Herzensstürme - Roman
flehte Connor. »So nimm doch Vernunft an. Lass den Riegel los, du machst alles nur schwieriger mit diesem Starrsinn.«
»Nein!«, keuchte sie und klammerte sich nur fester
an den Holzbalken. »Gordon ist ein Verräter, er will dich und mich töten. Ihr dürft ihn nicht in die Burg lassen.«
Connor warf einigen Kämpfern, die sich mit langsamen Schritten näherten, warnende Blick zu. Die Männer blickten sich unsicher an und blieben erst einmal stehen, um sich zu beraten. Eine Magd schrie hell auf, man dürfe Connor MacDean nichts antun, eine zweite begann zu weinen.
»Du hast einen Schlag auf den Kopf bekommen, Brianna«, raunte Connor ihr zu. »Du bist noch verwirrt, sonst würdest du meinen Bruder niemals einen Verräter nennen.«
»Er will dafür sorgen, dass du in London hingerichtet wirst, Connor. Das hat er mir gesagt, als er von Glenworth Castle fortritt.«
Connor stöhnte leise auf und drehte die Augen zum Himmel.
»Das sagte er, weil er aufgeregt und zornig war. Niemals würde Gordon im Ernst an so etwas denken.«
»Er will dich töten, um Clanchief zu werden.«
»Du bist ja vollkommen wirr im Kopf, Brianna! Lass jetzt diesen Riegel los. Willst du, dass ich um deinetwillen Blut vergieße?«
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf, doch auch als er sie jetzt am Arm fasste, hielt sie eigensinnig den Balken fest. Schläge dröhnten gegen das Tor - Gordon, der auf der anderen Seite wartete, plagte die Ungeduld.
»Wie lange sollen wir hier stehen?«, rief Gordon, bemüht, seiner Stimme einen unbefangenen Ton zu geben. »Empfängt man so die Hochzeitsgäste? Meine Freunde und ich haben drei Wagen voller Geschenke hergebracht - sollen wir die wieder mitnehmen?«
Oben auf der Treppe vor dem Wohnturm war jetzt Bewegung entstanden, denn Isla MacMorris war aus ihrem Gemach nach unten gelaufen. Man konnte nicht hören, was sie mit ihrem Bruder beredete, doch Brianna sah ihren aufgelösten Zustand, die roten Flecken auf ihren blassen Wangen, die erhobenen Arme, die sich zum Tor hinüberstreckten. Rief sie nach Gordon? Glaubte sie am Ende, der Vater ihres ungeborenen Kindes sei endlich gekommen, um sie zu heiraten, so wie er es ihr versprochen hatte? Gavin, der seine Schwester in die Arme genommen hatte, um sie zu beruhigen, trat jetzt einige Schritte zurück - seine Haltung und seine Gesichtszüge drückten Entsetzen aus. Als er nun seine Befehle über den Hof schrie, klang seine Stimme schrill, als gehöre sie einem Tobsüchtigen.
»Öffnet das Tor - verflucht! Lasst Gordon MacDean in die Burg, ich habe mit ihm ein Wörtlein zu reden. Worauf wartet ihr? Ich will sie alle in Ketten vor mir sehen - Connor und Gordon und die Bardenhure dazu.«
Die Verwirrung war groß, denn niemand konnte begreifen, was vor sich ging. Doch etliche der alten Kämpfer waren zu den Waffen gelaufen, denn sie waren ohnehin von einem dauerhaften Frieden mit den MacDean nicht überzeugt gewesen. Nun schien der alte Streit wieder aufgebrochen und die Lage war günstig, denn man konnte beide Söhne des alten MacDean als Geiseln gefangen nehmen.
»Gib mir dein Messer«, rief Brianna. »Ich kämpfe an deiner Seite, Connor!«
Er achtete nicht darauf, denn schon drangen die ersten Kämpfer auf ihn ein. Sie hatten es nicht leicht, denn Connor wusste das Schwert kräftig zu führen.
Bald floss Blut, und die Männer wurden vorsichtiger, griffen von mehreren Seiten an und versuchten verbissen, ihn vom Tor abzudrängen. Tumult erhob sich, von allen Seiten drängten sich Neugierige herbei, Hühner gackerten, der braune Hund kläffte wütend und in einem der Häuser donnerten Pferdehufe gegen die geschlossene Eingangstür. Kelvin stürzte mit gezückter Waffe herbei, stieß die Umstehenden beiseite und eilte seinem Freund Connor zu Hilfe.
»Du wirst dir eine blutige Nase einhandeln«, rief Connor ihm zu, als Kelvin neben ihm stand und die Gegner abwehrte.
»Mein Zinken ist Kummer gewohnt«, gab Kelvin zurück. »Ich bin der Freund eines Irrsinnigen und werde ihm die Treue halten.«
»Darüber reden wir später.«
»Falls wir uns im Jenseits begegnen sollten - gern.« Kelvin stieß ein heiseres Gelächter aus und schlug so hart zu, dass seinem Gegner das Schwert aus der Hand sprang. Brianna hatte sich von dem Balken gelöst, mit ausgebreiteten Armen stand sie vor dem Tor, starrte auf die Kämpfenden und begriff, dass sie der gewaltigen Übermacht nicht lange standhalten konnten. Gütiger Himmel - sie hatte Connor retten wollen, doch nun war
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