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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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blauer Seide, das ihr zartes Gesicht noch blasser erscheinen ließ. Ihr Haar war blond wie das ihres Bruders und von einem silbernen Stirnreif gehalten, auch hatte sie eine Kette aus geschliffenem Bernstein und goldene Ohrringe angelegt, doch dieser Schmuck wirkte an ihr nicht prächtig, sondern
eher fremd, so als trage sie ihn nur, weil es von ihr verlangt wurde.
    Sie lächelte höflich, als Connor sich vor ihr verbeugte, doch sie errötete nicht, wie es von einer Braut eigentlich erwartet wurde, und Connor, der sich redlich bemühte, ihr freundlich entgegenzutreten, war ziemlich froh darüber. Alles würde nur schwieriger werden, wenn Isla in Liebe zu ihm entbrannte, denn er konnte dieses Gefühl nicht erwidern. Auch als sie neben ihm saß, blieb Isla einsilbig, sie aß fast nichts und trank nur ein wenig Wasser, so dass Connor sich schon fragte, ob sie am Ende krank sei, denn es lagen dunkle Schatten um ihre Augen. Doch blieb ihm wenig Zeit, sich seiner Braut im Gespräch zu widmen, denn Gavin, der ein großer Esser und noch größerer Trinker war, nahm all seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Bald begriff Connor, dass er sich umsonst gesorgt hatte, dass sein Gefolge die Regeln der höfischen Zucht nicht einhalten könnte, wie es sich gehörte, denn Gavin kümmerte sich nicht im Mindesten um dergleichen Kleinigkeiten. Je mehr er dem Bier zusprach, desto lauter schwatzte der Burgherr mit vollem Mund, schlug mit der Faust auf die Tafel und als er niesen musste, spritzte das Bier über die Gäste. Connor musste bald lachen, bald ärgerte er sich, denn Gavins derbe Scherze waren nicht immer nach seinem Geschmack. Auch Isla schien sich für ihren Bruder zu schämen, denn sie hüllte sich immer mehr in Schweigen, lächelte kaum noch und schien ungeduldig darauf zu warten, dass man endlich die Tafel aufhob.
    »Das ist eine großartige Feier«, brüllte Gavin begeistert durch die Halle. »Lange hat es in diesem Raum nicht mehr so viel Leben gegeben!«

    Connor nickte höflich und dachte bei sich, dass er sich selten so gelangweilt hatte. Doch als Gavin gleich darauf mit dem Finger auf die Eingangstür des Saales deutete, wurde Connor anderen Sinnes.
    »Eine Bardin ist heute auf der Burg angekommen«, rief Gavin ihm ins Ohr. »Das ist meine Überraschung für dich, Schwager.«
    Connor starrte auf die junge Frau, die ihr üppiges blondes Haar zu zwei langen Zöpfen geflochten hatte. Es war ruhig geworden in der Halle, selbst die eingefleischten Trinker starrten begierig auf die schöne Bardin, man machte leise, anerkennende Bemerkungen und einige der Frauen setzten beleidigte Mienen auf.
    »Wenn sie so singt, wie sie aussieht, werden wir alle gleich im Himmel sein«, murmelte Gavin dicht neben ihm.
    Connor jedoch hatte eher das Gefühl, die Abgründe der Hölle täten sich vor ihm auf. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen - der Klepper, er hatte tatsächlich auf dem Hof unten gewiehert. Und Kelvin, dieser Gauner, war vermutlich gemeinsam mit Brianna hier angekommen. Was sollte das werden? Wollte sie vielleicht gar auf seiner Hochzeit ihre Lieder singen? Das würde sie ganz gewiss nicht tun, dafür würde er sorgen.
    Nur wenige Minuten später litt er Folterqualen. Mit zierlichen Schritten näherte sie sich dem oberen Ende der Tafel, verbeugte sich tief vor dem Burgherrn, seiner Schwester und den Gästen, bezauberte alle mit ihrem Lächeln und zog dann aus einem Behältnis eine Laute, die ihm irgendwie bekannt vorkam.
    Er liebte ihre Stimme, sie drang den Menschen ins
Herz und entführte sie in ferne, edlere Welten. Nur jetzt, da sie vor dieser ganzen Festgesellschaft so lieblich sang, dass die Frauen sich bereits verstohlen die Augen wischen mussten, hätte Connor sie gern dafür geprügelt.
    »Seltsam«, murmelte ein älterer Kämpfer, der nicht weit von ihm an der Tafel saß und an einer Fischpastete knabberte. »Mir kommt diese Laute irgendwie bekannt vor.«
    »Nicht nur die Laute«, flüsterte eine füllige Frau mit spitzer Haube und hängendem Doppelkinn. »Hört doch, wie sie singt.«
    »Sie singt schön, Tante.«
    »Ich sage ja nicht, dass sie schlecht singt. Aber es klingt irgendwie so … so …«
    »Also, ich habe das schon mal gehört. Aber das ist lange her …«
    »Habt ihr gesehen, welche Augen sie hat? Schwarz wie Tinte.«
    »Ruhe! Stellt das Schwatzen ein! Jetzt wird gleich getanzt.«
    Connor biss die Zähne zusammen, um sich keine zornigen Beschimpfungen entschlüpfen zu lassen, denn Brianna tanzte so

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