Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
ein weiteres und dann noch ein drittes Mal. Oliver wollte gerade die Vermutung äußern, dass das Geschäft geschlossen war und sie am nächsten Tag wiederkommen müssten, als ein dumpfes Rumpeln zu hören war, gefolgt von einem derben Fluch. Dann ertönte das leise Piepsen einer Alarmanlage und ein vielsagendes Klicken.
In der Tür erschien ein extrem schlanker Mann in schwarzer Lederhose und einem mit Strass verzierten T-Shirt, der alles andere als frisch und ausgeschlafen aussah. Er musterte die beiden Beamten von oben bis unten, dann verhärtete sich sein Gesichtsausdruck. »Bedaure, aber unser Geschäft ist besonderen, eingeweihten Personen vorbehalten.«
Jennifer zückte ungerührt ihren Dienstausweis. Sie hatte diesen hochnäsigen Kerl sofort gefressen. »Das hier sollte reichen, um uns zu besonderen und eingeweihten Personen zu machen.«
Der Typ starrte das Dokument mehrere Sekunden lang an. »Kripo? Worum geht es?« Als keiner der beiden Anstalten machte, etwas zu erklären, trat er einen Schritt zurück. »Kommen Sie rein.«
Obwohl sie nicht erwartet hatten, ein gewöhnliches Geschäft zu betreten, überraschte sie die Innenausstattung. Der vordere Verkaufsraum erinnerte eher an eine Lounge mit Bar als an eine Boutique, mit Ausnahme einiger ausgefallener Kleidungsstücke, die auf einem fahrbaren Kleiderständer hingen.
Der Mann deutete mit einer theatralischen Geste auf eine Gruppe Ledersessel. »Setzen Sie sich.« Er umrundete die Theke, hinter der sich ein verspiegeltes Regal mit Gläsern und einer ansehnlichen Sammlung Alkoholika befand. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
Jennifer hob lediglich eine Augenbraue, während Grohmann den Kopf schüttelte.
»Dann eben nicht.« Er öffnete den Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Champagner ein, bevor er zu ihnen zurückkehrte. Sie standen noch immer mitten im Raum, was ihm zuerst einen irritierten Blick und dann ein missbilligendes Kopfschütteln entlockte. Mit einem übertriebenen Seufzer ließ er sich in einem der Sessel nieder. »Was verschafft mir die Ehre?«
»Vielleicht sollten Sie uns erst einmal Ihren Namen verraten«, erwiderte Jennifer.
»Meine Kunden nennen mich Giorgio. Für Sie aber wohl eher Roberto Gallo.« Jennifer bezweifelte, dass das der Name war, der in seinem Ausweis stand, denn vom Aussehen eines Italieners oder Südländers war er weit entfernt. Seine Haut war bleich, die Haare eindeutig gefärbt. »Und Sie waren?«
Jennifer verzog das Gesicht zu einem künstlichen Lächeln. »Leitner, Kriminaloberkommissarin, und das ist Herr Grohmann, Staatsanwalt.«
»Aha.« Gallo stürzte den Champagner in einem Zug hinunter.
»Warum so einsilbig?« Der Typ versuchte offensichtlich, seinen Kater mit dem denkbar schlechtesten Mittel zu bekämpfen, nämlich mit noch mehr Alkohol.
»Ich hatte gestern einen langen, harten Tag, und eigentlich habe ich geschlossen.« Er empfand die beiden Beamten eindeutig als Störfaktor und gab sich nicht die geringste Mühe, höflich zu bleiben. »Sagen Sie mir jetzt endlich, was Sie hier wollen?«
Jennifer wollte es ihm nicht so einfach machen. Seine bockige Reaktion ließ vermuten, dass er einschlägige Erfahrungen mit der Polizei hatte. »Haben Sie denn überhaupt keine Idee?«
Er stöhnte auf. »Geht das etwa schon wieder los? Himmel noch mal, ich wusste nicht, dass mir gefälschte Ware untergejubelt worden ist! Und meine Steuern habe ich ebenfalls ordnungsgemäß bezahlt!«
Daher wehte also der Wind. Erst jetzt nahmen sie seine zuvor ausgesprochene Einladung an und setzten sich. Mit einem bittersüßen Lächeln sagte Jennifer: »Eigentlich geht es um eine Ihrer besten Kundinnen. Larissa Schröder.«
»Oh, Larissa!«, rief er mit übertriebener Begeisterung aus. »Sie ist eine meiner liebsten Kundinnen.« Sein aufgesetztes Lächeln verschwand, als ihm wieder bewusst wurde, dass eine Kriminalbeamtin und ein Staatsanwalt vor ihm saßen. »Was ist mit ihr? Sie war gestern hier, geht es darum?«
Volltreffer. Ein Puzzleteil mehr, das sich in den Tagesablauf der Toten einfügte. »Es geht um ihren gestrigen Besuch«, bestätigte Jennifer. »Wir müssen wissen, wann sie hier ankam, was sie gekauft hat und wann sie gegangen ist.«
»Wieso denn das?«, fragte Roberto Gallo alarmiert.
»Beantworten Sie doch bitte unsere Fragen«, forderte Jennifer ihn ungerührt auf.
Gallo verdrehte die Augen. »Wenn das nur so einfach wäre! Wissen Sie, wir hatten gestern ein Happening, eine Modenschau der
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