Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Auswertung von Computer und Handy denn nun ergeben?«, lenkte Jennifer die Aufmerksamkeit auf das eigentliche Kernstück von Morpheus’ Untersuchungen.
Der IT -Experte räusperte sich. »Wie vereinbart habe ich alle Daten einer ersten Sichtung unterzogen, lokal und online, außerdem habe ich ihre gesamten Kontakte ausgewertet. Zunächst das Wichtigste: Ich bin auf niemanden gestoßen, der offensichtlich als Täter infrage käme. Niemand hat ihr online oder per Handy nachgestellt oder sie belästigt. Nach allem, was ich gesehen und gelesen habe, hatte sie keine Affäre. Auch ihre Such- und Netzhistorie ergibt keinerlei Verdachtsmomente. Larissa Schröder hat niemandem gegenüber irgendetwas erwähnt, weder per Chat noch per E-Mail. Auch nicht in Bezug auf eine mögliche Affäre ihres Ehemanns. Sie hat kein Tagebuch geführt, ihr Seelenstriptease spielte sich hauptsächlich auf den üblichen sozialen Plattformen ab, allerdings nicht öffentlich. Wie angefordert, habe ich die Einzelverbindungsnachweise ihres Handys und des Festnetzanschlusses der Schröders ausgewertet, aber auch hier keinerlei Auffälligkeiten. Ich habe alle möglichen Daten miteinander verknüpft, in Relation zueinander gesetzt – aber auch da kam nichts auf, was in irgendeiner Weise in Richtung Stalker oder Affäre weisen würde.« Er zuckte die Schultern. »Das ist natürlich meine persönliche bescheidene Meinung. Vielleicht entdeckt ihr bei euren Detailuntersuchungen ja noch irgendetwas von Interesse.«
Jennifer bezweifelte es. Sprengers Arbeit war nahezu perfekt. Mit welchen Programmen er auch arbeitete, ihm war bei digitalen Daten noch nie irgendeine Auffälligkeit entgangen. »Okay.« Sie schluckte ihre Enttäuschung herunter. »Was kannst du uns über Larissas Leben erzählen? Mit wem hatte sie Kontakt, was beschäftigte sie gerade, womit vertrieb sie sich die Zeit?«
»Sie hat in den Wochen vor ihrem Tod regelmäßig mit einem ihrer ehemaligen Kommilitonen gechattet, einem Paul. Offenbar überlegte sie, ihr abgebrochenes Studium wiederaufzunehmen.«
Das war eine neue und überraschende Information. Jennifer und Oliver tauschten einen kurzen Blick.
Während die Kommissarin sich eine Notiz machte, fragte der Staatsanwalt: »Wie ernst waren ihre Absichten? Bisher hatten wir eigentlich den Eindruck, dass sie mit ihrem Leben zufrieden war.«
»Nach dem, was ich aus den unterschiedlichsten Chats mit ihrer Freundin Melanie und diesem Kommilitonen herauslesen konnte, war sie nicht unbedingt unglücklich. Aber ihr Leben füllte sie offenbar auch nicht aus.«
»Ihre Platin-Card hatte sich also schon abgenutzt?«
Die bissige Frage Jennifers war nicht an Moritz gerichtet, doch er beantwortete sie trotzdem. »Das trifft den Nagel auf den Kopf. Sie hat mehrfach mit Melanie Schmidt über ihre Gefühlslage und ihre Pläne gesprochen. Die hielt aber nicht viel von der Idee mit dem Studium, im Gegensatz zu ihrem ehemaligen Kommilitonen.«
»Wer ist dieser Kommilitone, dieser Paul?«, wollte Jennifer wissen.
»Paul Kiesow, siebenundzwanzig. Studiert im vorletzten Semester an der Frankfurter Uni Politikwissenschaft. Wohnt in einer WG mit zwei anderen Studenten. Single, schwul, Anhänger der Linkspartei, bekennender Atheist, Sportfreak und Veganer.«
»Schwul?«, hakte Oliver nach. »Sicher?«
Der IT -Experte nickte. »Absolut sicher.«
Keine Information, die Jennifer gefiel, denn das schloss ihn eigentlich direkt als Verdächtigen aus. Gerade deshalb mussten sie seine Neigung aber überprüfen. »Und wie stand er zu Larissa Schröder?«
»Sie hat ihn vor knapp sechs Wochen angeschrieben, um mit ihm über eine Wiederaufnahme ihres Studiums zu reden, das sie schon kurz nach ihrer Verlobung hingeschmissen hatte. Scheinbar ist er so eine Art Betreuer für jüngere Semester. Er war sehr hilfsbereit und sehr engagiert, sie von einer Wiederaufnahme ihres Studiums zu überzeugen.« Moritz zuckte die Schultern. »Meiner Meinung nach nicht zu engagiert und außerdem, wie ich schon sagte, ist er bekennend homosexuell. Einen Link zu seinem Facebook-Profil habe ich abgespeichert. Dann kannst du dir selbst ein Bild machen.«
Er hielt ihnen eine tragbare Festplatte entgegen. »Hier ist alles drauf: eine Kopie der Festplatte und aller Handydaten, die Auswertungen, Einzelverbindungsnachweise, Zusammenfassungen und natürlich eine Datei mit allen Passwörtern und PIN s. Auf ihrer Festplatte und auf dem Handy sind keine besonderen oder gar illegalen Daten zu
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