Herzensstürme - Roman
Anhänger mit bunten Emailarbeiten. Auch Kämme aus Elfenbein geschnitzt, und ein silberner Handspiegel lagen dazwischen, aus einer geöffneten Truhe quollen seidene
Tücher und Gewänder, in die goldfarbige Symbole eingestickt waren.
Brianna war so beschäftigt, den Raum zu betrachten, dass sie Isla MacMorris zuerst gar nicht bemerkte. Connors Braut lag auf der breiten Bettstatt, den Kopf von einem Polster gestützt, eine weiche Decke, aus Schafswolle gewebt, bedeckte ihren Körper.
»Hinaus mit dir!«, befahl sie dem kleinen Pagen. »Und sorge dafür, dass niemand uns stört.«
Der Kleine verbeugte sich, warf Brianna einen unsicheren Blick zu, denn er konnte wohl nicht begreifen, weshalb diese Bardin seiner Herrin so wichtig war, dann ging er und zog die Tür hinter sich zu.
»Komm her zu mir«, befahl Isla. »Nimm diesen Hocker und schiebe ihn neben das Bett. Setz dich.«
Brianna fand diese Maßnahme etwas seltsam, denn sie war es nicht gewohnt, bei ihrem Liedervortrag zu sitzen. Dennoch nahm sie den kleinen Hocker, der mit rotem Samt bezogen war, und wäre dabei fast gegen ein kleines Tischlein gestoßen, auf dem ein Schachspiel stand.
»Was hast du?«, fragte Isla ungeduldig. »Gefallen dir die Figuren? Sie kommen von weither und sind sehr wertvoll. Jede Einzelne ist aus reinem, klarem Bergkristall geschnitten.«
Briannas Herz hämmerte so heftig in ihrer Brust, dass es ihr fast schwindelig wurde. Da war das, wonach sie gesucht hatte. Diese kleinen Figürchen hatte sie in ihren Händen gehalten. Sie hatte sie ins Licht gehoben und hin- und hergedreht, damit sie in vielen Farben aufblitzten, und sie hatte ein Lachen gehört. Das tiefe, fröhliche Lachen eines Mannes …
»Sie … sind wunderschön«, stotterte sie. »Woher kommen sie?«
»Ich weiß es nicht. Sie haben einst meinem Vater gehört. Setz dich jetzt endlich, ich habe mit dir zu reden.«
Briannas Knie waren zittrig, als sie den Schemel an die richtige Stelle geschoben hatte und sich niedersetzte. Isla zog die Decke noch ein Stück weiter hinauf, so dass man jetzt nur noch ihr blasses Gesicht und ihre schmalen Hände sah. Das lange Haar war aufgelöst und breitete sich über das Polster aus. Sie hatte schönes Haar, blond und ein wenig gewellt, wenn die Sonne darauf schien, würde es gewiss golden schimmern.
»Ich glaube, Ihr wolltet einige meiner Lieder hören«, sagte sie schüchtern. »Ich habe meine Laute mitgebracht und kann sofort beginnen …«
Isla hatte den Kopf gedreht und wandte ihr jetzt das Gesicht zu. Brianna erschrak, denn sie war so wächsern bleich, dass man hätte glauben können, sie läge im Sterben. Jetzt bereute Brianna ihren Zorn - die arme Isla schien tatsächlich krank zu sein.
»Nicht jetzt.«
Sie atmete schwer, während sie Brianna prüfend ansah, als müsse sie etwas Wichtiges ergründen. Gleich wird sie mich fragen, woher ich die schwarzen Augen habe, dachte Brianna aufgeregt. Sie war noch klein damals, als Finleys zweite Frau hier lebte, aber sie hat sie gewiss gesehen. Sie muss auch mich gesehen haben …
»Schwöre mir, dass du niemandem ein Wort von dem erzählen wirst, was ich dir jetzt anvertraue!«, forderte Isla in plötzlichem Entschluss.
Brianna musste schlucken, denn die Forderung klang verheißungsvoll. Sie war der Wahrheit jetzt ganz dicht auf der Spur.
»Ich schwöre bei der Heiligen Jungfrau, dass kein Wort über meine Lippen kommen wird.«
Isla schien noch nicht ganz zufrieden, ihre Augen wanderten über die gewölbte Zimmerdecke.
»Wenn du trotzdem etwas verrätst, werde ich dich töten lassen, Bardin. Oder du wirst dein Leben im Kerker beenden!«
»Ich halte meine Schwüre!«, erwiderte Brianna, der es bei dieser Drohung unheimlich wurde. Konnte es sein, dass Isla sie erkannt hatte? Wollte sie sie am Ende davor warnen, ihre Herkunft zu offenbaren?
Isla atmete tief ein und aus und kniff die Lippen schmal zusammen, Dann stützte sie sich auf und beugte sich zu Brianna hinüber.
»Du bist eine Bardin und kennst dich mit diesen Dingen aus«, raunte sie. »Du musst mir Kräuter beschaffen. Solche, mit denen eine Frau ein Kind austreiben kann.«
Brianna war vollkommen verblüfft, und ihre Hoffnungen sanken in sich zusammen. Sie würde nichts erfahren - stattdessen sollte sie ganz offensichtlich bei einer Abtreibung behilflich sein.
»Kräuter, mit denen eine Frau ein ungeborenes Kind austreiben kann?«
»Du weißt, was ich meine. Ihr Bardinnen benutzt so etwas häufig, hat man mir
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