Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
finden. Sie fotografierte wohl gerne, aber nicht sonderlich gut. Keine bemerkenswerten Hobbys. Der offizielle Bericht folgt morgen.«
Oliver nahm die USB -Platte entgegen. »Danke.«
»Immer wieder gerne. Wann ich eine definitive Aussage hinsichtlich irgendwelcher Hackerangriffe machen kann, lässt sich noch nicht abschätzen. Falls es Fragen gibt, Sie wissen, wo Sie mich finden.«
Jennifer und der Staatsanwalt verließen das Büro des IT -Experten und schauten noch kurz bei Jarik Fröhlich vorbei. Der Leiter der Spurensicherung hatte allerdings keinerlei Neuigkeiten für sie.
Als sie in den Aufzug stiegen, brach Jennifer das entstandene Schweigen. »Was hältst du von diesem Paul Kiesow?«, fragte sie, während er die Festplatte noch immer nachdenklich in den Händen drehte.
»Nachfragen schadet nichts.« Oliver warf ihr einen Seitenblick zu und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Meistens hatten sie dieselben Gedanken. »Wir sollten ihn zu einem Gespräch einladen. Schwul hin oder her.«
Auf dem Flur der Kripo wurden sie bereits von Freya Olsson erwartet. Die Büroassistentin begrüßte sie, indem sie mit einem Stapel Papier winkte und ihn dann hörbar auf den Empfangstresen fallen ließ. »Die Universität hat die Liste der Studenten aus Larissa Schröders Studiengang geschickt. Dank Gerichtsbeschluss samt Geburts- und Kontaktdaten. Das sind an die zweihundert Leute.«
Freyas Laune hatte sich inzwischen etwas gebessert, doch noch immer war ihr anzumerken, dass sie vom Listenabtelefonieren entschieden genug hatte. Weder Jennifer noch Oliver konnten es ihr verübeln.
»Ich habe gute Neuigkeiten. Im Moment sind wir nur an einem Einzigen interessiert.« Jennifer unterstrich die Information, indem sie ihren rechten Zeigefinger in die Luft streckte. »Paul Kiesow. Ich will ihn morgen früh um acht Uhr hier im Präsidium sehen.«
Freyas Gesichtsausdruck wechselte zwischen Freude und Skepsis. »Und wie soll ich das bewerkstelligen, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass der werte Herr ebenfalls auf einer offiziellen Vorladung besteht?«
»Im Zweifelsfall stellen wir ihm die Vorladung persönlich zu«, antwortete Oliver mit einem Lächeln. »Oder wir lassen ihn von der Schupo direkt abholen. Seine Entscheidung.«
»Das ist nicht unbedingt die gängige Vorgehensweise …«
Der Staatsanwalt sah aus dem Augenwinkel, wie Jennifer verhalten grinste, sich aber einen Kommentar verkniff. Für gewöhnlich war sie diejenige, die mit derartigen Winkelzügen aufwartete. »Für ihn ist sie es. Zumindest dieses eine Mal.«
Freya überlegte kurz, dann zuckte sie mit den Schultern. »Sie sind der Boss.«
»Wie weit bist du mit Gallos Liste?«
Jennifers Frage ließ das Lächeln auf Freyas Lippen zusammenfallen wie ein Kartenhaus. »Ich habe ungefähr die Hälfte. Ich muss immerhin auch noch alle überprüfen, deren Identität ich bereits zweifelsfrei festgestellt habe.«
Sie wollte sich bereits abwenden, als Freya hinzufügte: »Marcel hat sich krankgemeldet. Er meinte, du wüsstest Bescheid.«
Jennifer nickte nur. Zurück in ihrem Büro, checkte sie zuerst ihre E-Mails, während Oliver sich einen Stuhl heranzog.
»Also gut, wie fahren wir fort?«, fragte sie, als er sich gesetzt hatte.
Er hielt die Festplatte hoch. »Larissa Schröders Daten sichten, vor allem die Chatprotokolle zwischen ihr und Paul Kiesow. Ich bin gespannt, was Sprenger unter ›sehr engagiert‹ versteht. Und dann haben wir ja auch noch die Kartons mit ihren Habseligkeiten.«
Jennifers Blick fiel auf die Umzugskisten, die in der Nähe des Fensters gestapelt waren. »Hier ist zu wenig Platz. Was hältst du davon, wenn wir uns in ein freies Besprechungszimmer zurückziehen? Du holst deinen Laptop und siehst dir die Festplatte an, während ich Larissas Sachen durchgehe. Oder umgekehrt.«
»Gute Idee.«
Gemeinsam trugen sie die Kisten in ein Besprechungszimmer am Ende des Flurs, in dem mehrere Tische aneinandergestellt waren. Während Oliver den Laptop aus seinem Büro holte, öffnete Jennifer die Kartons und begann, den Inhalt auf den Tischen auszubreiten.
Oliver kehrte mit dem Notebook unter dem Arm zurück und schloss die Festplatte an den Rechner an. Er ließ seinen Blick nur kurz über die ausgebreiteten Besitztümer des Opfers schweifen, bevor er sich schweigend an den Bildschirm setzte.
Jennifer nahm sich zuerst die Ordner vor, die Larissa Schröder während ihrer Studienzeit angelegt hatte. Die Unterlagen zeugten nicht unbedingt
Weitere Kostenlose Bücher