Herzensstürme - Roman
nicht.
»Du kennst ihn nicht«, fuhr Isla aufgeregt fort. »Er tut nach außen hin freundlich und weiß seine Worte wohl zu setzen. Aber in seinem Inneren ist er ein Teufel. Kein Weib ist vor ihm sicher, zahllose arme Mädchen hat er mit Gewalt genommen und unglücklich gemacht, in den See haben sie sich gestürzt…«
»Aber das ist doch alles gar nicht wahr«, entfuhr es Brianna. »Ihr habt Lügen über ihn gehört, weil die beiden Clans verfeindet waren. In Wahrheit ist Connor MacDean großherzig, voller Verständnis, geduldig …«
Es konnte nicht schaden, ein wenig zu übertreiben.
»Gerede! Ich weiß es von jemandem, der Connor besser kennt als jeder andere.«
Isla drehte den Kopf zur Wand, um anzudeuten, dass das Gespräch damit beendet sei. Doch Brianna blieb hartnäckig auf ihrem Hocker sitzen. Ein Verdacht war in ihr aufgestiegen - aber nein, das war doch vollkommen verrückt. Aber es waren seine Worte gewesen, genau so hatte er Connor verleumdet. Das konnte nicht sein. Und doch passte es zusammen …
»Wer war es, Lady Isla?«
Sie erhielt keine Antwort und beschloss, einen Versuch zu wagen.
»Ich will es Euch sagen. Es war Gordon MacDean, der Euch diese Lügen über seinen Bruder erzählt hat.«
Sie hatte ins Schwarze getroffen, denn Isla zuckte heftig zusammen.
»Er ist auch der Vater des Kindes, das Ihr tragt, nicht wahr? Wie konnte ihm das gelingen, da die Clans doch verfeindet waren?«
Isla hatte die Augen geschlossen und schwieg lange Zeit. So lange, dass Brianna schon fürchtete, sie würde ihr nicht antworten. Doch endlich vernahm sie ihr Flüstern, so leise, dass sie den Kopf zu ihr hinüberneigen musste.
»Auf einem Ausritt sind wir uns begegnet. Er war zärtlich, und ich liebte ihn. Wir trafen uns oft, heimlich, draußen in der Heide. Er sagte, bald würde er Clanchief sein, und schwor, mich dann zu heiraten. Ich glaubte ihm und habe auf ihn gewartet, bis jetzt habe ich gehofft, er würde kommen ….«
Die Gedanken wirbelten in Briannas Kopf durcheinander,
wie eine Schar Vögel, die in den Sturm geraten waren.
»Gordon hat Euch erzählt, er würde Clanchief werden? Und das habt Ihr ihm geglaubt, da Ihr doch wusstet, dass Connor der ältere Sohn ist?«
Isla starrte mit bewegungslosem Gesicht zur Decke und grub die Zähne fest in ihre Unterlippe. Sie musste Gordon vollkommen hörig gewesen sein, um all diese Lügen für wahr zu halten. Wenn sie doch nur endlich zur Besinnung käme.
»Du hast Schweigen gelobt«, flüsterte Isla. »Gott wird dich strafen, wenn du deinen Eid brichst!«
Das stimmte leider. O Gott - wenn sie geahnt hätte, was sie erfahren würde, sie hätte ganz gewiss nichts geschworen.
»Ihr habt dem falschen vertraut, Lady. Nicht Connor - Gordon ist der Lügner und der Verführer. Ich flehe Euch an: Sagt Eurem Bruder und Eurem Bräutigam die Wahrheit - es ist die einzige Rettung für Euch. Connor wird Euch vergeben, ich bin sicher, dass er es tun wird. Bitte Lady Isla - begeht keine Todsünde und vertraut meinem Rat!«
»Spiel mir auf der Laute vor, Bardin. Ich will nachdenken.«
Kapitel 34
Brianna nahm die Laute aus dem Futteral und zupfte einige zarte Weisen, doch sie war mit den Gedanken nicht bei ihrer Musik. Vor ihren Augen sah sie wieder jene unheimliche Gestalt, die sie im Traum erblickt hatte, ein Mann, der Connors Körper hatte, aber den Kopf eines Wolfes trug. Gordon war mehr als ein Lügner und Verführer, er war gefährlich wie ein Raubtier. Schaudernd dachte sie daran, welch bösen Fluch er ihr entgegengeschleudert hatte, bevor er Glenworth Castle verließ. Connor werde in London sterben, so wie Braveheart gestorben war, und sie, Brianna, würde Gordon gehören.
Er hatte Isla schon vor Monaten erzählt, er würde Clanchief werden. War das nur eine Erfindung gewesen, um Isla gefügig zu machen? Oder hatte er damals schon vorgehabt, seinen eigenen Bruder zu vernichten? War Gordon am Ende jener Verräter gewesen, der Connors Plan in London scheitern ließ? Hatte er auch in Craigton Castle dafür gesorgt, dass man sie und Connor an Mathew Crow verriet?
Aber das war doch absurd. Gordon war Schotte, er hatte gemeinsam mit Connor gegen die Engländer gekämpft - wenn er seinen Bruder hasste, dann konnte er ihn irgendwo überfallen und töten. Er musste ihn nicht an die Engländer verraten.
Aber weshalb dann diese Drohung? Connor sollte in London hingerichtet werden, schimpflich und grausam, so wie Braveheart es erlitten hatte?
Plötzlich fiel ihr
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