Herzensstürme - Roman
Möglichkeit, als ihm diesen tiefen Schmerz zuzufügen. Und doch glaubte sie zu wissen, dass es der einzig richtige Weg für sie beide war. Deshalb erhob sie sich jetzt aus ihrer kauernden Stellung, und seine Arme, die noch auf ihren Schultern lagen, glitten herab.
»Ich liebe dich, Connor«, sagte sie leise und eindringlich. »Und gerade deshalb will ich nicht, dass du meinetwegen alles aufgibst, was dir früher lieb und wert war. Und ich will auch nicht, dass du als besitzloser Flüchtling durch das Land irren musst, nur weil du eine Bardin zu deiner Frau erwählt hast. Keine Liebe, und sei sie noch so stark, könnte das auf die Dauer aushalten. Versteh mich: Ich bin eine Bardin und darauf bin ich stolz, denn ich verstehe meine Kunst. Aber ich weiß auch, dass ich nicht zur Ehefrau eines Ritters tauge - deshalb entbinde ich dich von deinem Versprechen.«
Er starrte ihr ins Gesicht, als sähe er eine Fremde vor sich, dann löste er seine Hände von ihr und trat zurück.
»Du willst mich also tatsächlich feige verlassen? Bist du noch Brianna, die mutige kleine Bardin, die mir das Leben rettete und die in der Gefahr an meiner Seite war?«
»Ich bin die Gleiche, Connor..«
»Die bist du nicht!«, rief er laut aus. »Du bist wankelmütig und hast allen Mut verloren. Schlimmer noch: Du vertraust den Worten meines Vaters mehr als den meinen. Ich erkenne dich nicht wieder, Brianna!«
»Nein, Connor. Ich habe lange gezögert, denn ich wollte dir gern vertrauen. Nun aber muss ich meine eigene Entscheidung fällen, um dich und mich zu retten.«
Er stieß einen zornigen Laut aus und wandte sich ab.
»Du kannst mir erzählen was du willst - ich weiß genau, woran ich bin. Gut - ich sehe, dass du dich gegen mich wendest, ich wünschte nur, du hättest mir das alles früher gesagt.«
»Sollte ich dir das alles auf der Burg erzählen? Dort, wo hinter jeder Tür, in jeder dunklen Ecke die neugierigen Horcher stehen? Ich habe Ehrfurcht vor deinen Eltern, auch Kelvin und Rona sind mir ans Herz gewachsen. Doch alle anderen Menschen, die auf der Burg leben, verabscheue ich, denn sie haben mir nichts als Hass und Spott entgegengebracht.«
»Das hat auch mich tief verletzt, und ich habe versucht, dich zu schützen.«, sagte er ärgerlich. »Ich verstehe dich gut - auch ich habe ihren Hass zu spüren bekommen. Doch ich lasse mich nicht von ein paar kläffenden Hunden von meinem Weg abbringen.«
Sie schwieg dazu. Wie sollte sie ihm erklären, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen ihnen gab? Er war ein Ritter, der Sohn des Burgherrn - eine Handbewegung, einige Worte genügten, um die zornigen Knechte und Getreuen zum Schweigen zu bringen, und wer sich ihm dennoch entgegenstellte, der würde sich mit dem Schwert vor ihm verantworten müssen. Sie hingegen war eine Bardin. Eine Fremde, ein Eindringling, eine Frau. Niemals wieder wollte sie so schändlich in einer Burg verabschiedet werden.
»Mein Entschluss ist gefasst, Connor«, sagte sie bekümmert, aber mit fester Stimme. »Ich werde dich lieben, so lange ich lebe, das schwöre ich dir …«
Blitzschnell fuhr er herum, und seine Augen waren jetzt dunkel vor Zorn und Verachtung.
»Verschone mich mit deiner Liebe, Bardin!«, rief er.
»Sie ist falsch und untreu - ich habe mich schrecklich in dir getäuscht. Geh wohin du willst, nimm all diese Gewänder, auch das Geld und zwei der Pferde, denn ich will großzügig zu dir sein.«
»Connor, so versteh mich doch!«
Er war längst nicht mehr in der Lage, ihr zuzuhören, denn der Schmerz und die Enttäuschung saßen viel zu tief in seinem Herzen.
»Du willst, dass ich mich mit meiner Familie versöhne?«, sagte er mit harter Stimme. »Dann muss ich den Willen meines Vaters erfüllen und Isla MacMorris zur Frau nehmen.«
Sie schwieg - was sollte sie darauf auch antworten? Der Gedanke, dass er eine andere heiraten würde, tat ihr unendlich weh, und doch war sie im Grunde schon lange darauf gefasst gewesen. Connor wartete eine kleine Weile, hoffte, dass sie widersprechen würde, doch nichts geschah.
»Du willst es also wirklich«, sagte er düster. »Gut - ich verspreche dir, dass ich es tun werde. Gefällt dir das? Bist du zufrieden, dein Ziel erreicht zu haben? Aber glaube nicht, dass wir uns dann jemals in diesem Leben wiedersehen, denn ich habe nicht vor, mir neben meiner Ehefrau eine Kebse zu halten.«
Sie gab immer noch keine Antwort, wappnete sich nur gegen seine bitteren Worte, denn sie trafen sie wie Schläge.
Weitere Kostenlose Bücher