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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und gar hinterhältiger Bursche«, fuhr er Connor an. »Tust, als könntest du kein Bächlein trüben, und dann schlägst du gleich mit dem Schmiedehammer zu!«
    »Es war ein Zufall«, erklärte Connor lächelnd und breitete die Arme aus »Das Pferd dort unten im Hof hat es mir eingeflüstert.«
    »Man erzählte mir schon, dass du mit den Pferden reden könntest«, knurrte Gavin beleidigt.
    »Ich biete dir Revanche, Schwager.«
    »Gern. Aber vorher jage ich alle Gäule vom Hof und schließe die Fensterläden.«
    Gavin hatte seine Enttäuschung überwunden, seine Stimmung schlug um, und er bedachte seinen künftigen Verwandten mit einem kräftigen Klaps auf die Schulter. Connor erwiderte die männliche Liebkosung grinsend, ließ sich einen Teufelskerl nennen und erhielt den guten Rat, sich für die abendliche Tafel schön anzukleiden, denn er würde dort seine Braut Isla sehen.
    »Ihr beide werdet verliebte Blicke tauschen, mein Lieber«, scherzte Gavin vergnügt. »Dafür habe ich gesorgt.«
    Connor gab wenig auf dieses Versprechen, dennoch ging er in den kleinen Raum, den man für ihn und sein Gefolge hergerichtet hatte, um eines seiner festlichen, gestickten Gewänder anzulegen. Auch ermahnte der die beiden Knappen und seine Getreuen, die Regeln der höfischen Erziehung einzuhalten, denn niemand sollte sagen können, die MacDeans pflegten an ihrem Hof nicht die ritterlichen Tugenden. Besonders
die Knappen bekamen rote Wangen und Ohren, denn sie hatten die Aufgabe, ihre Herren bei Tisch mit Wein und Bier zu versorgen und ihnen nach dem Mahl die Wasserschale zu bringen, in der sie sich die Hände wuschen. Wobei die armen Bürschlein kein Tröpfchen verschütten durften.
    Connor war beeindruckt von der großen Halle, in die man ihn zur Festtafel führte. Gavin hatte den alten Wohnturm einreißen lassen und erweitert, so dass ein breiter, langgezogener Raum entstanden war, der von drei Säulenreihen gestützt wurde, jede nach einem anderen Muster gemeißelt und bemalt. Auch die gekalkten Wände hatte man schön mit Teppichen und bunten Malereien geschmückt und die lange Festtafel war mit weißen Tüchern belegt. Silberne Teller standen für die Gäste bereit, auch die Becher und Schüsseln blitzten im Schein der Kerzen, als seien sie aus edlem Metall gefertigt, und Connor musste zugeben, dass Glenworth Castle sich mit solchem Prunk nicht messen konnte.
    Es stimmte ihn wenig froh, denn Isla würde die Burg, auf der sie fortan leben musste, wohlmöglich als ärmlich und eng empfinden. Mit nachdenklicher Miene betrachtete er die kostbar gekleideten Männer und Frauen an der Tafel, neben denen sich sein eigenes Gewand und auch die Kleider seines Gefolges eher schlicht ausmachten. Besonders Gavin schien eine kindliche Freude an teuren Kleidern zu haben, denn er war mit einem faltenreichen, dunkelroten Gewand angetan, in das breite Blüten aus Goldfäden gestickt waren. Ganz sicher war dieses schöne Kleid nicht hier in Schottland, sondern irgendwo im Süden gefertigt worden, und Gavin hatte eine Menge Geld dafür bezahlt.

    Der Sitte entsprechend hatte man die Gäste erst in den Raum geführt, als schon alle anderen versammelt waren, und Gavin erhob sich höflich, um den Bräutigam seiner Schwester zu begrüßen und ihn an seinen Platz zu führen. Connor saß selbstverständlich zur Rechten seines künftigen Schwagers - der Platz zu seiner Linken war noch frei, denn Isla würde mit ihren Frauen als Letzte den Raum betreten.
    Connor ließ den Blick an der Tafel entlangschweifen, um sich die Gesichter seiner künftigen Verwandten einzuprägen. Er entdeckte manch alten Haudegen, den er noch aus früheren Scharmützeln kannte, aber auch einige hübsche, junge Frauen, die ihn - wie konnte es anders sein - mit schmachtenden Blicken betrachteten. Dann stutzte er, denn er hatte Kelvins lange Nase zwischen den Gästen entdeckt. Wieso war Kelvin hier? Er gehörte nicht zu seinem Gefolge, denn er hatte sich vorgestern bei seiner Rückkehr nach Glenworth Castle über Kelvins zufriedenen Gesichtsausdruck geärgert und ihn deshalb nicht zu seiner Brautwerbung mitgenommen. War er ihm auf eigene Rechnung gefolgt? Connor sandte seinem Freund einen durchdringenden Blick, worauf Kelvin erblasste, doch man war viel zu weit voneinander entfernt, um ein Wort wechseln zu können.
    Islas Auftritt war weitaus bescheidener, als der festliche Raum und das Gehabe ihres Bruders es hätte vermuten lassen. Sie trug ein schlichtes, sehr weites Gewand aus

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