleines Vermögen gekostet haben. Offenbar hatte Larissa Schröder eine Vorliebe für reiche Freunde gehabt.
»Erst schrieb sie mir, dass sie sich etwas verspäten würde, weil sie nichts mehr zum Anziehen hätte. Zweieinhalb Stunden später kam dann die SMS , dass ihr etwas dazwischengekommen sei und sie absagen müsse.« Melanie Schmidt schüttelte den Kopf. »Das sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Ich habe sofort versucht, sie anzurufen, aber da war ihr Handy bereits aus.«
»Wann genau kamen diese Nachrichten?«
Melanie Schmidt beugte sich vor, um ihr Handy vom Tisch zu nehmen, wobei sie unabsichtlich einen zu tiefen Blick in ihr Shirt gewährte. Sie überprüfte die SMS -Daten. »Die erste kam um halb fünf. Die zweite um viertel vor sieben.«
»Wann waren sie ursprünglich verabredet?«, hakte Jennifer nach.
»Wir treffen uns mit den Mädels immer um achtzehn Uhr. Zum Vorglühen.«
»Es war also ungewöhnlich, dass Larissa zu spät kam oder absagte?«
»Nein, dass sie zu spät kam, nicht. Das war schon fast normal.« Melanie Schmidts Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln, sackten jedoch sofort wieder nach unten. »Abzusagen, noch dazu so spät und ohne Begründung, das passte nicht zu ihr.«
»Haben Sie Larissa an diesem Abend noch öfter zu
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