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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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wieder ein, was Sir Lewis ihr damals gesagt hatte. Sie solle sich von Gordon fernhalten. Nun bekamen diese Worte einen anderen Sinn. Wenn Gordon als Verräter auf Craigton Castle gewesen war, dann musste Sir Lewis das gewusst haben.
    Hilfesuchend blickte sie zu Isla hinüber, denn nur sie konnte Gordons doppeltes Spiel aufdecken. Doch Isla hatte die Augen geschlossen, und an ihren ruhigen Atemzügen erkannte Brianna, dass sie eingeschlafen war.
    Sie hat nicht den Mut, die Wahrheit zu gestehen, dachte Brianna erbittert. Ich muss Connor warnen. O Gott, er wird mich nicht hören wollen und noch weniger wird er mir Glauben schenken - aber ich muss es versuchen.
    Leise packte sie ihre Laute wieder ein, warf noch einen Blick auf die Schlafende und verließ dann das Gemach. Vor der Pforte hockte der Page auf dem Fußboden, den Rücken gegen die Wand gelehnt, sein Kopf war im Schlaf auf die Brust gesunken. Kein Wunder, es war schon spät, und der kleine Kerl musste todmüde sein.
    Wo würde sie Connor jetzt finden? Vermutlich hielt er sich im gleichen Raum wie Gavin MacMorris auf, in dem großen Gemach, das in fast allen Burgen der Familie des Burgherrn, aber auch ihren Gästen und guten Freunden vorbehalten war. Wenn sie Pech hatte, waren Gavin und Connor schon zu Bett gegangen, dann würde sie es mit den übereifrigen Pagen und wohl auch mit einigen Mägden und Getreuen des Burgherrn zu tun bekommen, die ebenfalls dort nächtigten. Das Schlimmste jedoch war, dass sie Isla diesen dummen Eid geschworen hatte. Würde die Heilige Jungfrau ihr vergeben, wenn sie ihren Schwur brach,
um Connors Leben zu retten? Vermutlich nicht. Aber diese Sünde würde sie auf ihr Gewissen nehmen, wenn sie nur Connor helfen konnte. Sie war seine Gefährtin, seine Beschützerin - sie liebte ihn mehr als ihr Leben und auch mehr als ihre ewige Seligkeit.
    Es war dämmrig im Flur, denn der Page hatte die Laterne fast ausbrennen lassen. Tastend bewegte sie sich an der Wand entlang, die Pforte zum großen Gemach lag vermutlich dem Treppenaufgang gleich gegenüber. Da war sie schon, eine breite Tür aus Eichenholz, ihre Hände tasteten über die schweren Eisenbeschläge, wenn sie Glück hatte, war der Riegel von innen nicht vorgeschoben, und sie konnte unbemerkt in das Gemach schleichen …
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich, glaubte zuerst noch, der kleine Page sei erwacht und wolle nun Lärm schlagen, dann jedoch spürte sie einen heftigen Schmerz an der Schulter und zugleich legte sich eine harte Hand über ihren Mund.
    Ihre Gegenwehr war nur kurz, denn man presste ihr nicht nur den Mund, sondern auch die Nase zu. Ein dunkler Schlund tat sich vor ihr auf, der sie kreisend in sich hineinsog, sie gegen harte Wände stieß, ihren Kopf malträtierte, bis er endlich ihrer überdrüssig wurde und sie wie einen nutzlosen Stein ausspuckte. Sanfte, kühle Stille umfing sie, sie schwebte in purpurner Luft, kleine Wölkchen zogen an ihr vorüber, auf einer saß ein weiß gekleideter Engel mit abstehenden Ohren, der eine Trommel zwischen den Knien hielt.
    »Dum … dum … dum …«
    Der Engel schlug mit einem hölzernen Löffel auf die Trommel ein, und jeder Schlag löste einen dumpfen Schmerz in Briannas Kopf aus.
    »Dum … dum … dum …«

    Sie wedelte mit der Hand, um die Wolke mit dem trommelnden Engel fortzuschieben, doch das Wölkchen war ein zarter Dunst, und ihre Hand fand keinen Widerstand, sie glitt durch die Wolke hindurch. Wie konnte dieser perfide Engel dann darauf sitzen?
    »Dum … dum … dum …«
    Jemand lachte, das konnte nicht der Engel sein, denn es war das heisere Lachen eines älteren Mannes. Ihr Kopf dröhnte jetzt ohne Unterbrechung, immer noch vernahm sie die Trommelschläge, doch der Engel auf dem Wölkchen war verschwunden. Nur die purpurne Farbe war übrig geblieben, sie war kräftiger geworden, hatte nichts mehr von einem zarten Lüftchen, sie brannte in den Augen.
    »Du hast sie übel zugerichtet«, sagte eine alte Frau.
    »Das hat sie sich verdient«, antwortete eine männliche Stimme, die ihr auf erschreckende Weise bekannt war. »Zieh das Tuch um ihren Mund fester - sie wird schon nicht ersticken.«
    Das Atmen wurde schwerer, die Trommelschläge stolperten und Brianna wurde klar, dass die Trommel ihr eigener Herzschlag war. Sie spürte jetzt am ganzen Körper heftige Schmerzen, vor allem in den Hand- und Fußgelenken, das Schlimmste jedoch war das dumpfe Gefühl in ihrem Schädel.
    »Du kannst jetzt ruhig

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