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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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umgedreht wird.
    Es war dunkel um sie herum, denn die beiden hatten die Lampe mitgenommen. Mühsam setzte sie sich auf, ihr Kopf schien ungeheuer groß zu sein, das Denken fiel ihr schwer, auch bekam sie nur wenig Luft, denn man hatte ihr ein Tuch in den Mund gestopft. Es wurde ihr schlecht, und sie fiel wieder zurück. Hände und Füße waren völlig ohne Gefühl, als gehörten sie gar nicht zu ihrem Körper.

Kapitel 35
    Connor wurde von den Stimmen der Turmwächter geweckt, die zur Wachablösung ein wenig miteinander schwatzten. Man fluchte über das kalte, diesige Wetter und murrte, dass in dieser mondlosen Nacht sowieso nichts zu erkennen war - wozu dann überhaupt Wachen auf dem Turm?
    »Wird eine große Hochzeitsfeier geben - eine Menge Rinder und Schweine haben dran glauben müssen und frisches Bier wird gebraut.«
    »Die guten Sachen fressen uns sowieso die hohen Herrschaften weg. Ich bin nur froh, wenn alles vorbei ist und das Brautpaar davonzieht.«
    »Weshalb denn das?«
    »Weil dieser Bursche allen Weibern die Köpfe verdreht. Mein Mädchen redet nur noch von Connor MacDean, wie groß er sei, wie stark und wie anziehend sein Lächeln. Erschlagen könnte ich den Kerl …«
    »Pssst. Dummkopf!«
    Die beiden verstummten augenblicklich - vermutlich hatte der Schwätzer von seinem Kumpanen einen deutlichen Fingerzeig erhalten, dass der »Kerl« nur kein kleines Stück von ihm entfernt auf dem Boden nächtigte und möglicherweise zugehörte. Connor hatte nicht vor, ihn zu bestrafen, das wäre gar zu lächerlich gewesen, doch die Worte verbitterten ihn. Wie ein Hohn kam es ihm vor, dass man ihm seine Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht neidete,
während die einzige Frau, die ihm jemals etwas bedeutet hatte, die er liebte und mit der er sein Leben hatte teilen wollen, nichts mehr von ihm wissen wollte.
    Es war schon das zweite Mal, dass er auf dem Turm nächtigte, und Gavin hatte so manchen unpassenden Scherz darüber gemacht. Vorgestern Nacht war er voller Reue gewesen, hatte sich geschämt, Brianna so hart angefasst und beleidigt zu haben. Sie hatte ihm etwas erklären wollen, doch er hatte in seiner blinden Wut gar nicht zugehört. Schlaflos hatte er sich hin-und hergewälzt, war kurz davor gewesen, zu ihr zurückzulaufen und sie um Verzeihung zu bitten. Doch er hatte es nicht getan, denn rechtzeitig fiel ihm ein, wie schamlos sie vor allen Gästen der Abendtafel getanzt hatte, und die Eifersucht ließ sein Herz erstarren.
    Es hatte ihm tags darauf ein diebisches Vergnügen bereitet, seiner Braut den Hof zu machen, denn er hatte sehr wohl gewusst, dass Brianna ihm dabei zusah. Auch sie sollte die Eifersucht spüren - falls sie überhaupt noch etwas für ihn fühlte.
    Er hatte gehofft, sie würde abreisen, wie er es von ihr verlangt hatte, denn dann wäre alles leichter gewesen. Aber natürlich blieb sie, vermutlich tat sie es nur, um ihn mit ihrer Anwesenheit herauszufordern. Was, zum Teufel, ging in ihrem Kopf eigentlich vor? Weshalb stieß sie ihn von sich, um ihn danach umso heftiger zu verführen? »Das Weib ist ein Geschöpf des Teufels« hatte ein Priester auf Glenworth Castle einmal gesagt. Damals war er darüber in heftigen Zorn geraten und hatte mit dem Priester gestritten - jetzt dachte er darüber nach, ob in diesem Satz nicht vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit steckte.

    Als er am heutigen Abend im Burgzimmer auf dem Lager lag und nicht einschlafen konnte, waren wieder Zweifel über ihn gekommen. Er überlegte, ob er nicht leise zu Brianna hinübergehen sollte, um mit ihr zu reden, sie zu fragen, eine Erklärung zu finden. Dann jedoch hörte er leises Lautenspiel, zart, aber deutlich genug um zu erkennen, dass sie es war, die drüben für Isla MacMorris musizierte. Der Ärger war erneut in ihm hochgeschossen - seine Vermutung war richtig gewesen, sie hatte nichts anderes im Sinn, als ihn zu peinigen und sich über ihn lustig zu machen. Er widerstand der Versuchung, sie im Flur abzufangen, um sie zur Rede zu stellen, denn er fürchtete, sich so sehr zu vergessen, dass es ein Aufsehen geben würde. Deshalb war er auf das oberste Stockwerk des Turmes gestiegen, um die Nacht wieder unter freiem Himmel zu verbringen. Dort würde er wenigstens vor ihrem perfiden Lautenspiel sicher sein.
    Beim ersten Morgengrauen begann es zu nieseln, und Connor erhob sich, um hinunter in den Raum des Burgherrn zu gehen. Schweigend ging er an dem Wächter vorbei, der blass vor Angst in die schwarzen Hügel

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