Herzensstürme - Roman
Botschaft sendete und alle in Angst und Schrecken versetzte, da begann auch Gordon die brüderlichen Liebkosungen zu erwidern. Grinsend schubste er den Älteren, so dass Connor fast gegen eine dralle Magd mit einer Schale Kohlgemüse prallte, nannte nun seinerseits den Bruder einen sturen Dickschädel, der ihm verboten habe, an seiner Seite nach England zu reiten. Die beiden rangelten eine Weile fröhlich wie Lausbuben, gaben sich Kopfnüsse, versuchten, einander ein Bein zu stellen, und hörten erst damit auf, als Moira im Turmeingang erschien und sich scheltend beschwerte.
»Müsst ihr euch wie Kinder aufführen? Diese Treppe ist schon steil genug. Ich will euretwegen nicht fehltreten und herunterpurzeln.«
»Verzeiht, schöne Moira«, gab Gordon zurück und verneigte sich vor ihr. »Unseretwegen solltet Ihr gewiss keinen Fehltritt tun.«
»Natürlich - Gordon ist zurück«, sagte sie giftig. »Und das Lästern ist ihm auch noch nicht vergangen.«
»Empfehlt mich Euren Töchtern, liebste Moira«, meinte er ungerührt, während Connor sich das Lachen verbeißen musste. »Besonders der älteren, aber
auch der jüngeren. Sie sind alle beide ganz zauberhaft in ihrer kindlichen Unschuld.«
Moira wurde sofort wieder freundlich, verzog den Mund schief zu einem süßlichen Lächeln und hob das lange Kleid ein wenig an, um die Stufen besser zu erkennen, während sie die Treppe hinabstieg. Unten hörte man sie gleich darauf laut keifen, sie schalt die Frauen in der Küche, denn man hatte den Gerstenbrei überkochen lassen.
»Übertreibe es nicht, Gordon«, warnte Connor seinen Bruder leise, doch der schnaubte abfällig nur durch die Nase und richtete den Blick jetzt voller Neugier auf Brianna.
»Wer ist das Mädchen?«
»Du wirst staunen.«
Connor war mit wenigen Sprüngen im Hof, um Brianna bei der Hand zu nehmen, und schon die Art, wie er sie feierlich zum Turmeingang hinaufführte, machte Gordon deutlich, dass es sich bei dieser jungen Frau um etwas Besonderes handelte. Auch die Vorstellung geschah auf andere Weise, als er es erwartet hatte, denn Connor blieb mit dem Mädchen vor ihm stehen, und wandte sich zuerst an sie.
»Dies ist mein Bruder Gordon, von dem ich dir schon so vieles erzählt habe.«
Dann erst richtete er das Wort an seinen Bruder.
»Du stehst vor Brianna, meiner Braut.«
Gordon war so verblüfft, dass er sich an die Eingangsmauer lehnen musste.
»Deiner … deiner Braut?«
Sein Blick wanderte zwischen Connor und Brianna hin und her, man sah, wie sein Kehlkopf sich auf und ab bewegte, wie er die Augenbrauen zusammenzog, als habe er Mühe zu begreifen. Dann jedoch hellte
sich seine Miene auf und das Lächeln, das nun über sein Gesicht glitt, war voll ehrlicher Begeisterung.
»Vergebt mir, Brianna«, rief er und verbeugte sich vor ihr. »Ich bin manchmal etwas langsam von Verstand. Auch wollte mir durchaus nicht in den Kopf, wie es diesem raubeinigen Krieger gelingen konnte, sich eine so liebreizende Braut zu erwerben.«
Wider Willen musste sie nun doch lächeln - er war ein Schönredner, aber er konnte witzig sein. Wenn auch meist auf anderer Leute Kosten.
»Connor könnte um weitaus schönere und edlere Frauen anhalten«, erwiderte sie rasch, bevor Connor dazwischenfahren konnte. »Weshalb er gerade mich erwählt hat, das kann nur er selbst Euch sagen.«
»Oh, dazu braucht es nicht viele Erklärungen, Lady Brianna. Auch ich hätte Euch gewiss den Hof gemacht - aber wie immer ist mein Bruder rascher und erfolgreicher gewesen als ich.«
»Genug dummes Zeug geschwatzt«, knurrte Connor und gab seinem Bruder einen letzten, halb freundlichen, halb ärgerlichen Nasenstüber. »Gehen wir hinauf, es wird bereits aufgetragen.«
»Dann lass mir die Ehre, deine Braut in die Halle zu führen, Connor.«
»Nichts da, Kleiner. Brianna wird an meiner Seite in die Halle gehen.«
Der Vorschlag war ganz sicher nur im Scherz gemeint gewesen, doch Brianna verspürte dennoch ein leises Unbehagen. Gordon war ihr rätselhaft - seine Scherze waren nicht unbefangen, es steckte die glatte, spitze Klinge der Ironie darin. Er kehrte den kleinen Jungen heraus, rangelte mit seinem Bruder, er machte ihr Komplimente, ja, fast schien es ihr, als sei er verliebt in sie und neide Connor die Braut. Weshalb
spürte sie Gordons Blick wie Pfeile in ihrem Rücken während sie an Connors Seite die Treppe zur Halle hinaufstieg? Er hatte Connors Augen, und doch blickten sie anders. Lag es daran, dass Gordons Augen ein klein
Weitere Kostenlose Bücher