Herzensstürme - Roman
trennte sie noch von den Mauern.
Connor war auf Gavin zugegangen, hatte ihm die Hand entgegengestreckt und erklärt, sein Freund und Verbündeter zu sein. Gavin hatte eingeschlagen. Immer noch waren ihm die Zusammenhänge reichlich unklar, doch angesichts der Bedrohung von außen blieb alles andere unwichtig.
»Wie es scheint, hat deine kleine Ke… ich meine, diese hübsche Bardin meine Burg gerettet«, bemerkte er. »Verdammt noch einmal - und zuerst habe ich geglaubt, sie sei etwas wirr im Turmstübchen. Wieso hast du gewusst, was dieser Verräter vorhatte, Mädchen?«
Brianna spürte, dass auch Connor sie fragend ansah, und sie grinste.
»Es muss daran gelegen haben, dass ich einen Schlag auf den Kopf erhielt, Sir. Ich war plötzlich fest davon überzeugt, dass wir Gordon MacDean auf keinen Fall in die Burg lassen durften. Weshalb, das wusste ich selbst nicht so genau.«
»Ein schlaues Weib sieht oft mehr als hundert Männer«, gab Gavin anerkennend zu. »Es ist Mathew Crow, der das Heer anführt. Der dreckige Aasgeier hat wohl geglaubt, wir wären blind und taub, weil wir eine Hochzeit feiern wollten. Aber er hat sich getäuscht!«
Crow hatte eine große Zahl von Kämpfern mitgebracht, vermutlich hatte er in den englischen Garnisonen um Verstärkung seines Heeres gebeten, und man hatte ihm genügend Männer zur Verfügung gestellt. In Brianna war bei der Nennung seines Namens eine düstere Ahnung aufgestiegen und ein Blick in Connors Gesicht bewies ihr, dass auch er besorgt war. Die Engländer hatten sich bisher in den Highlands nur selten blicken lassen. Weshalb griff Mathew Crow jetzt plötzlich diese Burg an?
Einstweilen jedoch schien Crow nicht die Absicht zu haben, einen Sturmangriff zu befehlen. Stattdessen verteilten sich seine Kämpfer um die Burg herum, hielten jedoch genügend Abstand, um sich nicht den Pfeilen oder Steinwürfen der Schotten auszusetzen. Der größte Haufen hielt sich vor dem Tor auf und belagerte die schmale Brücke, die über den Graben zur Burg führte. Zu ihnen hatte sich auch der Verräter Gordon gesellt, der tatsächlich etliche Kämpfer in den Planwagen verborgen gehalten hatte, doch nun, da die Verteidiger Pfeile auf sie hinabschossen und mit
Steinen warfen, hatte er sich zu den englischen Gewappneten zurückgezogen. Man konnte sehen, dass er in eifrigem Gespräch mit Mathew Crow war und mit den Händen in der Luft herumfuchtelte, vermutlich musste er ihm erklären, weshalb sein kluger Plan fehlgeschlagen war. Crow ließ ihn eine Weile reden, dann gebot er ihm durch eine Handbewegung den Mund zu halten, und Gordon gehorchte. Der englische Statthalter Mathew Crow bot zwar einen lächerlichen Anblick zu Pferde, denn er hatte seinen kleinen, fetten Körper in ein Panzerhemd gezwängt, das ihn ganz sicher fürchterlich beengte, dennoch zeigten seine Gesten Autorität.
Zwei englische Ritter lösten sich jetzt aus der Gruppe der Kämpfer und schienen über die Brücke auf das Tor zureiten zu wollen. Sie trugen Helme, so dass man nur den unteren Teil ihrer Gesichter sehen konnte, doch es waren junge Männer, die sich vermutlich durch diesen mutigen Gang auszeichnen wollten. Sie hatten weder Schwert noch Lanze und ritten langsam hintereinander, immer gewärtig, dass man von den Mauern Pfeile auf sie abschießen könnte..
»Sie wollen verhandeln«, sagte Connor, der neben Gavin auf einem der Tortürme stand. »Vermutlich will Crow dir die Bedingungen für die Übergabe der Burg mitteilen.«
»Da hat er Pech«, knurrte Gavin. »Meine Burg bekommt Crow nur über meine Leiche.«
Kapitel 37
Die beiden jungen Kämpfer waren inzwischen dicht vor dem Burgtor angelangt, trotz ihrer Kettenpanzer wäre es ein Leichtes gewesen, sie von den beiden Tortürmen herab mit einigen Speerwürfen zu töten. Doch nichts geschah - Gavin hatte beschlossen, die Botschaft anzuhören.
»Unser Herr Sir Mathew Crow, Statthalter des englischen Königs, kommt nicht, um diese Burg anzugreifen«, rief einer der beiden laut aus. »Er fordert Gavin MacMorris auf, die Verräter Connor MacDean und die Bardin Brianna auszuliefern, die sich hier auf der Burg befinden.«
Gavins Zornadern an den Schläfen schwoll an, denn dieses Ansinnen war eine unglaubliche Frechheit.
»Auf meiner Burg gibt es keine Verräter«, rief er nach unten. »Allerdings gibt es Männer und Frauen genug, die ihr Leben für unsere schottische Heimat wagen. Wir nennen sie Freiheitskämpfer, und wenn Mathew Crow sie haben will, dann muss
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