Herzensstürme - Roman
schlafen gehen, Akira«, sagte der Barde Logan. »Ich passe auf sie auf.«
»Das könnte dir so gefallen«, gab die Alte boshaft zurück. »Morgen früh, wenn das Tor geöffnet wird, helfe ich dir, sie in deinem Wagen zu verstecken. Dann kannst du sie fortschaffen und mit ihr tun, was du magst. Hier in der Burg wirst du sie in Ruhe lassen. Immerhin ist sie Finleys Tochter, auch wenn sie das Kind einer dreckigen Sarazenenhure ist.«
Brianna spürte, wie der purpurne Nebel vor ihren Augen heller wurde, sich in ein grelles Gelb verwandelte, doch sie zwang sich, die Augen geschlossen zu halten. Jemand hielt eine Kerze über sie, und ganz sicher wurde sie von aufmerksamen Augen genauestens betrachtet.
»Sie ist noch nicht wieder bei sich«, stellte Logan mürrisch fest. »Was ist mit der Laute, Akira? Du hast mir einen Lohn versprochen.«
»Die Laute bleibt hier - du bekommst das Mädchen.«
Langsam begriff Brianna ihre schreckliche Lage. Die Alte musste Islas Tante sein, von ihr hatte sie nichts Gutes zu erwarten. Und von Loga erst recht nicht.
»So war unsere Abmachung nicht«, begehrte Logan auf. »Du schuldest mir einen Lohn dafür, dass ich dich vor dieser kleinen Bestie gewarnt habe. Ich ahnte doch, dass sie endlich hierher gelangen würde, der Teufel muss ihr gesagt haben, dass sie Finley MacMorris Tochter ist.!«
Die alte Akira lachte leise und höhnisch.
»Wenn du selbst es ihr nicht im Suff verraten hast, Barde.«
»Kein Sterbenswörtchen habe ich ihr gesagt. Nicht einmal im Traum. Es könnte höchstens sein, dass sie sich noch daran erinnert, was ihre Sarazenenmutter ihr damals erzählt hat. Doch das ist lange her und ich bin sicher, dass sie alles vergessen hat.«
»Wie auch immer. Du wirst dafür sorgen, dass sie niemals zurückkehrt«, murmelte die Alte und zerrte an dem Riemen um Briannas Handgelenk, um seine Festigkeit zu prüfen. Es tat nicht einmal mehr weh, ihre Hände waren fast abgestorben.
»Das will ich gern tun«, knurrte Logan. »Aber dafür bekomme ich die Laute. Ich bin ein Barde und brauche dieses Instrument.«
»Damit du die kostbare Laute um ein paar Krüge Schnaps verschacherst? So wie du es auch mit dem Ring gemacht hast, den Dinah dir gegeben hat?«
»Verflucht - damals waren wir am Verhungern. Aber ich habe dir den Ring beschrieben, er war aus Gold, ein breiter Reif mit einem runden roten Stein, der darin eingelassen war.«
»Du Dreckskerl hast Finleys Ring verhandelt. Ich kannte ihn genau, er hätte meinem Mann gehören müssen, aber Finley, dieser Dummkopf, gab ihn seiner Sarazenenhure.«
»Schau an - und mir hat sie erzählt, sie sei die Ehefrau von Finley MacMorris.«
Akira spuckte verächtlich aus, und das helle Licht wurde endlich wieder fortgenommen. Brianna spürte, wie es in ihrem Kopf hämmerte, es war der gleiche Rhythmus, in dem ihr Herz schlug. Die Alte hatte einen Namen genannt. Dinah. Es war der Name ihrer Mutter. Dinah. Wie hatte sie das vergessen können?
»Welch eine Heirat kann das schon gewesen sein, so weit fort von der Heimat? Keiner von unserem Clan ist dabei gewesen und konnte es bezeugen. Für uns war sie nichts als seine Kebse und das Mädchen ein Bastard.«
»Mir ist’s nur recht so«, sagte Logan. »Aber wenn ich heute Nacht schon nicht bei der Kleinen bleiben darf, dann musst du mir wenigstens einen Schlummertrunk besorgen. Und wegen der Laute …«
Eine hölzerne Tür knarrte, das Holz schliff über den Boden, vermutlich hing die Tür schief in den Angeln. Es roch nach Feuchtigkeit und Schimmel, aber
auch nach Räucherwurst, Getreide und fauligen Rüben. Sie mussten sich in einer der Vorratskammern befinden, die meist unter der Küche in den Boden eingegraben waren.
»Deinen Schlaftrunk sollst du haben, Barde. Aber nicht zu viel, damit du morgen in aller Frühe wieder wach bist. Wir werden die Kleine in einen Sack stecken und auf deinen Karren laden, dann schaut es aus, als ob du von uns ein wenig Gerste und einige Kohlköpfe geschenkt bekämest. Sobald das Burgtor geöffnet wird, machst du dich mit deinem Karren davon.«
»Ich gehe nicht ohne die Laute!«
»Sei froh, dass ich nicht den Ring von dir zurückforderte, Barde!«
Die Tür wurde wieder zugeschoben, es knirschte, und man musste zweimal ansetzen, um sie zu schließen. Auch der Riegel ließ sich nur mühsam vorschieben, er klemmte und wehrte sich, Brianna hörte die Alte fluchen. Dann vernahm sie das metallische Geräusch eines Schlüssels, der in einem Vorhängeschloss
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